Weine aus Italien

Weine aus Italien

Bella Italia, das Mutterland des europäischen Weinbaus! Halt, so ganz stimmt das nicht, denn die alten Griechen waren damit schon wesentlich früher dran. Und doch haben die Italiener es geschafft, eine Verknüpfung herzustellen, die die meisten Menschen instinktiv an das Land von Dolce Vita und Amore denken lässt, wenn von Wein die Rede ist. Oh, da sind ja schon wieder zwei neue Klischees aufgeploppt - von denen kommen wir auch nicht so schnell los… Kein Klischee allerdings ist, dass Wein in Italien absolut zum Alltagsleben dazugehört - mit einem jährlichen Pro-Kopf-Konsum von etwa 45 Litern liegt man nach Portugal und Frankreich auf einem sehr respektablen dritten Platz. Deshalb wird auch in ausnahmslos jeder der 20 Regionen des Landes Rebenzucht betrieben - manche verfügen sogar über mehrere Weinbaugebiete. Einige wie Venetien mit einem Jahresertrag von fast neun Millionen Hektolitern sind dabei ziemliche Big Player, andere wie das Aostatal oder Molise im Ausland weitgehend unbekannt, sodass sich interessante Entdeckungen machen lassen.

 

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Im Detail

Italien

 

 

Entdeckung ist ein gutes Stichwort für eine kleine Zeitreise, denn eine ebensolche hat wohl den Urknall für den Qualitätsweinbau in Italien gebildet. Und zwar die Entdeckung ebenjenen durch die seefahrenden Griechen, die etwa anderthalb Jahrtausende vor Christus in dessen Süden landeten. Zwar hat es wahrscheinlich schon lange vorher Wein gegeben, wie archäologische Funde nahelegen, aber die Trauben dafür wurden wohl eher wild gesammelt und nicht gezielt kultiviert. Von Sizilien und Kalabrien aus arbeiteten sich die Reben nun schrittweise Richtung Norden vor, wo ihrerseits die Etrusker allmählich den Dreh raus bekamen. Die Römer mit ihrer geografischen Mittellage hingegen verschwendeten nicht allzu viel Zeit auf botanische Studien: ihr Talent lag im militärischen Bereich, sodass sie die umliegenden Gebiete einfach eroberten und auf diese Weise auch in den Besitz von Weinbergen und der entsprechenden Technologie gelangten. Doch es dauerte noch lange Zeit, bis sich der Weinbau in Italien von seinen griechischen Vorbildern emanzipiert hatte: zunächst galten die heimischen Tropfen als recht minderwertig und wer etwas auf sich hielt, ließ Rebensaft aus Hellas importieren. Mit dem Übergang von der Republik zum Kaiserreich aber wuchs das Selbst- und Sendungsbewusstsein. Nun pries man nicht nur die eigenen Erzeugnisse, sondern exportierte das Wissen um deren Anbau auch in die zahlreichen eroberten Provinzen - Im Nachhinein ein Geschenk von unschätzbarem Wert, stellte dies doch den Startschuss für den Weinbau in vielen Regionen Süd- und Mitteleuropas dar. Einige Weine brachten es zu solcher Bekanntheit, dass uns deren Namen überliefert sind: etwa der Falerner aus dem Norden Kampaniens, von dem sogar eine wenn auch recht einfache Lagenklassifizierung bekannt ist. Gemein war den meisten Weinen der damaligen Zeit, dass sie eine aggressive Säure aufwiesen, die selbst manchen Moselriesling vor Neid erblassen lassen würde. Vom Surrentinum sagte der Autor Plinius etwa, dass er ein gutes Vierteljahrhundert Reife vertragen könnte - für einen leichten Weißwein eine beachtliche Aussage, aber die Kellertechnik steckte eben noch in den Kinderschuhen. Aus diesem Grund zuckerte man die essigähnlichen Tropfen oder versetzte sie mit allerhand Gewürzen. Ohnehin wurde Wein nie pur genossen, sondern stets mit Wasser gestreckt. Unverdünnten Wein tranken nur Barbaren, lautete die römische Lesart. Die meisten Römer konnten es sich auch gar nicht leisten, ab mittags betrunken herumzulaufen, sie mussten schließlich noch arbeiten. Wein wurde nämlich nicht nur von reichen Patriziern und Senatoren genossen, sondern stand auch Soldaten und sogar Sklaven zu. Aber nichts währt ewig und so brachte die Zeit der Völkerwanderung neben vielen anderen zivilisatorischen Errungenschaften auch den Weinbau zu Fall. Die alten Handelswege brachen zusammen, Weinberge wurden aufgegeben und verfielen, Technologie und Fachwissen gerieten in Vergessenheit. Dabei war es keineswegs so, dass die einfallenden Goten und Langobarden nichts für Wein übrig gehabt hätten, ganz im Gegenteil. Aber sie bauten eben nur noch für den Eigenbedarf an und vor allem eher Masse als Klasse.

