Weine aus Südafrika

Weine aus Südafrika

Rainbow Nation wird Südafrika gerne genannt, und so vielfältig die ethnische Zusammensetzung, die Kultur, die Sprachen und die Landschaft sind, so abwechslungsreich präsentiert sich auch der Weinbau des Landes. Etabliert wurde er ausgerechnet von einem Volk, das so gar nichts mit Rebenzucht am Hut hatte: den Niederländern. Als sie 1652 in Südafrika anlandeten, hatten sie allerdings auch nicht vor, auf diesem Gebiet Meilensteine zu setzen. Ganz im Gegenteil: die Region am Tafelberg wurde in erster Linie als reiner Versorgungsstützpunkt in Besitz genommen, eine Art Tankstelle, an der die Schiffe der Vereinigten Ostindien-Kompanie (VOC) auf dem Weg von Europa nach Indien ihre Bestände auffüllen konnten.

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Im Detail

Südafrika

Der dort erzeugte Wein sollte den Matrosen denn auch nicht als Genussmittel dienen, sondern wurde vor allem geschätzt, weil er durch seinen Alkoholgehalt auf wochenlangen Seereisen weniger schnell verdarb als Wasser. Auch sein natürlicher - wenn auch sehr geringer - Gehalt an Ascorbinsäure, besser bekannt als Vitamin C, machte ihn zum beliebten Tonikum, das die Auswirkungen von Mangelerkrankungen wie der gefürchteten Skorbut zumindest ein bisschen im Zaum halten konnte.Solche Weine darf man sich natürlich nicht wie die heute üblichen vorstellen. Sie hatten meist nur wenige Volumenprozent, waren völlig ungeschönt und schmeckten wohl ausgesprochen sauer. Dennoch waren sie schon aus bekannten Reben gekeltert: da es im Süden Afrikas keine autochthonen Gewächse gab, importierte man sie aus Europa, vor allem aus Frankreich. Und obwohl die Hugenotten eben diesem Land aus weltanschaulichen Gründen gerade erst den Rücken gekehrt hatten, waren sie es, die in der neuen afrikanischen Heimat mit den französischen Reben am besten klarkamen und den ersten Quantensprung in Sachen Weinerzeugung einleiteten. Kaperten also bald französische Religionsflüchtlinge den Weinbau am Kap? Nur zum Teil, denn an einem Holländer kommt man kaum vorbei, will man die bewegte Geschichte des südafrikanischen Weinbaus verstehen.

Simon van der Stel war sein Name, und er galt im Amt des Gouverneurs als deutlich ambitionierter als sein Vorgänger. Dieser hatte - auch aufgrund mangelnder Kenntnisse - den Weinbau sehr stiefmütterlich behandelt und vor allem auf den Anbau von Gemüse gesetzt. Van der Stel hingegen war seit jeher weininteressiert, und so gründete er im Jahr 1685 an den Hängen einer Verlängerung des Tafelberges das 750 Hektar große Weingut Constantia. Obwohl dieses nach dem Tod des Gründers rasch in mehrere Teile zerfiel, sollte es sich doch als äußerst wirkmächtig erweisen, indem es die Tropfen Südafrikas erstmals einer breiteren Konsumentenschicht bekannt machte. Das unbestrittene Aushängeschild des Gutes war nämlich ein gleichnamiger Süßwein, gekeltert aus verschiedenen Muskatellertrauben, die zwar schon rosiniert, aber nicht von Edelfäule befallen gelesen wurden. Anders als andere beliebte Dessertweine der damaligen Zeit - Marsala oder Port etwa - wurde er nicht aufgespritet, sodass sein Alkoholgehalt sich im moderaten Bereich von 13 oder 14 Volumenprozent bewegte. Dennoch erwies sich der hohe Restzuckeranteil als ausreichend, um ihn ohne die Gefahr eines spontanen Verderbens auf die Exportreise nach Europa schicken zu können - während die trockenen Weine vom Kap noch eine längere Zeit ausschließlich den Einheimischen vorbehalten bleiben sollten. Die süßen Constantias erfreuten sich bald großer Beliebtheit in den besseren Kreisen der Alten Welt - sehr zum Ärger der dortigen Weinproduzenten, die die aufstrebende Konkurrenz als Bedrohung wahrnahmen und versuchten, exorbitant hohe Einfuhrzölle für sie zu erreichen oder gleich die Lieferung von damals für den Transport zwingend benötigten Fässern zu unterbinden. Aber die Fürsprecher in mächtigen Positionen waren einfach zu zahlreich: neben Literaten erwiesen sich vor allem gekrönte Häupter als große Fans des Weines, der zeitweise auf einer Ebene mit Tokajer und Sauternes rangierte. Der bekannteste unter ihnen ist wohl Napoleon - auch wenn er wahrscheinlich erst während seines Exils auf der nicht allzu weit entfernten Insel St. Helena auf den Geschmack kam, soll er so verliebt gewesen sein, dass er sich einen Constantia als Sterbetrunk servieren ließ.

