Die Geschichte von Ribera del Duero Teil 2: Ribera del Duero – das Warum

Die Geschichte von Ribera del Duero Teil 2: Ribera del Duero – das Warum

Ribera del Duero. Legende: Manvirgo Zentrum, Manvirgo Norden, Manvirgo Esgueva, Manvirgo Roa/La Horra, Gromejón, Kalte Schulter West, Kalte Schulter Ost, Aranda Stadt, Aranda Nord, Aranda Süd, Ofen Zentrum, Ofen West, Ofen Süd, Südland Duero, Südland Zentrum, Südland Hochebene, Riboja, Riberadolid.


Zu keiner Zeit der jüngeren Weinbaugeschichte gab es eine Weinregion namens Ribera del Duero. Ihre Gründung im Jahr neunzehnhundert zweiundachtzig war ein rein politischer Akt, aus der Not heraus geboren, nur daran denkend, nicht wirklich unterzugehen.

Dabei ist dies alles weit mehr als nur ein politisches Problem, Ribera del Duero ist in etwa so groß wie alle Weinregionen des Rhone-Tales zusammen, nur halt quer und nicht längs. Gut einhundert und vierzig Kilometer von Ost nach West, etwa fünfzig Kilometer von Nord nach Süd, an der breitesten Stelle. Den höchsten und den tiefsten Punkt trennen etwa dreihundert Höhenmeter, ginge man ins Detail, dann würden siebzehn Hände nicht ausreichen, die jeweiligen geologischen Gegebenheiten aufzuzählen. Man kann es aber auch etwas kürzer fassen.

Wie immer in der Welt des Weinbaus gibt es zwei entscheidende Faktoren, die der Mensch nur bedingt beeinflussen kann: Boden und Klima. Die dritte Komponente, die gewählten Rebsorten, sind die Antwort, die logische Schlussfolgerung aus den ersten beiden. Soweit die Theorie.

Eigentlich besteht Ribera del Duero nur aus Sandstein. Gut, südlich von Aranda de Duero gibt es eine Ecke, in der Gips und Karst lauern, aber dort stehen kaum Reben. Und die wenigen Bodegas, die dort aktiv sind, keltern komplizierte Weine. Man kann das gut und gerne ignorieren, schließlich hat dort in letzter Zeit auch kaum jemand Reben gesetzt.

Ribera del Duero ist auf Sandstein gebaut. Komplett.

Ribera del Duero kann man in acht verschiedene Subregionen einteilen: Manvirgo, Gromejón, Kalte Schulter, Aranda, Ofen sowie Südland, alle in der Provinz Burgos (plus drei Dörfer in Segovia) gelegen, sowie Riboja in Soria und Riberadolid in der Provinz Valladolid. Historisch hat der Valladolid-Teil kaum Verbindungen zum Burgos-Teil unterhalten, die einen orientierten sich gen Westen (Valladolid), die anderen eher gen Norden (Burgos, Küste) oder Osten (Soria). Dass die sechs Dörfer der Provinz Soria zu Ribera del Duero gehören, beruht einzig auf der Tatsache, dass man bei der Regionsgründung versucht war, auch wirklich jeden Rebstock einzubinden. Und da nun einmal in El Burgo de Osma und in Atauta Reben herumstanden …

Oftmals sind Parzellen nur noch rudimentär existent, die Frucht muss man sich obendrein mit Waldbewohnern teilen.

Aber betrachten wir das Ganze einfach einmal Teilregion für Teilregion.

Zentrales Ribera del Duero: Provinz Burgos

Manvirgo

Eigentlich ist dies nicht nur eine Region, hinter dem Sammelbegriff verstecken sich die zentrale Manvirgo-Region, Nord-Manvirgo (Anguix und Olmedillo), Manvirgo-Esgueva sowie die beiden Orte Roa de Duero und La Horra, die nicht wirklich zugeordnet werden können.

