1877 – das Blaue Kreuz wird für Suchtkranke in Genf gegründet, das erste Wimbledon Tennis Turnier wird ausgetragen, Otto von Bismarck fasste im Kissinger Diktat seine außenpolitische Europa Strategie zusammen, das Ballet Schwanensee wird im Bolschoi-Theater erstmals in Moskau uraufgeführt, die russische Armee überquert die Donau, um in das damalige Osmanische Reich einzufallen, meine beiden Großväter wurden erst 40 Jahre später geboren und das Port Wein Haus Burmester hat bereits 147 Jahre Port Weine produziert …
Genau 138 Jahre später wurde dann eine dieser vor Ewigkeiten produzierten Flaschen entkorkt und voller Vorfreude und Spannung in Gläser gefüllt. Die Flasche sieht echt aus, der Korken ist kurz, schwarz und macht auch nicht den Anschein gefälscht worden zu sein. Das Etikett wurde sicherlich erst in den 1960er/70er Jahren auf die Flasche gekleistert, was in der damaligen Zeit ein ganz normaler Vorgang war. Da die Flasche auch durch einen Zufall zu einem sehr günstigen Kurs von dem Gönner erworben wurde, scheint es sich also um eine echte, alte Flasche zu handeln.
Die Farbe weisst ein braunes, recht dichtes Mahagonibraun auf. Der Duft wirkt leicht brandig; viel Karamell, frisch geröstete Kaffeebohnen, Zimt und insgesamt sehr, sehr intensiv. Geschmacklich erinnert dieser noch sehr vitale und lebendige Zeitzeuge, der immerhin zwei Weltkriege und noch jede Menge mehr überlebt hat, sehr stark an einen weichen Brandy. Karamellisiert bis zum Anschlag, Glycerin bis der Arzt kommt und ein Abgang, der Minuten anhält. Fein ist dieser Tropfen nicht, aber er bietet ein facettenreiches Gesamtbild, welches an süße Erde, Werthers Echte und starken Mokka erinnert. Dieses Produkt hätte sicherlich noch viele weitere Jahrzehnte überlebt, wurde dann aber ein Opfer eines großen Abends und eines unvergesslichen Erlebnisses.
Infos zum Port Wein Haus Burmester: www.burmester.pt