Unter Hugenotten und Holländern schienen sich die Reben Südafrikas also allmählich echt wohlzufühlen. Doch dieser erste Höhenflug sollte nicht allzu lange währen: die VOC, der die Kolonie faktisch unterstand, pfiff Ende des 18. Jahrhunderts aus dem letzten Loch. Die Zeit der niederländischen Dominanz im Gewürzhandel war schlicht und einfach vorbei. Zudem hatte der gerade schon erwähnte Napoleon das Land 1795 in einem Handstreich unterworfen und in einen Vasallenstaat verwandelt. Um die Verteidigungsfähigkeit des südafrikanischen Territoriums stand es also denkbar schlecht. Das wiederum erkannte Großbritannien sehr rasch und verleibte sich die Region 1797 erstmals ein. Zwar mussten die Briten sie wenige Jahre später zunächst an die Niederlande zurückgeben, schlugen 1806 aber erneut zu und rückten ihre Eroberung dann nicht mehr heraus. Für die Rebenzucht am Kap hatte das recht zwiespältige Folgen: zwar erweiterte der Absatzmarkt sich dadurch zunächst enorm, zumal Großbritannien lange Zeit den Wein aus dem verfeindeten Frankreich boykottierte - man war weinbaulich endgültig den Kinderschuhen entwachsen. Zum anderen trat dadurch aber auch eine gewisse Verflachung der Erzeugnisse ein: die Briten waren sehr stark auf schwere, alkoholverstärkte Weine fixiert, die fortan einen Großteil der Produktion ausmachten. Und als sie sich irgendwann mit den Franzosen wieder ausgesöhnt hatten und Wein wie in alter Zeit einfach nur über den Ärmelkanal schicken zu lassen brauchten, stand Südafrika ohne Abnehmer vor einer riesigen Likör-Monokultur.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lag der Weinbau dann vollends darnieder. Das lag zum einen an der Reblausplage, die das Land in verheerendem Ausmaß heimgesucht hatte - viele bisherige Weinberge wurden kurzerhand in Obstplantagen umgewandelt. Es lag aber auch an den fortwährenden Auseinandersetzungen zwischen Briten und den Buren, Afrikaans sprechenden Nachkommen der niederländischen Erstbesiedler. Diese hatten sich nach der britischen Eroberung der Kapkolonie weiter ins Landesinnere zurückgezogen und dort unabhängige Republiken wie Transvaal oder den Oranje-Freistaat gegründet, um an der von den Briten 1833 verbotenen Sklaverei festhalten zu können. Diese hatten ihrerseits jedoch ein großes Interesse an einer Ausdehnung des eigenen Machtbereichs, um die vielversprechenden Vorkommen an Gold und Diamanten auszubeuten. Es bedurfte zweier überaus blutiger Kriege, bevor schließlich mit der Vereinigung burischer und britischer Territorien 1910 in der Südafrikanischen Union der Konflikt beigelegt werden konnte. Doch erst im Anschluss an den Ersten Weltkrieg konsolidierte sich die Weinwirtschaft langsam wieder. Die Bevölkerung war inzwischen durch europäische Einwanderer massiv angewachsen. Das sicherte einen großen Binnenmarkt, zudem bildete sich erstmals ein - wenn auch eher fragiles - Zusammengehörigkeitsgefühl.