Der Manvirgo ist der einzige wirklich monumentale Berg in der Ribera, ein Tafelberg mit großer Hochfläche auf neunhundert zweiundvierzig Meter über Meeresniveau. Er entstand, oder blieb stehen, als sich die Reste der letzten Eiszeit gen Tal schlängelten; ringsherum war der Boden lockerer, das Wasser spülte ihn hinweg und ließ den etwas härteren Brocken einfach zurück. Von diesem Typ gibt es noch ein paar mehr, aber in der Regel weit weniger beeindruckend. Anders als weiter im Westen, in La Seca etwa, war der Wasserabfluss hier offensichtlich stetiger Natur, es bildeten sich keine Terrassen, wie man sie unter anderem in der östlichen Rioja findet. Nahe des Berges gibt es mehr Lehm als Löss, der Boden ist sehr eisenhaltig. Kieselsteine findet man selten, das meiste Geröll wurde vom Wasser weggerollt.

Die Böden sind so unterschiedlich nicht: mal gibt es etwas mehr Lehm, dann wieder etwas mehr Sand, einige Parzellen weisen Kalk auf, aber immer nur an der Oberfläche. Steine gibt es, sie sind aber eher selten. Sand findet man, wie so oft, nahe Pinienhainen, dort sind die Böden auch trockener als an anderen Stellen der Region. Generell kann man sagen, dass heiße, trockene Jahre hier weniger kompliziert sind, weil der Boden Niederschlagswasser einfach gut speichert. In wirklich nassen Jahren verwandelt sich der Boden indes in einen fetten Schwamm.

Das Klima ist, innerhalb von Ribera del Duero, eher als gemäßigt anzusehen, nicht so heiß und trocken wie in Riberadolid, aber auch nicht so kalt und windig wie in der Kalten Schulter. Die Winter können indes schon einmal hart sein, und lang. Jahre, in denen die Reben bereits im April austreiben, sind gefährlich, da Frost im Mai alles andere als ungewöhnlich ist, Frost Anfang Oktober übrigens auch nicht.

Es ist aber nicht nur der Frost, der Winzer zum Weinen bringen kann. Da der Manvirgo kleine Berge um sich herumstehen hat, gibt es bei starken Winden und dicken Wolken oftmals nicht weniger dicke Probleme. Die Sogwirkung der Engstellen zwischen den Bergen sorgt dafür, dass Hagel, Starkregen oder heftige Windattacken das Land regelmäßig heimsuchen. Insbesondere der Norden von Anguix sowie Olmedillo de Roa sind davon stark betroffen, während die weiter im Osten respektive Süden gelegenen größeren Dörfer der Region, Roa de Duero und La Horra, weniger darunter leiden.

Letztendlich gibt es, so man sich nicht zu weit vom Manvirgo entfernt, keine ausgesprochene Topregion innerhalb der Subregion Manvirgo. Man findet überall Parzellen, die für erstklassige Weine geschaffen sind, aber halt auch solche, die eher für Mais, Raps oder Kartoffeln prädestiniert sind. Der äußerste Norden, das Tal des Esgueva, ist hingegen nicht für Spitzenqualitäten bekannt.

Gromejón

Die Ufer des gleichnamigen Flusses prägen diese Region. Oberflächen sind sandiger, in der Regel ist es deutlich wärmer als in Manvirgo, weil der Wind aus Südwesten gen relativ steile Hänge prallt. Sotillo de la Ribera ist besonders stark davon abhängig, aber auch La Aguilera kommt in den Genuss von eher warmem, mildem Wetter. Frost ist hier ein Thema, aber nicht wirklich entscheidend. Quintana del Pidio ist das Grenzdorf zur Kalten Schulter; hier stehen die Reben auf Lehm, der Sandanteil ist geringer.

Zwar gibt es in der Ribera geschlossene Weinbaugebiete, dennoch liegen divers Parzellen etwas isoliert in der Landschaft herum. Finca Sotillejo in La Aguilera.
Kalte Schulter

Dieser Teil der Region ist bislang etwas in der Versenkung verschwunden. Nicht nur aus geologischer Sicht, es handelt sich um eine Hochebene mit nur sanften Tälern, ist dies verwunderlich. Denn gerade dann, wenn man feine, elegante Weine aus Ribera del Duero sucht, ist Kalte Schulter eine gute Quelle. Zumindest für Trauben, denn Bodegas gibt es hier nur wenige.

