Languedoc

Languedoc

Größe ist nicht alles, klar. Aber gewisse Vorteile bringt sie schon mit sich - auch im Weinbau. Denn auf großer Fläche geht es meist besonders vielfältig zu: so eben auch im größten Anbaugebiet Frankreichs und in Kombination mit dem direkt angrenzenden Roussillon sogar dem größten zusammenhängenden der Welt, dem Languedoc. In der Rebfläche von 240 000 Hektar, aus der ein Drittel aller in Frankreich gelesen Trauben stammt, hätte der gesamte deutsche Weinbau fast zweieinhalb Mal Platz. Wobei in den letzten Dekaden viele Weinberge aufgegeben wurden, allein seit Anfang des Jahrtausends etwa 60 000 Hektar. Diese Entwicklung ist jedoch keineswegs zu bedauern, unterstreicht sie doch, dass ein Wandel von der Massenproduktion einfacher Landweine hin zu mehr Qualität stattfindet. Endlich vorbei sind die Zeiten von Monokultur und völlig absurden Ertragsmengen pro Hektar von teilweise über 200 Hektolitern: hatten andere Regionen mit alkoholstarken, fast schwarzen Tanninbomben zu kämpfen, gerieten die Weine hier blass und ausdruckslos.

 

Topseller
Bermont blanc Mont Baudile
Fonjoya Delta Bermont blanc Mont Baudile
Cuveé, feinherb
2022
Languedoc
5,95 € *
Inhalt 0.75 l (7,93 € * / 1 l)
auf Lager
Bermont rosé Cuvée ensoleillée
Fonjoya Delta Bermont rosé Cuvée ensoleillée
Cuveé, feinherb
2022
Languedoc
5,95 € *
Inhalt 0.75 l (7,93 € * / 1 l)
auf Lager
Les Darons Languedoc by Jeff Carrel
Jeff Carrel Les Darons Languedoc by Jeff Carrel
Cuveé, trocken
2022
Languedoc
7,90 € *
Inhalt 0.75 l (10,53 € * / 1 l)
auf Lager
Mont Baudile Orimos Grande Reserve 2020
Fonjoya Delta Mont Baudile Orimos Grande Reserve 2020
Cuveé, halbtrocken
2020
Languedoc
8,95 € *
Inhalt 0.75 l (11,93 € * / 1 l)
auf Lager
Jeff Carrel Eclipse VIII BIO
Jeff Carrel Jeff Carrel Eclipse VIII BIO
Cuveé, trocken
Languedoc
12,50 € *
Inhalt 0.75 l (16,67 € * / 1 l)
auf Lager
Paul Mas Le Rosé
Domaines Paul Mas Paul Mas Le Rosé
Cuveé, trocken
2023
Languedoc
7,95 € *
Inhalt 0.75 l (10,60 € * / 1 l)
auf Lager
Orimos Chardonnay 2022
Fonjoya Delta Orimos Chardonnay 2022
Chardonnay,  trocken
2022
Languedoc
8,95 € *
Inhalt 0.75 l (11,93 € * / 1 l)
auf Lager
Jeff Carrel Vieille Mule blanc
Jeff Carrel Jeff Carrel Vieille Mule blanc
Cuveé, trocken
2022