Dem wollte man auch weinbaulich irgendwie huldigen und stellte bei dieser Gelegenheit fest, dass es zwar allerhand europäische Reben im Land gab, aber keine genuin südafrikanische. An der Universität Stellenbosch machte man sich also ans Werk und präsentierte im Jahr 1925 der Öffentlichkeit stolz den Pinotage. Die Traube war eine recht raffinierte Kreuzung aus Pinot Noir und Cinsaut - der in Südafrika früher gern Hermitage genannt wurde, daher der Name -, bestens angepasst an das heiße und sehr niederschlagsarme Klima im Land. Auch die tief granatrote Farbe und das samtig-süße Aroma von Pflaume, dunklen Beeren und tropischen Früchten, unterlegt mit Noten von Vanille, Tabak und Schokolade, schien ihren Erfindern ein perfektes Visitenkärtchen Südafrikas zu sein. Das ist bis heute so geblieben, denn obwohl sich viele Neue-Welt-Länder um den Pinotage bemühten, wollte die frühreifende und sehr zuckerhaltige Sorte nirgendwo anders so recht Wurzeln schlagen. Der besondere Clou ist, dass sowohl fruchtbetonte, sofort trinkreife Alltagsweine als auch extraktreich-komplexe, lange lagerfähige Tropfen aus uralten Buschreben erzeugt werden können. Um auch rauchige und würzige Töne aus der Traube herauszukitzeln, setzt man häufig auf eine Reifung im Barriquefass, die aber dank der sortentypisch weichen Tannine keineswegs zwingend erforderlich ist. Bis der Pinotage tatsächlich Marktreife erlangte, sollte es noch fast vier weitere Jahrzehnte dauern. Dann aber setzte sich die neue Nationalrebsorte sowohl als Solist als auch im Verschnitt mit Merlot oder Cabernet Sauvignon in den sogenannten Cape Blends durch - wobei sie allerdings niemals Potential für echte Spitzenweine offenbarte.

Aber immerhin, es schien doch voranzugehen? Auf jeden Fall, im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts war der Weinbau zunächst wieder auf Kurs. Es gab da nur ein Problem. Die Buren hatten in ihrem Friedensvertrag mit den Briten ausgehandelt, die Rechte aller nichtweißen Einwohner auch weiterhin massiv zu beschränken - die Grundlage der Apartheidspolitik, die das Land bis Anfang der 1990er prägen sollte. Die Winzer nutzten das zwar gerne für ihre Zwecke aus. Besonders beliebt war etwa der Deal, als Landwirt den Bau eines Gefängnisses mitzufinanzieren und dann auf die schwarzen Insassen als billige Hilfskräfte zugreifen zu können. Nach außen hin erwies sich diese Ungleichbehandlung aber als äußerst kontraproduktiv - viele andere Staaten lehnten die Methoden des Regimes ab, und obwohl Südafrika zunächst als einziger afrikanischen Nation der wirtschaftliche Aufstieg in den Kreis der Erste-Welt-Länder gelang, war es mit zunehmender Dauer der Rassentrennung international immer mehr isoliert, musste etwa den Kreis der Commonwealth-Staaten verlassen und die Belegung mit harschen UN-Sanktionen hinnehmen. Das brachte natürlich auch das weitgehende Fehlen von Exportmärkten mit sich - statt sich in der Weinwelt mit anderen Nationen zu messen und fortzuentwickeln, schmorte man einmal mehr im eigenen Saft. Produziert wurden Brandy und Port in rauen Mengen, aber kaum ein Stillwein, der halbwegs geschulte Geschmacksknospen zu überzeugen in der Lage gewesen wäre. Das hing auch damit zusammen, dass bis 1982 der Import europäischer Rebstöcke schlicht verboten war - zwar wurde munter geschmuggelt und einige befanden sich schon seit langer Zeit im Land und genossen Bestandsschutz, allerdings kamen sie nicht einmal auf ein Fünftel der Gesamtrebfläche.