Die Krumen sind knapper, die Trauben reifen nochmal eine Woche später als nahe des Manvirgo. Viel Lehm, durchaus viele Steine an der Oberfläche, die als Energiespeicher dienen.

In der westlichen Kalten Schulter gibt es viele Bodegas, sie stehen alle in Gumiel de Izán. Aufgrund seiner strategisch günstigen Lage, wichtige Straßenkreuzungen Nord-Süd mit Ost-West, war Weinbau hier schon immer ein Schwerpunkt. Dazu kommt, dass das Land, relativ flach, bestenfalls wellig, gut beackerbar ist. Und nicht zuletzt die relativ gute Verbindung gen Burgos ermöglicht(e) ordentlichen Handel. Heute stehen da elf Bodegas, die ganze kalte Schulter bringt es auf derer sechzehn.

Richtig spannend hingegen ist der Osten der Teilregion Kalte Schulter, bislang ist dieser Teil aber noch nicht wirklich entdeckt.

Aranda

Mit über dreißigtausend Einwohnern ist Aranda de Duero der zentrale Ort in Ribera del Duero, Wein indes spielt hier keine wirklich große Rolle. Auch wenn das Gemeindegebiet riesig ist, sind gerade einmal knapp neunhundert Hektar mit Reben bestockt. Wichtige Anbauregionen sind das Flusstal, sowohl östlich als auch westlich des Ortes. Hier sind die Böden sandig, es ist eine einzige Region in der Burgos-Ribera, in der man Weinberge mit dichter Kieselsteinauflage antrifft. Aranda ist eine Teilregion mit extremen Temperaturen: nachmittags ist es stets heißer als in den Nachbarorten, morgens stets kälter. Nachtfrost ist ein wichtiges Thema. Da der Duero der wichtigste Fluss der Gletscherwasserableitung war, sammelt sich hier jede Menge Schwemmland an, das der Fluss weiter östlich, in der Sierra de la Demanda und im Westen der Provinz Soria abgetragen hat, die Böden sind tiefgründiger, nicht wirklich top für den Weinbau. Weiter im Süden, aber auch im Norden, stehen die Reben auf lehmhaltigen Hängen, ernsthafte Spitzenweine werden hier indes nicht erzeugt.

Im Osten erstreckt sich diese Teilregion bis gen La Vid, dem antiken Zentrum der Region. Reben findet man zu beiden Seiten der Nationalstraße, die Zamora mit Zaragoza verbindet. Der Großteil der Reben steht auf fruchtbarem Lehm.

Ofen

Im Süden von Aranda de Duero gibt es eine kleine Region, die besondere klimatische Gegebenheiten aufweist: der Ofen von Ribera del Duero. Dieser Teil von Ribera funktioniert wie ein Heizofen, heiße Luft aus dem Westen sorgt hier für Extremtemperaturen. Des Nachts indes sinken die Temperaturen stark ab, Frost ist bis Ende Mai nicht ungewöhnlich.

Die Böden sind unterschiedlicher Art: generell dominiert Sandstein mit einer dicken Lehmkrume. Es gibt aber auch Ecken mit purem Kalk so wie die Karstgebiete rings um das Dorf Montejo de la Vega de Serrezuelo. Der Westrand des Ofen besteht aus Sandsteinhügeln mit mehr oder weniger dicker Lehmkrume.

Hier gibt es durchaus Quellen für exzellente Weine: alle Hänge, die gen Osten abfallen. Die Morgensonne trocknet die Blätter schnell, die Photosynthese beginnt rasch. Hänge, die gen Westen abfallen, sind nicht nur den Windattacken (samt Hagel) der Westwinde ausgesetzt, sie bekommen auch wesentlich mehr Hitze ab. Toplagen findet man vor allem in Fuentelcésped, aber auch im Westen von Fuentespina.

