Zurück in die Zukunft?
Der Jahrgangsvergleich und Vegetation
Nach drei sonnenverwöhnten Jahrgängen – 2018, 2019 und 2020 – bot der Jahrgang 2021 Anlass, wieder an vergangene Zeiten zu denken. Am ehesten lässt sich 2021 im Witterungsverlauf mit dem Jahrgang 2002 vergleichen, der bei Rieslingen ebenfalls grandiose Qualitäten hervorbrachte, die aber eben doch nur durch intensive Handarbeit und nervenaufreibendes Zuwarten möglich waren. So zog sich auch bei 2021 die Ernte bis weit in den November hinein, bevor sich in Rheinhessen das Fenster zu gesunden Trauben für trockene Weine wieder schloss.
Überall in Europa zeigte sich der Mai 2021 von zuerst warmen Spätfrühlingstagen, bis dann die berüchtigten Maifröste zuschlugen. Glücklicherweise waren wir in Rheinhessen weitgehend verschont geblieben von harten Frostschäden, aber in Folge der kalten Temperaturen im Mai verzögerte sich der Austrieb und das Weinjahr begann spät.
Die Arbeit im Weinberg
Dem späten Austrieb folgten dann ausgiebige Regenperioden mit eher kühlen Temperaturen im Juni und Juli. Der Peronospora-Druck auf die Trauben war gewaltig und um ihm zu begegnen, war ungemein viel Pflege und Betreuung der Weinberge nötig. Bis zum Lesebeginn Ende September waren allein in unserem Weingut sechstausend Arbeitsstunden im Weinberg zusätzlich angefallen und das in einem Jahr, in dem viele Kreisläufe pandemiebedingt eh noch nicht wieder rund liefen.
Als Ökobetrieb können wir in derart anspruchsvollen Jahren nur sehr wenige Hilfsmittel in Anspruch nehmen und müssen allein auf die handwerkliche Arbeit im Weinberg setzen.
In kalten und feuchten Perioden ist die Entblätterung der Traubenzone essentiell, kann aber dazu führen, dass in anschließenden Hitzeperioden mit direkter Sonneneinstrahlung die Trauben einen Sonnenbrand bekommen. Hitzeperioden blieben jedoch in 2021 weitgehend aus, so dass die Laubarbeit und die Entblätterung von Hand die entscheidenden Schritte waren, um gesundes und aromenreiches Traubenmaterial ernten zu können. Eine extrem harte Ertragsreduzierung Anfang August tat ihr Übriges, um die Trauben zu einer späten aber dann doch intensiven Reife zu führen.
Die Lese und Einordnung der Qualität des Jahrgangs 2021
Der Lesebeginn erfolgte am 20.September mit den frühreifen Sorten, musste aber mehrmals wegen ausgedehnter Regenphasen unterbrochen werden. Erst im Oktober begann sich die Gesamtsituation zu entschärfen und ein traumhafter Spätherbst ließ vor allem die Rieslinge an Reife aufholen. Auch Chardonnay und Spätburgunder profitierten von warmen und trockenen Herbsttagen.
Mit ph-Werten zwischen 3.0 und 3.2 sind wir mehr als nur zufrieden, die Säure in den Trauben ist 2021 dennoch etwas höher als im Durchschnitt.
Die klassischen Riesling-Jahrgänge wie 2002 und 2004 sind durchaus vergleichbar mit dem Witterungsverlauf von 2021. Sie haben extrem langlebige und lebendige Rieslinge hervorgebracht, die durch die lange Reifeperiode am Stock ein sehr elegantes und klassisches Aromenprofil ausbilden konnten. Was im Moment in den 2021er-Fässern reift, lässt den Vergleich mit 2002 durchaus treffend erscheinen. Text: Weingüter Battenfeld-Spanier und Kühling-Gillot