Languedoc
7,95 € *
Inhalt 0.75 l (10,60 € * / 1 l)
auf Lager
1 von 2
Für die Filterung wurden keine Ergebnisse gefunden!
NEU
La Baume Cabernet Sauvignon Les Thermes
Domaine de la Baume La Baume Cabernet Sauvignon Les Thermes
Cabernet Sauvignon,  trocken
2022
Languedoc
7,95 € *
Inhalt 0.75 l (10,60 € * / 1 l)
auf Lager
NEU
La Baume Petit Verdot Saint-Genies
Domaine de la Baume La Baume Petit Verdot Saint-Genies
Petit Verdot,  trocken
2022
Languedoc
7,95 € *
Inhalt 0.75 l (10,60 € * / 1 l)
auf Lager
NEU
La Baume Chardonnay les Vignes de Madame
Domaine de la Baume La Baume Chardonnay les Vignes de Madame
Chardonnay,  trocken
2022
Languedoc
7,95 € *
Inhalt 0.75 l (10,60 € * / 1 l)
auf Lager
Orimos Chardonnay 2022
Fonjoya Delta Orimos Chardonnay 2022
Chardonnay,  trocken
2022
Languedoc
8,95 € *
Inhalt 0.75 l (11,93 € * / 1 l)
auf Lager
Sale
Jean-Claude Mas Blanc Elégance IGP 12er Set
Jean- Claude Mas Jean-Claude Mas Blanc Elégance IGP 12er Set
Cuveé, trocken
2022
Languedoc
59,40 € * 71,40 € *
Inhalt 9 l (6,60 € * / 1 l)
auf Lager
Sale
Jean-Claude Mas Rouge Intense IGP 12er Set
Jean- Claude Mas Jean-Claude Mas Rouge Intense IGP 12er Set
Cuveé, trocken
2022
Languedoc
59,40 € * 71,40 € *
Inhalt 9 l (6,60 € * / 1 l)
auf Lager
Paul Mas Cabernet Sauvignon Merlot 0,25
Domaines Paul Mas Paul Mas Cabernet Sauvignon Merlot 0,25
Cuveé, trocken
2022
Languedoc
2,95 € *
Inhalt 0.25 l (11,80 € * / 1 l)
auf Lager
Paul Mas Chardonnay blanc 0,25
Domaines Paul Mas Paul Mas Chardonnay blanc 0,25
Chardonnay,  trocken
2022
Languedoc
2,95 € *
Inhalt 0.25 l (11,80 € * / 1 l)
auf Lager
Jeff Carrel Gazouillis Malbec rouge BIO
Jeff Carrel Jeff Carrel Gazouillis Malbec rouge BIO
Malbec,  trocken
2021
Languedoc
9,95 € *
Inhalt 0.75 l (13,27 € * / 1 l)
auf Lager
Pinot Noir En Coteaux by Jeff Carrel
Jeff Carrel Pinot Noir En Coteaux by Jeff Carrel
Pinot Noir,  trocken
2020
Languedoc
9,90 € *
Inhalt 0.75 l (13,20 € * / 1 l)
auf Lager
La Tire by Jeff Carrel Fitou rouge
Jeff Carrel La Tire by Jeff Carrel Fitou rouge
Cuveé, trocken
2021
Languedoc
9,95 € *
Inhalt 0.75 l (13,27 € * / 1 l)
auf Lager
Jeff Carrel Eclipse VIII BIO
Jeff Carrel Jeff Carrel Eclipse VIII BIO
Cuveé, trocken
Languedoc
12,50 € *
Inhalt 0.75 l (16,67 € * / 1 l)
auf Lager
1 von 2