Das Südland

Eigentlich ist der zentrale Süden der Burgos-Ribera nicht wirklich für gute Weine gemacht. Das Land ist zu trocken, fast schon hart, die Krume ist knapp, oftmals stehen die Reben auf blankem Sandstein. Regenwasser kann sich hier kaum halten, das ganze Jahr über bewässern geht aber auch nicht. Es gibt die Hochebene im Süden, in Moradillo de Roa stehen die Reben auf exakt eintausend Metern über Meeresniveau, es gibt die kargen Hänge, an denen nicht einmal Reben wachsen können, und es gibt die Flusstäler, Duero, Riaza und ein paar kleine Bäche, die in der Regel ausgetrocknet sind.

Ein klein wenig besser ist die Situation in Nava de Roa, hier gibt es, zumindest im Norden, einige weniger karge Parzellen, Grundlage für etwas mineralischere Weine.

Der Osten von Ribera del Duero: Provinz Soria

Ein Blick auf die Landkarte könnte zu der Vermutung führen, dass dies eine wichtige Region von Ribera del Duero sei. Indes, der Schein trügt. Gerade einmal fünf Prozent der Gesamtrebfläche entfällt auf die Provinz Soria und die sechs Gemeinden, die zur Denominación de Origen gehören. Gerade einmal neun Bodegas findet man hier.

Der Großteil der Weinberge befindet sich in San Esteban de Gormaz, vor allem, aber nicht nur, in Atauta. Dort stehen Reben auf etwa eintausend Metern über Meeresniveau, die Gegebenheiten sind aber dennoch ganz anders als im Südland auf gleicher Höhe. Hier in Riboja wurzeln Reben in Verwitterungssandstein, die Lehmkrume ist knapp, aber durchaus ausreichend, um Niederschlagswasser zu speichern.  Da dies keine Hochebene ist, spielt der Wind keine wirklich entscheidende Rolle.

Hier im Osten gibt es diverse Täler, eng zumeist; vom Duerotal einmal abgesehen führen sie jedoch nur nach der Schneeschmelze Wasser. Weinberge findet man dort auch. Die daraus gewonnenen Weine sind eher dick und fett, schon fast rustikal. Komplett anders sind die Weine aus Atauta, sie sind guten Riojas aus der Alavesa so unähnlich nicht (daher der interne Name Riboja).

Eigentlich ist dies eine Welt für sich. Abgesehen von einer Bodega in Langa de Duero arbeiteten über lange Zeit alle Kellereien ausschließlich mit Trauben aus der Region, erst Manuel Jové hat dieses Prinzip durchbrochen als er Dominio de Atauta erwarb. In die andere Richtung indes fließen schon Trauben ab, nicht zuletzt gen Vega Sicilia. Feine Frucht und eine frische, aber nicht dominante Säure, das kriegt man im Westen der Region nicht hin.

Riberadolid

Die wie ein Taschenkrebs geformte Region beinhaltet alle Weindörfer von Ribera del Duero, die in der Provinz Valladolid liegen. Knapp ein Viertel aller Reben der Region stehen hier, zwischen Castrillo de Duero im Osten und Olivares de Duero im Westen.

Diese Region ist relativ einfach gestrickt: plattes Hochland im Süden, dann Hang, dann Duero mit Uferregion, dann Hang, dann plattes Hochland im Norden. Die Bodenstruktur ist nicht viel komplizierter: das Hochland besteht aus Verwitterungssandstein, riesige Steine liegen da herum, die Krume, so sie denn einmal da war, hat der Wind im Laufe der Zeit weggeblasen.

Noch vor zwanzig Jahren waren die Hänge kaum mit Reben bestockt, fast der gesamte Weinbau spielte sich im Tal ab. Da man dort aber vor allem dicke Trauben einsammelt, begannen einige Weinmacher, die Hänge zu bestocken. Zwar sind auch dort die Krumen knapp, aber mittels Bewässerung und guter Bodenbearbeitung kann man dort schon erstklassiges Traubenmaterial gewinnen.