 

Oft wird übersehen, dass es abseits des gern gepflegten Klischees von Pizza, Pasta und Pinot Grigio extrem vielfältige Regionalküchen und -weinstile gibt, meist perfekt aufeinander abgestimmt, denn viele italienische Weine brillieren nicht in erster Linie als Solisten, sondern als ideale Speisenbegleiter. Dass jede Region ein eigenes kulinarisches Erbe aufweist, hängt viel mit der jüngeren Geschichte des Landes zusammen. Denn anders als etwa Frankreich oder Spanien war Italien nicht schon früh eine gefestigte, zentralistisch organisierte Nation, sondern über viele Jahrhunderte territorial zersplittert. Während der Renaissance gesellten sich zu den Königreichen Sizilien und Neapel im Süden noch der Mittelitalien dominierende Kirchenstaat sowie die kleineren Herzogtümer und Republiken im Norden wie Florenz, Venedig, Mailand, Savoyen und Genua, von den zahlreichen Kleinststaaten ganz zu schweigen. Jedes Territorium verfügte dabei natürlich über eine vermögende Oberschicht, die ihren Reichtum auch nutzen wollte, sei es bloß zur Außendarstellung oder dem tatsächlichen Verlangen nach pikanten Genüssen. Ähnlich wie auch in Kunst und Architektur begann man sich an den Idealen der Antike zu orientieren: galten dort die Wohlproportioniertheit und strengen Formen als nachahmenswert, ging es in kulinarischen Dingen deutlich weniger zurückhaltend, dafür aber fast noch ausgewählter zu. Bald bogen sich die Tafeln unter Gerichten, die den römischen Imperatoren alle Ehre gemacht hätten. Für den Weinbau war das ein Glücksfall, denn mit dieser Entwicklung kam der Terroir-Gedanke zurück: ein Tropfen aus den Marken sollte eben anders schmecken als einer aus Umbrien. Allerdings währte die erneute Blüte nicht allzu lang: ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts sank Italien zum bloßen Spielball der europäischen Großmächte herab. Erst kamen die Spanier, dann die Franzosen und schließlich Österreich. Alle hatten keinerlei Interesse daran, italienische Produkte zur Konkurrenz ihrer eigenen werden zu lassen, sodass der Weinbau wieder einmal auf einem qualitativ sehr niedrigen Niveau dahindümpelte und vom Export nur träumen konnte. Erst nach über 300 Jahren blitze mit der sich formierenden Nationalbewegung Licht am Ende des Tunnels auf: plötzlich galt alles Italienische nicht mehr als zweitrangig, sondern als patriotisches Statement. Eindrucksvollstes Beispiel dafür ist wohl der Aufstieg des bekanntesten italienischen Schnapses: nachdem Grappa als Brand aus dem Trester, also alljenem, was von den ausgepressten Trauben in der Kelter zurückgeblieben war, lange ein Schattendasein geführt hatte, geriet er im Zuge des Risorgimento, also der staatlichen Einigung um 1860, geradezu zum Nationalgetränk. Noch die Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs erhielten wie selbstverständlich ihr tägliches Quantum, um sich die Segnungen des Vaterlandes zu vergegenwärtigen, obwohl der Hochprozentige damals wahrscheinlich nur dafür gut war, den Horror der Schlachten etwas zu mildern. Heutzutage freilich ist es eine eigene Wissenschaft, die verschiedenen Holzarten der Fässer herauszuschmecken, in welchen er während seiner Reifezeit ruhen darf. Kirsche, Kastanie oder Eiche? Macht schon was aus! Doch von solcher Feinschmeckerei war man um 1900 noch weit entfernt: kaum in Gang gekommen, erlahmte der Weinbau zunächst durch Reblaus und Mehltau, dann durch die Kriege und Krisen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch schon wieder. Erst ab den 60er Jahren beginnt die Geschichte der feinen Tropfen, die wir heute kennen.