Im Detail

Languedoc

 

 

Man will also ironischerweise keineswegs 40 oder 50 Jahre zurück in eine Zeit, in der jeder zehnte weltweit getrunkene Wein aus dem Languedoc stammte. Und dennoch ist ein Blick etwas weiter zurück in der Geschichte sehr lohnenswert, zeigt er doch, welches erstaunliche Erbe hier schlummert. Schon die Kelten sollen vor etwa drei Jahrtausenden Weinbau betrieben haben, auch wenn es dafür kaum archäologische Zeugnisse gibt. Dann landeten die Griechen und professionalisierten mit ihrem technischen Know-how die Rebenzucht ganz maßgeblich. Ein weiterer Qualitätssprung vollzog sich, als sie von den Römern als Kolonialherren abgelöst wurden. Diese gründeten das heutige Narbonne im Jahr 118 v. Chr. als erste Kolonie außerhalb Italiens - entwickelten aber schnell ein gespaltenes Verhältnis zum Wein aus dem Süden Galliens. Denn dieser gedieh so gut, brachte eine so beachtliche Aromatik hervor und war gleichzeitig so billig, dass er den Weinbau in Mittelitalien in den Schatten zu stellen drohte - dieser war durch den Vesuvausbruch 79 n. Chr. in eine gefährliche Schieflage geraten. Also befahl Kaiser Domitian ein riesiges Konjunkturprogramm für die Rebenzucht rund um Rom, während die Provinzen angewiesen wurden, die Hälfte ihrer Bestände zu vernichten - dort sollte Getreide angebaut werden und kein Wein. Ganze 200 Jahre lang bliebt das entsprechende Edikt faktisch in Kraft, die Umsetzung vor Ort wurde allerdings eher halbherzig betrieben. Im dritten Jahrhundert dann hob Kaiser Probus es auf, was jedoch den Niedergang des Weinbaus, der sich parallel zu dem des Römischen Reiches vollzog, nicht wirklich aufhalten konnte. Ein halbes Jahrtausend liegt in ziemlichem Dunkel, bevor im Zuge der zahlreichen Klostergründungen wieder zunehmende Aktivität auf diesem Gebiet nachgewiesen werden kann. Aber was für eine! Die Abteien waren nicht nur Zentren des Glaubens, sondern auch regelrechte Versuchslabore. Im 14. Jahrhundert etwa fand ein Gelehrter der mitten im Languedoc gelegenen Universität Montpellier heraus, dass sich die alkoholische Gärung des Mostes durch Zugabe von Hochprozentigem stoppen lässt - die Geburtsstunde des Vin Doux Naturel, also auf natürliche Weise süßer Weine ohne Zuckerzugabe, dessen bekannteste hiesige Vertreter Likörweine wie der Banyuls oder der Maury sind.

 Mittlerweile hat sich im früher uniform-tristen Rebenmeer eine Qualitätshierarchie herausgebildet. Klar, es gibt immer noch massenweise einfachste Supermarkt-Ware. Aber die Dominanz der Winzergenossenschaften nimmt ab und an ihre Stelle treten immer mehr höchst akkurat arbeitende Herzblut-Weinbauern, die mit stetig steigendem Selbstbewusstsein Eigenvermarktung betreiben. Dank ihnen treten lokale Traditionen wieder mehr und mehr in den Vordergrund: etwa die des Blanquette de Limoux, des wohl ersten Schaumweines der Welt, der seit dem 16. Jahrhundert eindeutig belegt ist, aber durchaus noch älter sein kann. Mönche der Abtei Saint-Hilaire hatten damals entdeckt, wie man mithilfe der Méthode ancestrale die prickelnden Bläschen in den Wein zaubert. Unglücklicherweise bewiesen die frommen Brüder zwar ein Händchen fürs Technische, nicht aber fürs Marketing: ein gewisser Dom Perignon wurde während eines Besuchs auf das Verfahren aufmerksam, seine Heimatregion Champagne übernahm die Herstellungsweise, perfektionierte sie durch die Nutzung der damals gerade neu aufkommenden Glasflaschen zur Méthode traditionelle. Und ließ sie sich obendrein rechtlich schützen - womit sie zu Weltruhm gelangte, während für Limoux nur die Trostpreis-Bezeichnung Crémant übrig blieb, auch wenn die ursprüngliche Machart ohne zweite Gärung durch den Pét Nat-Trend gerade ein kleines Revival erlebt.