Vor wenigen Jahrzehnten waren die Hänge zwischen Pesquera de Duero und Olivares de Duero komplett Brachland, heute klebt da ein Weinberg am anderen. Damals war das Flachland das gelobte Land, denn hier konnte man bequem mit Maschinen arbeiten, die Parzellen sind relativ groß, die Erträge stabil. Ohne chemische Schädlingsbekämpfungsmittel geht es indes kaum, der Pilzbefall wäre zu hoch.

Das große Problem dieser Ecke: die Säure, besser gesagt die ph-Werte. Unten im Tal lauern Alkoholbomben, strukturschwache Weine, während am Hang nicht jeder Jahrgang wirklich ausreift. Dazu kommt, dass dort ja kaum alte Rebstöcke stehen; das, was dort in den neunziger Jahren bestockt wurde, besteht aus ertragreichen Klonen. Im Prinzip gibt es zwei Arten von Ernten: solche, die an Frühjahrsfrost und somit verminderten Erntemengen leiden, und jene, in denen die Höchstmenge von siebentausend Kilo pro Hektar locker ausgeschöpft wird.

Interessant ist, dass, von Hacienda Monasterio einmal abgesehen, alle namhaften Bodegas die Trauben für ihre Spitzenweine in Manvirgo, in der Kalten Schulter oder in der Riboja einsammeln, während die im Westen gelesenen Trauben allenfalls für Basisweine verwendet werden.

Und was macht der Mensch? Was wird gepflanzt?

Etwa eintausend der inzwischen mehr als zweiundzwanzig tausend Hektar Rebland wurde vor mehr als einhundert Jahren angelegt. Um die Wurzeln der Region zu verstehen, muss man diese Parzellen untersuchen. Sie befinden sich eigentlich alle in den Teilregionen Gromejón, Kalte Schulter und Riboja, ein paar stehen auch im Ofen herum. In Riberadolid gibt es praktisch keine wirklich alten Parzellen.

In jener Zeit war Tempranillo in der Provinz Burgos bekannt und wohl auch dominant, aber weit weniger stark als heute. Damals wurde Weinberge mit vielen verschiedenen Rebsorten bestockt: weiße und rote. Oftmals gab es knapp zwei Drittel Tempranillo und ein Drittel andere Sorten. Dies hatte zwei Gründe:

Zum einen treiben nicht alle Rebsorten zur gleichen Zeit aus. So können Frostschäden dadurch verringert werden, dass man Sorten anbaut, die eher spät austreiben. Gleiches gilt für die Rebblüte: sollte es während der Blütephase einer Sorte regnen, kann dies durch andere Sorten, die zu anderen Zeitpunkten blühen, kompensiert werden.

Das andere Thema, wahrscheinlich das weit wichtigere: man bereitete den Wein im Weinberg, und dort hatte jede Sorte ihre Funktion. Eine liefert Frucht, eine andere Säure, manche bringen viel Zucker (Alkohol) auf die Waage, andere wiederum sind tiefdunkel.

Insbesondere das Thema Säure ist entscheidend: Tempranillo verliert diese relativ rasch. Ein paar Tage zu spät gelesen und schon sind die Säurewerte im Keller. Da helfen Garnacha oder Bobal, beide konservieren Säure ohne größere Probleme. Maturana wurde auch gerne angebaut, Mencía findet man in der Kalten Schulter, aber auch in Gromejón.

All diese Sorten tauchen im Rebsortenregister der D.O. Ribera del Duero nicht auf. Die Trauben dieser Stöcke dürfen verwendet werden, man darf diese Sorten, von Garnacha abgesehen, aber nicht mehr pflanzen, zumindest nicht für Weine der D.O. Ribera del Duero.