Die vielfältige und qualitätsbewusste Szene, die den südafrikanischen Weinbau heute trägt, hat sich tatsächlich erst in den vergangenen 30 Jahren entwickelt. Als die Apartheid mit dem überwältigenden Wahlsieg des ANC 1994 und der darauffolgenden Präsidentschaft Nelson Mandelas faktisch endete, entstand eine Art Goldgräberstimmung: Jungwinzer nutzten die Gunst der Stunde und ließen sich in Ländern wie Frankreich auf den neuesten Stand der Technik bringen, Betriebe investierten hohe Summen in brandneue Ausstattung und allerorten unternahm man Versuche mit neuen Rebsorten. Die weitestgehende politische Gleichstellung Schwarzer und Weißer in Südafrika darf dabei jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Weinbau noch immer eine fast ausschließlich weiße Domäne ist: obwohl sie nur etwa acht Prozent der Gesamtbevölkerung stellen, kontrollieren sie vom Anbau über die Kellertechnik bis zur Logistik und Vermarktung die gesamte Wertschöpfungskette; Schwarze, immerhin vier Fünftel der Bevölkerung, übernehmen nach wie vor allenfalls landwirtschaftliche Hilfsarbeiten oder Kellnerjobs in Restaurants. Auch in Sachen Konsum gibt es große ethnische Unterschiede: denn obwohl die finanzielle Ungleichheit zwischen Schwarzen und Weißen nicht mehr so exorbitant groß ist wie während der Rassentrennung, leben viele Schwarze noch immer in prekären Verhältnissen und greifen eher zu anderen alkoholischen Getränken als zum vergleichsweise teuren Wein.

Dabei ist er im internationalen Vergleich sehr preiswert - Nebenwirkung der dauerhaft am Boden liegenden Landeswährung Rand. Und weil im Inland abseits einer kleinen weißen Mittel- und Oberschicht und des Tourismus Absatzmärkte rar sind, muss mit etwa der Hälfte der Gesamtproduktion verhältnismäßig viel exportiert werden. Die Europäer kann es freuen: sie bekommen für kleines Geld Wein, der sich längst nicht so sehr auf Bückware-Niveau herablässt wie der vieler anderer Weinbau-Nationen der südlichen Hemisphäre - und dem darüber hinaus attestiert wird, dem in Europa vorherrschenden Weinstil am nächsten zu kommen. Bei Chardonnay, Merlot, Sauvignon Blanc und Co. muss man sich also keine Sorgen machen, von völlig unerwarteten Geschmackseindrücken überwältigt zu werden, zumal man sie schon eine ganze Weile kultiviert. Spannender sind schon die allmählich in den Fokus rückenden klassischen Rhone-Sorten Grenache und Syrah. Aber wenn man gerade das Besondere, die landestypische Spezialität sucht? Greift man neben dem uns schon bekannten Pinotage am besten zum Chenin Blanc. Der stammt zwar ursprünglich aus Frankreich, ist dort aber gerade mal auf 9000 Hektar anzutreffen, während sie in Südafrika mit der doppelten Hektarzahl als die beliebteste Traube des Landes gilt. Die Erfolgsgeschichte des Chenin Blanc so weit von zuhause entfernt ist einigermaßen ungewöhnlich, denn meistens wählen Neue-Welt-Länder solche Trauben zu ihren Aushängeschildern, die recht pflegeleicht sind und konstante Erträge bringen. Anders hier: die Traube, die wahrscheinlich schon mit den ersten niederländischen Siedlern ins Land kam und jahrhundertelang als „Steen“ bekannt war, bevor man ihre genetische Übereinstimmung mit dem Chenin Blanc beweisen konnte, ist ziemlich anspruchsvoll - dafür aber auch unglaublich vielseitig, manchmal sogar unberechenbar. Der hohe Zuckergehalt und die dicken, für Edelfäule sehr anfälligen Schalen prädestinieren ihn einerseits für den Ausbau als Süßwein, die sehr präsente Säure wiederum bildet die Grundlage für spannende Schaumweine. Aber auch als trockener Stillwein weiß die Traube zu überzeugen: in guten Jahrgängen können diese entweder leicht und frisch mit einem zart blumigen Bukett oder, bei entsprechender Pflege, auch durchaus seidig-komplex geraten und Ähnlichkeiten zu einem Burgunder aufweisen. In weniger guten Jahren (oder unter den Händen weniger begabter Winzer) neigen sie hingegen zu Muffgeschmack oder stechender Säure und werden dann in Massen der Branntweinproduktion zugeführt. Mit seiner Eigenwilligkeit provoziert der Chenin Blanc sowohl Begeisterung als auch Skepsis, ist auf jeden Fall immer eine kleine Wundertüte und auf Blindproben oft ein Tropfen, an dem man sich die Zähne ausbeißen kann.