Diese zunächst ganz unterhaltsam klingende Anekdote weist allerdings schon ein wenig auf das allgemein eher schlechte Verhältnis zwischen dem französischen Süden und dem Zentrum hin. Denn im Hochmittelalter dominierte hier an der Mittelmeerküste die okzitanische Kultur, dem das zwischen Gascogne und Provence gelegene Languedoc auch seinen ungewöhnlichen Namen verdankt: er setzt sich zusammen aus dem Begriff „langue“ für Sprache und der Bejahungsformel „oc“, bedeutet also so viel wie „Sprache ja“. Das Okzitanische entwickelte sich aus dem Vulgärlatein, also jenem, das vom einfachen Volk gesprochen wurde. Damit war man im Süden Frankreichs sprachlich deutlich romanisch orientiert, während im Norden mit dem Altfränkischen das Germanische vorherrschte, die Grenze verlief etwa auf Höhe der Loire. Während der Blütezeit des Okzitanischen im 12. und 13. Jahrhundert galt es als eindrucksvolle Literatursprache, die ihren Einfluss weit über Frankreich hinaus geltend machte. Dann aber richtete sich das Augenmerk der katholischen Kirche auf die Sekte der Katharer, die ihre Machtbasis in Okzitanien hatte. Im blutigen Albigenserkreuzzug wurden sie vernichtend geschlagen, die bis dahin recht eigenständige Region unterworfen. Damit begann die schrittweise Verdrängung der okzitanischen Sprache, die im schriftlichen Bereich schon im 16. Jahrhundert ausgestorben war, sich im Mündlichen aber immerhin noch bis ins 19. Jahrhundert behaupten konnte. Wie um die Einheimischen zu besänftigen, brachte die Regierung in der Zwischenzeit den Ausbau der Infrastruktur vor Ort voran, was insbesondere dem seit jeher starken Wirtschaftsfaktor Weinbau zugute kam: der Canal du Midi entstand, welcher zum ebenfalls ertüchtigten Hafen von Sète führte und vorher unerreichbare Absatzmärkte erschloss.

Seit jeher wird im Languedoc nicht nur Traditionsbewusstsein großgeschrieben, sondern auch eine gewisse Unbeugsamkeit: Ende des 19. Jahrhunderts waren die Weinbauern der Region durch Mehltau und Reblaus schwer gebeutelt, zusätzlich kam es in den Folgejahren zu gigantischen Ernten, die einen Preisverfall nach sich zogen. Die Verzweiflung über die wirtschaftliche Notlage brach sich 1907 auf Demonstrationen Bahn. Waren es Ende März nur wenige hundert Teilnehmer, wuchs die Zahl der sich mit den Anliegen der Winzer Solidarisierenden in der Folge immer weiter an: Anfang Juni zählte man in Nîmes eine Viertelmillion Menschen, wenige Tage später in Montpellier dann an die 800 000. In mehreren hundert Gemeinden traten die Bürgermeister aus Protest von ihren Ämtern zurück, zudem verweigerten viele Bürger die fälligen Steuerzahlungen. Das konnte Paris nicht länger ignorieren: Mitte Juni erging an das in Béziers stationierte 17. Infanterieregiment die Anweisung, die Unruhen niederzuschlagen. Viele der Männer allerdings stammten selbst aus dem Languedoc und waren nicht bereit, gegen die eigenen Freunde, Nachbarn und Verwandten vorzugehen - sie verweigerten den Befehl. Paris tobte vor Wut und zog daraus die Konsequenz, fortan Soldaten nur weit entfernt von ihrer Heimat zu stationieren. Ihren Ungehorsam bezahlten nicht wenige der Soldaten Jahre später noch mit dem Leben: im Ersten Weltkrieg rächte sich die Armeeführung und schickte das Regiment ganz vorn an die Front.

Ein ziemlich widerborstiger Menschenschlag lebt also auf den etwa 250 Kilometern zwischen Nîmes und Perpignan. Viele verweigerten sich daher auch kategorisch der EU-Weinmarktreform, welche die europaweite, teils massive Überproduktion mittels saftiger Rodungsprämien in den Griff zu bekommen versuchte. Aus diesem Grund sind im Languedoc überdurchschnittlich viele alte Reben erhalten geblieben. Ganz besonders die robuste Leitrebsorte Carignan profitiert davon und feiert gerade ein verdientes Comeback. Ihr lange Zeit eher mäßiges Image ist keineswegs einer fehlenden Eignung zur Produktion hochwertiger Tropfen geschuldet, sondern viel mehr der Tatsache, dass sie über Jahrzehnte nicht optimal ausgebaut wurde. Die Winzer verließen sich zu sehr auf die dunkle Farbe, das prägnante Tannin und allgemein sehr hohe Erträge und vernachlässigten dafür das Aroma, das sortentypisch eher verhalten daherkommt und deshalb besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Und eben möglichst knorrig-betagter Rebstöcke, die im besten Fall auch noch auf sehr kargen Böden wachsen, auf denen sie sich richtig durchbeißen müssen - dann entwickeln sie nach ein paar Jahren im Keller vollmundige Pflaumen- und Feigentöne, durchsetzt von Edelhölzern und Kaffee. Apropos Böden: die sind hier so vielfältig wie kaum sonst irgendwo in Frankreich. Das liegt zum einen natürlich an der enormen Größe des Gebietes, zum anderen aber auch an geologischen Verschiebungen, die im Laufe von Millionen von Jahren die zahlreichen Bergmassive auftürmten, welche die zum Meer mondsichelförmig verlaufende Küste mit ihren hübschen Sandstränden einhegen wie die ansteigenden Sitzreihen eines Amphitheaters. Von leichten Sandböden über Lehm, Mergel und Kalk bis hin zu Schwarzschiefer, Gneis und Granit reicht die Bandbreite der Ablagerungen, die sich über-, unter- gegen- und nebeneinander her geschoben hat somit ein wildes Potpourri der Erdgeschichte darstellt. Nahm man all das früher einfach so hin, ist seit einiger Zeit auch hier endlich der Terroir-Gedanke erwacht, der geschmacklich erfahrbar machen möchte, durch welchen Untergrund der Wein seine Prägung erfahren hat.

