Côtes du Rhône

Côtes du Rhône

Wer Weingenuss nicht nur aus geschmacklichen Gründen schätzt, sondern auch aufgrund der dahinter stehenden Historie, der wird von den letzten 150 Kilometern der Rhône als einem der geschichtsträchtigsten Weinbaugebiete Frankreichs begeistert sein. Zweieinhalb bewegte Jahrtausende sind es, auf die man hier zurückblickt - was man gar nicht so recht glauben mag, wenn man auf die friedliche Landschaft mit ihren Obstplantagen, Lavendelfeldern, dem einen oder anderen Atomkraftwerk und natürlich dem alles dominierenden Fluss blickt. Er entspringt aus einem Gletscher im schweizerischen Wallis und fließt erst ein Stückchen durch die Alpen, dann durch den Genfersee und schließlich als wasserreichster Strom Frankreichs insgesamt 800 Kilometer weit Richtung Süden, bevor er bei Marseille ins Mittelmeer mündet. Als Gründer dieser damals Massalia genannten Stadt siedelten sich vor 2500 Jahren phönizische und griechische Seefahrer an und schufen Weinberge - die ersten auf französischem Gebiet überhaupt - immer weiter den Fluss hinauf. Von Norden her arbeiteten ihnen irgendwann die Kelten entgegen, die ihrerseits den Weinbau für sich entdeckt hatten. Kurz nach Christi Geburt waren die Hänge schon über und über mit Rebstöcken bedeckt, wie der Geschichtsschreiber Strabon berichtet. Unter den Römern wurde dann Lugundum, das heutige Lyon, zu einem bedeutenden Knotenpunkt, von dem aus sich die Transportwege Richtung Paris, in den Alpenraum und die Mittelmeerregion auffächerten. Die Rebenzucht war jetzt kein netter Zeitvertreib mehr, sondern für das öffentliche Leben elementar wichtig: erstens zur Versorgung der vielen tausend dort stationierten Soldaten, zweitens als Exportgut und drittens als Art der Altersvorsorge, denn Invaliden und alte Kämpfer verdienten sich nach ihrem aktiven Dienst ihren Lebensunterhalt oft auf diese Weise. Im Mittelalter dann unterstanden die Weinberge größtenteils der katholischen Kirche und zeitweise sogar deren Oberhaupt - doch dazu später mehr.

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Im Detail

Côtes du Rhône

 
Das über 60 000 Hektar große Weinbaugebiet Rhône, das drittgrößte in Frankreich und nach Produktionsmenge sogar auf Platz zwei, erstreckt sich über ganze sechs Départements. Es beginnt bei Vienne, von wo es sich als recht dünner Streifen am Fluss entlang bis kurz vor Montélimar zieht - dieser Bereich wird als nördliche Rhône bezeichnet. Das Tal ist hier recht eng, weswegen die Reben zumeist auf steilen Terrassenlagen gedeihen, bevorzugt in Süd- oder Südostausrichtung. Maßgeblich ist der Kontrast zwischen heißen Sommern und klirrend kalten Wintern, einer der wichtigsten klimatischen Faktoren ist jedoch der Mistral. Winzer fürchten den kalten, ein Drittel des Jahres blasenden Polarluft-Fallwind aus dem Norden für seine rohe Gewalt, die sich an den oft stark nach Süden gebogenen Bäumen der Region ablesen lässt. Um ihm trotzen zu können, setzt man in den Weinbergen häufig auf die Gobelet-Erziehung, bei der die Rebstöcke nicht auf Drahtrahmen gezogen werden, sondern als Busch mit dickem Stamm und kugeliger Krone sehr nah am Boden wachsen - dem Namen nach eben becherförmig. Allerdings bringt der Mistral auch Vorteile mit sich: er vertreibt die Wolken und ermöglicht so mindestens 2000, in manchen Gebieten sogar 2800 Sonnenstunden im Jahr. Feuchtigkeit durch Tau, Nebel oder Regen trocknet außerdem schnell weg und mindert für die Trauben das Risiko, an Fäulnis zu erkranken; auch Schädlinge finden unter ihm kaum Halt auf den Pflanzen. Sie gedeihen hier, bedingt durch die Nähe zum Massif central und den Alpen, vorwiegend auf Schiefer und Granit, die mit Glimmer und Gneis durchsetzt sind und an der Oberfläche zu feinen Auflagen verwittern. Von Montélimar bis nach Avignon spricht man dann von der südlichen Rhône - dies ist die eigentliche AOC Côtes du Rhône und mit 50 000 Hektar deutlich größer als der Norden - die allermeisten im Ausland angebotenen Flaschen Rhônewein stammen von hier. Das Tal wird erheblich breiter, was eine Ausdehnung weit über die nähere Ufergegend hinaus ermöglicht. Ist das Klima im Norden noch deutlich kontinentaler geprägt, präsentiert es sich hier eindeutig mediterran mit Gluthitze im Sommer und milden, recht feuchten Wintern. Ein abwechslungsreicher Mix verschiedenster Böden sorgt dafür, dass jede Rebsorte ihren optimalen Untergrund findet. Typisch sind die glattgeschliffenen, an kleine Brotlaibe erinnernden Rollkiesel, die während der Eiszeit angespülten Galets roulés. Die relative Weite der Landschaft ermöglicht einen mehrstufigen Anbau: am Ufer auf Schwemmland und Sand, etwas höher auch Lehm und Ton, später auf Kiesterrassen und schließlich, in den felsigen Hügelketten und kleinen Gebirgen, vor allem auf Kalk und Mergel.