 

 

Für Laien ist es dabei oft nicht so einfach, zwischen Rebsorte und Region zu unterscheiden. Während man in Deutschland einen Grauburgunder bestellt oder einen Riesling, wechselt man in Italien wild hin und her. Der bekannte Lugana etwa bezeichnet ein Gebiet südlich des Gardasees, hergestellt wird er aber aus Trebbiano di Soave. Auch beim toskanischen Chianti steht der Name für die Herkunft, der Inhalt wird durch den Sangiovese bestimmt. Auf die Spitze treibt es der Vino Nobile de Montepulciano, der eben nicht aus der ebenfalls existenten Rebsorte Montepulciano besteht, sondern wiederum aus Sangiovese. Unglaubliche 1000 Rebsorten werden Schätzungen zufolge in Italien kultiviert, immerhin noch 400 sind für die Herstellung von Qualitätsweinen empfohlen oder zumindest zugelassen. Die kann man natürlich nicht alle kennen. Aber selbst auf den vorderen Plätzen finden sich Namen, die den wenigsten Konsumenten bekannt sein dürften, etwa der fruchtige Cataratto. Oder der uralte Arneis, der fast ausgestorben wäre, hätte man sich ab den 90ern nicht wieder für seine ausgeprägt gelbe, mit zartem Mandelaroma unterlegte Frucht interessiert. Neben dem allgegenwärtigen Pinot Grigio ist er ebenso eine lohnenswerte Entdeckung wie ein Südtiroler Gewürztraminer oder der intensive Vermentino mit seiner pikanten leichten Bitternote. Insgesamt machen weiße Rebsorten über 40 Prozent der Gesamtproduktion aus - was aber, wie es sich für ein mediterranes Land gehört, eine Dominanz der Rotweine bedeutet, und zwar in wirtschaftlicher ebenso wie in qualitativer Hinsicht, denn die großen Weine Italiens wie der Barolo, der Amarone oder der Brunello di Montalcino sind alle rot. Neben dem schon erwähnten Sangiovese, der mit seiner Saftigkeit von unkomplizierten Alltagsweinen bis zu Spitzenerzeugnissen die gesamte Klaviatur beherrscht, kultiviert man vor allem die ertragreiche Barbera, die mit vollmundiger Pflaumenaromatik und geringem Gerbstoffgehalt punktet. Das genaue Gegenteil dazu ist der sehr anspruchsvolle Nebbiolo, dessen sehr präsente Tannine meist erst durch einige Jahre Kellerreife gezähmt werden müssen - mit seinen feinen Anklängen an Veilchen, dunkle Schokolade und Trüffel ist er ein wahrer Aristokrat und Nummer eins in der höchsten Klasse der DOCG-Weine. Deutlich zugänglicher kommt da der Primitivo daher, für viele der italienische Einstiegswein schlechthin. Sein ansprechendes Bukett von dunklen Waldbeeren, oft von einer leichten Fruchtsüße unterlegt, hat ihm unter dem Namen Zinfandel auch in Kalifornien eine steile Karriere ermöglicht. Allgemein lässt sich ein stetiger Rückgang der klassisch italienischen Rebsorten und eine Hinwendung zu international bekannten Trauben wie Merlot, Syrah, Chardonnay oder Sauvignon Blanc beobachten. Ein Hinweis darauf, wie flexibel man ist. Während in gewissen anderen Nationen die Einstellung vorherrscht, der Geschmack des Konsumenten habe sich halt an das Angebot anzupassen, läuft es hier umgekehrt, der Kunde ist König. Von dieser Einstellung profitiert dann aber doch noch eine typisch italienische Traube: die Glera. Aus ihr werden hauptsächlich Perlweine, hier Frizzante genannt, und die als Spumante bezeichneten Schaumweine gewonnen. Der Unterschied? Liegt ganz simpel bei drei bar Druck auf der Flasche - darunter perlt, darüber schäumt es. Keineswegs sollten Sie den kapitalen Fehler begehen, alle sprudelnden Erzeugnisse Italiens kategorisch als Prosecco zu bezeichnen: dies ist eine Ursprungsbezeichnung, die sich auf ein klar umgrenztes Gebiet in Venetien und dem Friaul bezieht - auch wenn bis vor einigen Jahren die Glera noch Prosecco hieß, wieder so eine verwirrende Volte.