Nach wie vor konzentriert sich der Weinbau größtenteils auf jene Region, in der er vor über 350 Jahren begonnen wurde: den Raum Kapstadt. Das hat jedoch nicht allein historische Gründe, sondern liegt auch in den hier herrschenden klimatischen Bedingungen begründet. Denn obwohl es zwischen dem 31. und dem 34. südlichen Breitengrad eigentlich deutlich zu warm für die Erzeugung hochwertiger Tropfen sein müsste, hat man mit der Hitze kaum Probleme, es ist angenehm mediterran. Verantwortlich dafür ist die Nähe zum Wasser, genauer gesagt zum Atlantischen und zum Indischen Ozean, die am Kap aufeinander treffen. Haben große Gewässer an sich schon eine kühlende Wirkung auf die angrenzenden Landmassen, wird dieser Effekt hier zusätzlich noch durch kalte Meeresströmungen aus dem Bereich der Antarktis unterstützt. Weil man aber in Kapnähe bleiben muss, um von dieser frischen Brise zu profitieren, nehmen sich die 100 000 Hektar Rebfläche in Relation zur eigentlichen Größe des Landes verschwindend gering aus. Dennoch reicht dieses Weinbau-Areal, das ziemlich genau demjenigen Deutschlands entspricht, für den siebten Platz der Weltrangliste aus - die Hektarerträge in Südafrika sind nämlich etwas höher als bei uns. Dafür unterscheidet man allerdings zwischen gerade einmal fünf Regionen. Die wichtigste von ihnen ist die Coastal Region, die etwa ein Drittel des gesamten Weinbaus auf sich vereinigt. Hier finden sich so bekannte Distrikte wie das früher für seine bordeauxähnlichen Rotweine bekannte Stellenbosch, Swartland oder das nach den ehemals vorwiegend hugenottischen Bewohnern benannte Franschhoek. Zwar sind es eher die Distrikte, mit denen auf dem internationalen Markt geworben wird, allerdings kennt man auch seit über 50 Jahren schon das Konzept der Einzellage, die nicht größer als sechs Hektar sein darf, hat also durchaus ein Verständnis von der Bedeutung des Terroirs. Die nordwestlich der Metropole Kapstadt gelegene Coastal Region ist denn auch der Motor, in der sich neue weinbauliche Tendenzen wie die Suche nach Höhenlagen für den Anbau von Cool-Climate-Weinen oder die Wiederentdeckung an die hundert Jahre alter Buschreben zuerst vollziehen, andere Regionen wie Klein Karoo, Breede River Valley oder Olifants River sind für Spitzengewächse oft schlicht zu heiß und darum noch eher der alten Port- und Brandy-Seligkeit verhaftet.