Stattdessen sind Merlot, Cabernet Sauvignon sowie Malbec erlaubt, letztere, weil Vega Sicilia ein paar Stöcke gepflanzt hatte als die D.O. gegründet wurde. Und man meinte lapidar: „entweder Malbec rein oder Vega Sicilia raus!“ Ernsthafte Konsequenzen hatte dies indes nicht, zu keinem Zeitpunkt gab es mehr als dreißig Hektar Malbec-Rebland. Auch Cabernet Sauvignon und Merlot spielen keine wirklich große Rolle. Dreihundert Hektar der ersten Sorte, zweihundert der zweiten, dies sind nach wie vor Limits, die nie erreicht wurden. Beide Sorten sind problematisch: Cabernet Sauvignon reift in vielen Jahren nicht aus, man braucht sonnige Parzellen, um Erfolg zu haben. Die aber sind oftmals für diese Rebsorte zu trocken. Merlot wiederum benötigt Schatten, sonst erhält man dicke, zuckerreiche Moste mit Marmeladencharakter. Garnacha schließlich gibt es immer weniger, alte Anlagen werden ausgerissen und durch Hochleistungstempranillo ersetzt, in neuen Anlagen setzt kaum jemand diese Sorte.

Weiße Sorten gab und gibt es auch. In dieser Angelegenheit hat der Consejo Regulador einen Fehler gemacht, denn die im Osten von Ribera durchaus gerne genutzte Rebsorte Albillo Mayor, nicht zu verwechseln mit Albillo Real von der Sierra de Gredos (eine Tafeltraube) oder Albillo de la Mancha (auch de Manchuela), deren Ursprung nicht ganz geklärt ist, kann schon Quell hervorragender Weine sein. Allerdings ist die Sorte stark fäulnisanfällig, nicht jeder Jahrgang taugt zu guten Weinen.

Darüber hinaus findet man Palomino, etwas Viura sowie eine Valenciana genannte Rebsorte. Verdejo indes nicht.

Früher wurde in Ribera del Duero relativ spät gelesen. Man legte mehr Wert auf völlig ausgereifte Trauben als auf ein ordentliches Säuregerüst. Oftmals markierte der 12. Oktober, der spanische Nationalfeiertag, den Beginn der Lese, sie zog sich dann bis weit in den November. Heute ist das nicht mehr so. Um eine ordentliche Menge natürlicher Säure zu erhalten, werden die Trauben oftmals schon Mitte September gelesen. Auch ist die Erntephase kompakter als früher: es gibt immer ein paar Weingüter, die bewusst früh lesen, dann kommt eine kompakte Periode von etwa zehn Tagen, in der neunzig Prozent der Trauben gelesen werden, und dann ist fast schon wieder alles vorbei.

Für den Weinbau galt dies nur bedingt. Denn da das Franco-Spanien von internationalen Märkten abgeschnitten war, teils aus politischen, teils aus ökonomischen Gründen, setzte er ein Dekret verstärkt um, das noch aus republikanischer Zeit stammte: Grundnahrung hatte Priorität. In jener Zeit wurden viele Rebanlagen gerodet um Weizen anzubauen. Ganz besonders hart traf es Riberadolid. Gerade in Peñafiel, in Pesquera oder in Quintanilla wurden fast alle alten Weinberge gerodet, es sollte Jahrzehnte dauern, ehe Rebstöcke dort wieder Fuß fassten.

Für die Ribera Burgalesa, die Region zwischen Aranda, Roa und Gumiel de Izán, galt dies weniger, oftmals waren die Böden zu karg, nicht für Getreideanbau geeignet. Aber auch das half nicht, denn im Laufe der Jahre zog es immer mehr Menschen von der Duero Region gen Norden, zu den Arbeitsplätzen. In Kantabrien, im Baskenland und in Asturien boomte die Industrie, diverse Werften, aber auch Erzabbau und die chemische Industrie boten Arbeitsplätze.

Wie auch in anderen Regionen Spaniens, so bestand in Ribera del Duero die Lösung der Probleme in einem Wort: Cooperative. Anfangs gab es nur eine: die Bodega Ribera Duero de Peñafiel, ihre Weine nannten und nennen sich Protos.