Mit Abstand wichtigste Rebsorte ist die vor allem in Süden kultivierte Grenache, ertragreich und bestens an das heiße und windige Klima angepasst. Ihr hoher Alkohol und Extrakt machen sie zu einem wahren Geschmacksträger, der die Zunge in wohlige Wallung versetzt. Mit ihrer an Kirschen erinnernden, dichten Fruchtigkeit bei gleichzeitig recht blasser Farbe und niedrigem Säure- und Tannin-Gehalt gilt sie nicht nur als perfekt für unkomplizierte Roséweine, sondern auch als idealer Verschnittpartner für kräftigere Sorten, die sie mit ihrer warmen Geschmeidigkeit abpuffert. Als solcher ist vor allem der Syrah bekannt, der seinen Ursprung hier im Rhônetal hat und unter dem Namen Shiraz auch in Übersee, besonders in Australien erfolgreich ist. Er dominiert den Norden und präsentiert sich als genaues Gegenteil der Grenache: in tiefdunklem Rot, gerbstoffbetont und mit würzigen Noten nach Pfeffer und Leder verleiht er der allein manchmal etwas plumpen Grenache die Ecken und Kanten, das gewisse Etwas. In bestimmten Bereichen des Nordens ist der nuancenreiche Syrah sogar die einzige zugelassene Rebsorte, etwa Hermitage; in anderen wie Côte-Rôtie darf zwar eine geschmacksmildernde Rebsorte zugesetzt werden, was man aber nur sehr zurückhaltend nutzt. Der Stil des Syrah-Ausbaus hat sich jüngst ziemlich gewandelt: vor einigen Dekaden noch man entrappte nicht, vergor also die Stiele mit und erhielt Weine, die erst nach jahrelanger Lagerung einigermaßen trinkbar wurden. Heute hingegen setzt man auf nur moderat alkoholischen, eher kühlen Purismus, der sogar nichts mit den süßlich-fetten, konfitüreähnlichen Vertretern von der Südhalbkugel gemein hat. Die hohe Lagerfähigkeit hat sich dennoch erhalten. Nummer drei bei den Roten ist die Mourvèdre, ursprünglich aus Spanien stammend und daher auch unter dem Namen Monastrell bekannt. Bis zu den großen Plagen Ende des 19. Jahrhunderts galt sie als eine der Leitrebsorten ganz Frankreichs, verlor dann aufgrund ihrer Anfälligkeit aber stark an Boden. In jüngerer Zeit erobert sie sich hauptsächlich an der südlichen Rhône wieder Territorium zurück, da Winzer ihre strukturgebenden Eigenschaften schätzen, die den Weinen einen kräftigen Kern verleiht.