Deutlich fruchtbetonter als der Carignan mit seinem Understatement gibt sich der Cinsault. Die sehr alte Rebsorte steckt Dürreperioden ohne Weiteres weg und findet sich im heißen französischen Süden darum ebenso wie in Nordafrika, Chile und sogar dem Libanon. Sie besticht mit prägnanten Aromen von Sauerkirschen, aber auch Himbeeren und roten Johannisbeeren. Ihre frühe Zugänglichkeit, geschmeidige Leichtigkeit und helle Farbe machen sie zur perfekten Basis für unkomplizierte Roséweine. Nicht weniger Sonnenanbeter ist die ursprünglich von jenseits der Pyrenäen stammende Grenache. Ihre sortentypisch verhaltene Aromatik wird durch den Einfluss der Hitze wettgemacht, unter der sich zunächst ein ähnlich kirsch- und waldbeergeprägtes Geschmacksbild wie beim Cinsault herausbildet, das aber deutlich mehr Alterungspotential aufweist, in allen Facetten edel nachdunkelt und dann um kräftige Noten von Pfeffer, Leder, Oliven und Nüssen ergänzt wird. Immer mehr Fläche gewinnt Jahr um Jahr der Syrah hinzu, den man insbesondere von der nicht weit entfernten nördlichen Rhône kennt. Der vermehrte Anbau der gerbstoffreichen Sorte mit ihrer dunkel-intensiven Aromatik, aber auch jener von Cabernet Sauvignon und Merlot ist häufig Teil der Bemühungen, auf international bekannte, hochwertige Rebsorten zu setzen und so einen Imagewandel zu befördern. Aus diesem Grund werden im höherpreisigen Segment auch zumeist Cuvées erzeugt; reinsortige Weine finden sich tendenziell eher unter den einfachen Land- und Tafelweinen.