 

Während man sich in dieser Hinsicht also ein wenig schlau machen muss, ist das Qualitätssystem verhältnismäßig simpel aufgebaut. Ganz unten steht der Vino da Tavola, der Tafelwein. Er weist keinerlei Herkunftsangabe auf, kann also theoretisch aus allen möglichen Landesteilen zusammengeschüttet worden sein. Auch über Jahrgang oder enthaltene Rebsorten erfährt man hier nichts, sondern lediglich darüber, ob der Wein „rosso“ oder „bianco“ ist, also rot oder weiß. Ein großer Teil erreicht gar nicht selbst den Handel, sondern wird als Verschnittwein ins Ausland verkauft oder zu Industriealkohol destilliert. Eine Stufe darüber ist der Landwein angesiedelt, den man hier als IGT bezeichnet, als Indicazione Geografica Tipica. Von ihm wird verlangt, zumindest ein regionaltypisches Merkmal zu erfüllen, dafür darf er dann auch Jahrgang, Region und Rebsorte ausweisen. Die Qualitätsweine an der Spitze werden als DOC und DOCG bezeichnet - immer noch, muss man sagen, denn eigentlich sollten beide im Zuge der europäischen Vereinheitlichung schon durch die Klassifizierung DOP abgelöst worden sein, aber in Italien dauert eben vieles ein bisschen länger. Bei der geschützten und garantierten Ursprungsbezeichnung DOCG, mit den deutschen Prädikatsweinen vergleichbar, ist von der Pflanzdichte über den Mindestalkoholgehalt bis hin zum Ausbauverfahren so ziemlich alles vorgegeben, vor allem müssen die Weine auch am Ort ihrer Herkunft abgefüllt werden. 76 Weine sind aktuell als solche gelistet, die meisten davon aus den nördlichen Regionen Piemont, Toskana und Veneto. So übersichtlich dieser Vierklang für Verbraucher erscheint, so unflexibel erweist er sich aber gleichzeitig zum Missfallen vieler Winzer, die ein wenig außerhalb der ausgetretenen Pfade unterwegs sein wollen. Bauen diese eine für ihre jeweilige Region nicht zugelassene Rebsorte an, kann der Wein noch so atemberaubend geraten, er muss als IGT klassifiziert werden - der Grund dafür, das die Spannbreite in dieser Klasse riesengroß ist und von simplen Hausweinen in der Taverne an der Ecke bis zu den sogenannten Supertoskanern reicht, die ab den 70ern die Weinwelt am Stiefel revolutionierten, indem sie auf die Verwendung französischer Rebsorten wie Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc sowie Barrique-Ausbau setzten.

 

Bei einer Nord-Süd-Ausdehnung von 1200 Kilometern und einer Gesamtreibfläche von über 850 000 Hektar ist es natürlich kaum möglich, einen überschaubaren Abriss der geologischen und klimatischen Verhältnisse zu geben. Dennoch lassen sich einige Faktoren nennen, die überregional Einfluss nehmen. Das ist zum einen das Mittelmeer, das für einen beträchtlichen Teil des Landes die natürliche Grenze bildet. Es sorgt, zumindest in Küstennähe, für ein mehr oder minder gemäßigtes Klima mit milden Wintern. Ähnliches leisten die großen Wasserflächen im Norden wie etwa der Gardasee. Und zum anderen wirken sich die omnipräsenten Berge aus: ob im Norden durch die Alpen, die Schlechtwetterfronten abhalten, oder die einen Großteil des Landes durchziehenden Apenninen, an deren Hanglagen sich die Reben besonders wohlfühlen. Besonders in Zeiten immer wärmerer Temperaturen ist das ein echtes Backup, kann man doch vor der Hitze flüchten, indem man an den Hängen weiter hinaufzieht. Allgemein sind die Mikroklimata in den Weinbergen aber oft noch kühler, als man das landläufig annehmen würde: so finden sich etwa auf Sizilien mehr weiße als rote Reben. Es wäre alles in allem recht vermessen, „den“ italienischen Wein küren zu wollen, zu verschieden ist der Tropfen aus Südtirol, wo die Reben auf weit über 1000 Metern in relativer Kühle auf kargen Urgesteinsböden wachsen, von jenem aus dem heißen Kampanien mit seinen sehr fruchtbaren vulkanischen Untergründen. Sehr groß sind auch die Unterscheide zwischen beschaulichen Familienweingütern und den gigantischen Betrieben, die den Exportmarkt dominieren. Fast zwei Dutzend Güter machen einen Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Euro. Das ist angesichts ihrer schieren Größe oft kein Wunder: Platzhirsch Antinori etwa verfügt über fast 3000 Hektar, eine Fläche so groß wie die Insel Borkum.