Obwohl Südafrika stets eher eine Weißwein-Nation war und auch heute noch ist, präsentieren sich viele Gerichte der landestypischen Küche eher rotweinkompatibel. Denn trotz der sehr langen Küste wird verhältnismäßig wenig Fisch verzehrt, der Fokus liegt klar auf Fleisch - ob als Potjiekos-Eintopf aus dreibeinigen Gusseisentöpfen, als Boerewors zu Wurst verarbeitet oder als das legendäre Trockenfleisch Biltong. Neben Lamm und Rind schätzt man vor allem einheimische, klassischerweise wild lebende Tiere wie diverse Antilopenarten, Warzen- oder gar Stachelschweine. Besonderer Beliebtheit erfreut sich auch der fettarme Strauß. Die südafrikanische ist eine klassische Crossover-Küche, die niederländische, britische und traditionell afrikanische Einflüsse verbindet. Insbesondere die Funktion als Zwischenstation im Gewürzhandel hat ihre Spuren hinterlassen, denn Koriander, Ingwer, Zimt und andere haben ihren festen Platz in vielen Rezepten - am bekanntesten ist sicherlich die omnipräsente Würzsoße Chakalaka. In der jüngeren Zeit setzen auch asiatische Einwanderer vermehrt Akzente: so sind es etwa die aus Indien stammenden Samoosas, gefüllte Teigtaschen, die sich zu schon länger etabliertem Frittiertem wie Koeksister oder Vetkoek gesellen. Zu einem gelungenen Foodpairing gehört in Südafrika wahrscheinlich immer etwas mehr Fantasie als in anderen Ländern, und das ist gar nicht despektierlich gemeint.

Wir sehen also, Weinbau in Südafrika gibt es nicht ohne Kapriolen, ohne ständiges Auf und Ab. Aber wir befinden uns hier nicht umsonst am Kap der Guten Hoffnung. Während früher die Seefahrer Grund zu ebensolcher hatten, weil nun schon die Hälfte der Strecke hinter ihnen lag, sind es heute die Winzer und vor allem die Konsumenten, die sich Hoffnung machen dürfen, dass die Erfolgsgeschichte Südafrika gerade erst begonnen hat. Die Schwierigkeiten sind nach wie vor zahlreich: aufgrund der Trockenheit ist in vielen Bereichen künstliche Bewässerung vonnöten, ein Zustand, der sich in den kommenden Jahren wahrscheinlich eher noch verstärken wird. Investitionen wie in ebensolche fallen vielen Winzern aber schwer, denn die sehr schwache Landeswährung macht es ihnen nicht leicht, sich ein finanzielles Polster anzulegen - ohnehin verfügen viele, gerade jüngere und experimentierfreudige Weinbauern kaum über eigene Flächen. Auch die große Abhängigkeit vom Tourismus hat sich während Corona als überaus verhängnisvoll erwiesen. Doch nach jedem Wolkenbruch besteht die Möglichkeit auf ein neuerliches Erstrahlen des Regenbogens, um zu unserem Bild vom Anfang zurückzukehren. Der Wasserschleier liegt noch in der Luft, die Sonne bricht gerade hinter den Wolken hervor: wird die Rainbow Nation den Sprung an die Weltspitze schaffen? Die Anzeichen dafür sind klar erkennbar - zumindest wenn einige Trends anhalten. Das sind besonders die Nutzung von kühlen und in der Nähe des Meeres gelegenen Höhenlagen, die qualitativ deutlich bessere Ergebnisse hervorbringen als der Weinbau in der Ebene, und die Konzentration auf Chenin Blanc und Syrah als hochwertige Leitrebsorten, an deren Resultaten sich andere Weine messen müssen. Und dann heißt es: hoffen! Gerade in Deutschland, nach Großbritannien der größte Abnehmer südafrikanischen Rebensaftes, wird sich das Schicksal der Weine vom Kap in den kommenden Jahren entscheiden.

 

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