Diese drei zusammen machen bereits 86 Prozent der Rotwein-Produktion und nochmal acht Prozent Rosé, also insgesamt schon 94 Prozent des Ertrags aus. Bleibt da für andere Reben überhaupt noch Platz? Aber ja. Von den insgesamt 21 Reben, die für den Qualitätsanbau zugelassen sind, verdienen auch Carignan und Cinsault Erwähnung. Beide haben kein Problem mit Trockenheit und Wind, lieben ausgesprochen warme Standorte und tragen unter diesen Bedingungen sehr reichlich. Carignan wird gern aufgrund der Farbe, Cinsault wegen seiner Frucht als Verschnittpartner genutzt. Apropos, auch hier gibt es regionale Unterschiede: in aller Regel sind die Weine der nördlichen Rhône reinsortig, die der südlichen Rhône Cuvées. Das kann ein Verschnitt aus zwei oder drei Rebsorten sein, wie etwa in der beliebten GSM aus Grenache, Syrah und Mourvèdre, das kann allerdings auch schon mal auf mehr als ein Dutzend Sorten hinauslaufen wie beim mit Abstand berühmtesten Erzeugnis der Region, dem Châteauneuf-du-Pape. Seit 1936 ist festgelegt, dass die Weine der gleichnamigen AOC aus 13 Reben gekeltert werden dürfen, neben den bereits erwähnten auch kaum bekannte wie etwa Terret Noir, Vaccarèse und Muscardin. Hauptbestandteil ist dennoch immer die Grenache, die hier absolute Weltklasse erreicht und allenfalls noch mit jener aus dem spanischen Priorat vergleichbar ist. Vielen unbekannt ist dabei die Tatsache, dass es neben den roten auch weiße Weine aus Châteauneuf-du-Pape gibt, die zum Großteil aus Grenache Blanc bestehen und mit niedriger Säure, zartblumiger Frucht und feinem Schmelz eine wunderbar elegante Harmonie ausstrahlen. Neben den kräftigen, hocharomatischen Viogniers und den hauptsächlich aus Marsanne gekelterten Weißen von Hermitage sind sie die einzigen erwähnenswerten Weißweine der Rhône. Wie aber kam der Wein überhaupt zu seinem weihevollen Namen, der nicht weniger spannende südliche Appellationen wie Lirac, Rasteau oder Gigondas gnadenlos in den Schatten stellt…?


Ende des 13., Anfang des 14. Jahrhunderts steckte das Papsttum in einer ziemlichen Krise. Rom war ein regelrechter Moloch, in dem infolge der Intrigen städtischer Adelsfamilien Meuchelmorde an der Tagesordnung waren. Darüber hinaus wurde der Universalanspruch der Päpste, der geistliche Macht der irdischen übergeordnet sah, zunehmend von weltlichen Herren infrage gestellt: zunächst von den Staufern, dann von den mächtigen, die europäische Politik dominierenden Königen von Frankreich, die vehement eine Gleichstellung forderten. Da es als undenkbar galt, das Papstamt an sich anzugreifen, nutzte Frankreich stattdessen seinen Einfluss, um fortan vor allem französische Kardinäle auf den Heiligen Stuhl zu bringen. Und um diese auch dauerhaft kontrollieren zu können, wies man ihnen ein recht unbedeutendes Städtchen in der südfranzösischen Provinz, weitab von der Hauptstadt Paris zu. Anders als der salbungsvolle Titel des Weines vermuten lässt, konnten die sieben Päpste, die über einen Zeitraum von 70 Jahren in Avignon residierten, mit den dortigen Tropfen nicht besonders viel anfangen: auch halbherzige Gesten des Lokalpatriotismus wie die Anpflanzung neuer Rebstöcke in der Nähe ihrer Residenz täuschten kaum über die Tatsache hinweg, dass ihnen Weine aus dem Burgund deutlich besser mundeten. Nicht einmal ihren Namen wollten die Kirchenoberen für Rhôneweine hergeben: das auf den ersten Papst in Avignon zurückgehende Château Pape Clément liegt in Pessac bei Bordeaux.