Überhaupt definiert man sich in einem so gigantischen Weinbaugebiet maßgeblich über die einzelnen Appellationen und nicht über Rebsorten, möchte man Aufmerksamkeit erlangen. Die bekanntesten gruppieren sich um die mittelalterliche Stadt Carcassonne mit ihrer trutzigen Festung und Stadtmauer herum. Westlich von ihr bis zum Mittelmeer erstrecken sich die nach dem gleichnamigen Mittelgebirge benannten Corbières, nordwestlich liegt Minervois. Hier ist man breit aufgestellt und produziert neben Roten auch viel Rosé und einige weiße Tropfen. Über Weißwein haben wir bisher gar nicht gesprochen, was ein ziemliches Versäumnis ist, auch wenn diese nur etwas über zehn Prozent am Gesamtertrag ausmachen. Diejenigen aus dem Languedoc entsprechen meist so gar nicht dem, was der Konsument von südeuropäischen Weißen gewohnt ist: statt üppiger gelber Frucht steht hier eher eine feinwürzige, kräuterige Aromatik im Vordergrund. Klassiker schlechthin ist die Grenache Blanc, mit ihrer von frischer Mineralik unterlegten Fülle der Inbegriff von Harmonie, insbesondere dann, wenn man ihr noch eine leichte Fassreife angedeihen lässt, der ihre oft unterschätzte Komplexität unterstreicht. Eine sehr alte und fast nur hier und in den angrenzenden südfranzösischen Weinbaugebieten zu findende Traube ist die Bourboulenc. Meist darf sie nur als Verschnittpartner herhalten; will man ihrer Aromatik möglichst nah auf die Spur kommen, empfehlen sich die Weine aus La Clape, in denen sie den höchsten Anteil hat. Man kombiniert sie vorzugsweise mit dem Macabeo, der von ihrer zitrischen Frische und prägnanten Säure profitiert, während er selbst ein volles, blumiges Bukett und ausreichend Alkohol beisteuert. Die Weißweine sind unverzichtbar, um auch zu den vielen Meeresfrüchten, welche die regionale Küche kennt, den optimalen Speisebegleiter zu haben. Während die Roten eher zu den Gerichten des bergigen Hinterlandes genossen werden, etwa dem bekannten Cassoulet, einem Eintopf aus Bohnen, Geflügelconfit und Würstchen, sind die Weißen für alles zuständig, was man an der Küste genießt: Austern, die der Bouillabaisse nicht unähnliche Bourride oder die Tielle, eine vorzugsweise mit Tintenfisch und Tomaten gefüllte Pastete. Allgemein gilt die Kulinarik des ländlich geprägten und dünn besiedelten Languedoc als bäuerlich-deftig und ausgeprägt mediterran: der für Frankreich typische hemmungslose Einsatz von Butter weicht hier dem Olivenöl, die Aioli ist ein obligatorischer Dip und auch Anchovis sind omnipräsent. Die Nähe zu Spanien, das gleich hinter den in der Ferne aufscheinenden Pyrenäen beginnt, macht sich eben bemerkbar.

Auch und vor allem klimatisch. Das Klima ist dabei Fluch und Segen zugleich: zum einen stellen die ohnehin schon glühend heißen, extrem niederschlagsarmen Sommer und 2400 Sonnenstunden jährlich die Winzer vor immer größere Herausforderungen, um den dadurch angestachelten, altbekannt derben Charakter im Zaum zu halten. In einer Zeit, wo statt sirupartig fetter, alkoholischer Haudrauf-Tropfen eher das Feine, Tänzelnde und Lagenspezifische gesucht wird, nicht gerade optimal. Fest steht, dass es wohl kaum eine Region gibt, in der sich die oft gnadenlose Witterung so eins zu eins im Glas widerspiegelt wie im Languedoc, wo in manchen Landstrichen einzig Wein und Oliven ohne künstliche Bewässerung überhaupt überleben. Aber es gibt eben auch positive Aspekte: einer ist die Nähe sowohl zum Mittelmeer als auch zum Atlantik. Dadurch wechseln die Winde häufig ihre Richtung, was Feuchtigkeit auf den Trauben sofort wegtrocknet. Pilzerkrankungen haben so kaum eine Chance, sich auszubreiten, die Winzer können auf den Einsatz umweltschädlicher Herbizide verzichten - optimal für biologischen Weinbau, worin die Region frankreichweit ein echter Vorreiter ist. Das größte Kapital des Languedoc aber sind die Winzer, die sich in ihrer Sturheit sowohl dem römischen Kaiser wie auch der französischen Regierung und der EU widersetzten. Stolz wie sie sind, dulden sie keinerlei Einmischung in ihre Angelegenheiten. Und fahren gut damit: denn nach den Verirrungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, mit denen sie aber keineswegs allein waren, hat sich eine Gruppe herauskristallisiert, die Spaß hat an der Produktion von Weinen, die nicht großer Namen wegen getrunken werden, sondern aufgrund der ehrlichen Handarbeit und des unverstellt-urwüchsigen Geschmacks. Mehr Wein für kleines Geld ist in Frankreich kaum zu haben.

 

Zuletzt angesehen