 

 

Dass italienischer Wein in Deutschland noch immer über einen ganz anderen Nimbus verfügt als etwa französischer oder spanischer, hängt viel mit den sehr intensiven Nachkriegsbeziehungen beider Länder zusammen. Italien war für etliche deutsche Familien in den 50er und 60er Jahren das erste Fernreiseziel überhaupt, die Tour „mit dem Auto über’n Brenner“ und Schlager wie die „Capri-Fischer“ oder „Zwei kleine Italiener“ zeugen von der Begeisterung und vor allem der Sehnsucht, welche die malerischen Ortschaften zwischen Adria und Golf von Neapel hervorriefen - besonders, wenn man den Abend in einem kleinen Lokal mit dem obligatorischen „Man spricht Deutsch“-Schild ausklingen lassen konnte. Wenig später waren es dann die Italiener, die ihrerseits nach Deutschland kamen - allerdings nicht auf Urlaub, sondern als Gastarbeiter. Sie brachten ihre Esskultur von der Eisdiele über die Trattoria bis hin zur Weinhandlung mit und etablierten damit quasi eine flächendeckende gastronomische Infrastruktur - zunächst für sich selbst, um das Heimweh nach dem Abendessen der „Mamma“ nicht zu groß werden zu lassen. Sehr rasch zeigten aber auch die Deutschen Interesse an den olivenölgesättigten Klassikern der Mittelmeernation. Im Zuge dessen kamen viele auch zum ersten Mal mit dortigen Weinen in Kontakt, und Erzählungen über den berüchtigten Kopfschmerz-Lambrusco oder Chianti aus der Korbflasche bezeugen, dass dieser nicht immer den allerbesten Eindruck hinterließ - aber egal, es geht ja auch mehr ums Gefühl. Und das war in Bezug auf die als bodenständig, ja geradezu inklusiv empfundene italienische Küche eben immer ein deutlich wärmeres als bei der als etwas abgehoben angesehenen französischen oder der als Junkfood gebrandmarkten amerikanischen - so sehr, dass man in der Neuen Deutschen Welle mit Songs wie „Carbonara“ oder „Zuppa Romana“ schon begann, den ganzen Hype gehörig auf die Schippe zu nehmen. Aber Satire ist ja bekanntlich eine der höchsten Formen der Anerkennung und langsam, aber sicher arbeiteten sich die früher noch belächelten italienische Weine an die Weltspitze heran: Sassicaia, Ornellaia und Tignanello können mittlerweile durchaus mit den Crus des Medoc mithalten, sowohl qualitativ als auch preislich.

 

 

Das sollte aber keineswegs die Tatsache verwässern, dass italienische Weine in aller Regel recht preiswert daherkommen. Und für jede Gelegenheit, für jeden Geschmack etwas zu bieten haben: nicht nur vollmundige Rote, sondern auch frische Weißweine, spritzigen Spumante, fruchtige Rosés und sogar elegante Süßweine wie etwa den Vin Santo oder den Marsala. Den ausgeprägten Missionsgedanken haben die heutigen Italiener dabei in gewisser Weise von ihren römischen Vorfahren übernommen - wo auch immer auf der Welt mehr als einer oder zwei versammelt sind, können perfekte Espressi, ein bisschen Italodisco im Hintergrund und natürlich der passende Tropfen zu Antipasti und Dolci nicht weit weg sein, Gastfreundschaft für zufällig Vorbeikommende immer inklusive. Ein bisschen Show gehört dabei freilich dazu: wo in ästhetisch leicht unterkühlten Nationen wie Deutschland kreative Ambitionen an ihr Ende kommen, geht es in Italien erst los. Kaum irgendwo anders sind die Etiketten so künstlerisch verziert, die Flaschen mit so barocken Prägungen versehen, die Namen der Weine so verwegen und fantasievoll. Und oft genug ist es dabei egal, ob man einen Pappbecher Kalterersee im Ferienlager genießt oder einen Barolo im feinen Florentiner Restaurant. Diese unbändige Leichtigkeit des Seins, diese überströmende Lebensfreude und die Feier des puren Glücks im Moment sind es eben vor allem, die den italienischen Wein zu dem machen, was er ist. Er zeigt aufs Eindrucksvollste, dass es für wahren Genuss eigentlich nur einer Zutat bedarf: der Gemeinschaft.

 

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