Was also ist nun päpstlich an den Weinen der Region? Bis auf den Namen in der Tat nicht viel. Gewählt hatten die Bewohner des kleinen Dörfchens den Namenszusatz erst Ende des 19. Jahrhunderts - vorher hieß man nach den örtlichen Kalkvorkommen jahrhundertelang Châteauneuf Calcernier - anlässlich eines mehr zufälligen, nicht mal zweiwöchigen Urlaubs, den Johannes XXII. im Jahr 1317 dort verbracht haben soll. Zwar ließ er in der Folge ein Schloss errichten, das allerdings eher den Charakter einer Festung hatte und nur hin und wieder aufgesucht wurde, um den Pestepidemien in Avignon zu entgehen. Dass man sich als offizielle Sommerresidenz der Päpste ausgibt und aus diesen Umstand alljährlich mit einer pompösen Prozession von Avignon nach Châteauneuf feiert, ist historisch völliger Murks, aber ein ebenso genialer Marketing-Gag wie jene eindrucksvollen Prägungen der dreifachen Papstkrone mit den gekreuzten Petrus-Schlüsseln auf dem Flaschenhals. Aufmerksamen Zeitgenossen wird vielleicht schon einmal aufgefallen sein, dass es auch eine Version mit einfacher Mitra statt prunkvoller Tiara gibt: die etwas grimmige Antwort alljener Dörfer, die ebenfalls mal in päpstlichem Besitz waren, sich aber heute nicht als Châteauneuf-du-Pape vermarkten dürfen. Denn vor 100 Jahren gelang einem findgen Winzer ein Coup, der die französische Weinwelt auf ein völlig neues Qualitätsniveau heben sollte: damals war Baron Le Roy die Weinpanscherei, die im Anschluss an die Verheerungen der Reblausinvasion eingesetzt hatte, gründlich leid. Also trommelte er seine benachbarten Kollegen zusammen und präsentierte ihnen seinen Plan: zwei Handvoll vorgegebener Rebsorten, ein Mindestalkoholgehalt von 12,5 Prozent, strenge Standards für jeden Arbeitsschritt von der Lese bis zum Ausbau. Zudem sollte das Gebiet klar umrissene Grenzen erhalten - die Geburtsstunde der AOC, der Appellations d’Origine Contrôlée. 1935 entstand mit dem INAO ein Institut unter Le Roys Vorsitz, welches das Prinzip der kontrollierten Ursprungsbezeichnung auf ganz Frankreich übertrug und die Einhaltung der Grundsätze Tradition, Regionalität und Qualität überwachte. Das System der AOC regte in der Folgezeit die Einführung eigener Standards nach ihrem Vorbild etwa in Spanien, Italien, Portugal und Österreich an, bevor all diese 2014 dann endgültig von EU-Recht abgelöst wurden.


Überhaupt war man der Zeit immer ein bisschen voraus: La Nerthe, das wohl berühmteste Gut der Appellation, vermarktete seine Weine bereits vor der Französischen Revolution in Flaschen. Und während man in den 70ern und 80ern im Burgund die Böden noch in Hektolitern von Pestiziden ertränkte, setzte sich hier schon der Gedanke biologischer Landwirtschaft durch. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass der Winzernachwuchs während seiner Ausbildung oft einige Stationen im Ausland einlegt und sich neue Perspektiven aneignet, was im sehr selbstbewussten französischen Weinbau auch heute noch keine Selbstverständlichkeit ist. Zwei wesentliche Erkenntnisse setzen sich deshalb hier auch etwas eher durch als in anderen Rotweinregionen des Landes: zum einen der Trend zu Easy Drinking, leichten, fruchtbetonten, schnell trinkbaren Roten und vor allem zu mehr Weißweinen, deren Produktion perspektivisch verdoppelt werden soll. Und zum anderen die Herausforderungen der immer heißer werdenden Sommer, die gerade ein ohnehin schon sehr warmes Tal vor Probleme stellt. Denn sehr wahrscheinlich werden Weine, für die die Rhône heute bekannt ist, in einigen Jahren so nicht mehr produziert werden können. Schon heute beschäftigt man sich mit der Zulassung besonders hitzeresistenter Sorten - allerdings keiner Neuzüchtungen, sondern solcher, die bereits zum Portfolio gehören, etwa die besser als Vermentino bekannte Rolle oder der Carignan Blanc. Oder setzt verstärkt auf Bioweine, da diese noch moderate Alkoholgehalte aufweisen, während konventionell erzeugte immer öfter Richtung 14 oder 15 Prozent tendieren.


Eine weitere Besonderheit, die die Rhône von vielen anderen Weinbaugebieten abhebt, ist der sehr hohe Anteil klassischer, oft seit vielen Generationen bestehender Familienbetriebe. Und deren Produkte sind im Vergleich mit vielen anderen französischen Regionen noch immer ziemlich günstig - das gilt, außer für die homöopathisch kleinen Erträge von Spitzenlagen wie Château-Grillet, Hermitage und Côte-Rôtie, selbst für die Village-Weine und Crus und ganz besonders natürlich für Châteauneuf-du-Pape. Der ist übrigens mit einiger Verspätung doch noch zu geziemenden päpstlichen Ehren gekommen: der Bürgermeister der bekannten Sommerresidenz des Heiligen Vaters, Castel Gandolfo südöstlich von Rom, regte in den 80ern eine Städtepartnerschaft an - Johannes Paul II. erhielt fortan jedes Jahr eine Lieferung, mit der er höchst zufrieden gewesen sein soll.

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