Von Vega Sicilia einmal abgesehen, basiert eigentlich alles, was man seitdem in Riberadolid gesehen hat, auf dieser Bodega. Teófilo Reyes war hier aktiv, er sollte später der Weinmacher einer Bodega werden, die von einem Alteisenhändler namens Alejandro Fernández gegründet wurde. Diese drei Bodegas waren auch die einzigen aus der Provinz Valladolid, welche die Gründungsurkunde der Denominación Origen Ribera del Duero unterschrieben. Es sollte bis in das Jahr neunzehnhundert achtundachtzig dauern, ehe sich in diesem Teil der Region ernsthaft etwas bewegte.

Noch komplizierter war die Situation am anderen Ende der Region, weit im Osten, mehr als einhundert Kilometer von Pesquera de Duero entfernt. In der Provinz Soria gab es Weinbau, vor allem in Atauta, in San Esteban de Gormaz, auch ein wenig in El Burgo de Osma. Jedoch waren die klimatischen Bedingungen anstrengend, Missernten waren nicht selten, die Qualität oftmals von überschaubarem Niveau. Eigentlich gab es nur ein Weingut: eine Genossenschaft in San Esteban de Gormaz; sie wurde aber erst Ende der sechziger Jahre ins Leben gerufen, es war, wieder einmal, fast schon zu spät. Dort verbesserte sich die Situation erst, als Miguel Sánchez eine Bodega in Atauta ins Leben rief: Dominio de Atauta. Aber da war die Weinbauregion Ribera del Duero bereits siebzehn Jahre alt.

Im Herzen von Ribera del Duero sprossen die Genossenschaften aus dem Boden wie Pilze nach einem warmen Septemberregen. In den fünfziger und sechziger Jahren wurden nicht weniger als achtzehn Cooperativen gegründet, jedoch nicht eine einzige private Kellerei. Für viele Weinbauern war dies die letzte Rettung, denn so musste man sich weder um das Keltern der Weine kümmern noch, viel entscheidender, um das Verkaufen. Es gab etwas Geld für die Trauben, wenig zwar und oft nur nach langer Durststrecke bezahlt, aber immerhin. Man kaufte Zeit, die alten Rebanlagen blieben erhalten, die Grundlage für das heutige Ribera blieb bestehen.

Ökonomisch brachten die Genossenschaften nicht viel auf die Reihe. Auf der anderen Seite weigerten sich diverse Cooperativen der Region, an der Gründung der Denominación de Origen mitzuarbeiten, man fürchtete zu viel Kontrolle, zu viel Verwaltung, die Möglichkeit, einfach so vor sich hinwerkeln zu können, geriet in Gefahr. Am Ende waren es gerade einmal vier Genossenschaften aus der Provinz Burgos, jene aus Aranda, Roa, La Horra sowie Fuentespina, die an der Gründung von Ribera del Duero beteiligt waren. Alle anderen kamen im Laufe der Zeit hinzu, man pflegte die Dinge lange aus guter Distanz zu betrachten. Letztendlich hatten sie natürlich keine Chance; denn sobald Ribera del Duero als Weinregion ins Laufen kam, hatten Genossenschaften die nur Tafelwein verkaufen durften, eine Landweinregion Castilla y León gab es damals noch nicht, auf keinem Markt der Welt eine echte Perspektive.

Private Weingüter existierten natürlich, aber auch deren Markt war überschaubar. Wie groß der Markt von Vega Sicilia wirklich war, ist aus heutiger Sicht schwer einzuschätzen. Stünde die Bodega in der Rioja es wäre wohl eine (weitere) mit gutem Namen. In Nordkastilien gab es in jener Zeit aber nur zwei Bodegas mit einem auch jenseits der Region bekannten Namen: Vega Sicilia und Yllera, beheimatet in Rueda.

Auch wenn die eine oder andere klassische Bodega über die eine oder andere lange, weit in die Vergangenheit reichende Geschichte verfügt, so ist doch fast alles neueren Datums: Alejandro Fernández, Santa Eulalia, Peñalba López, Ismael Arroyo, Hermanos Pérez Pascuas und Balbás (letztere war die einzige privat geleitete Bodega der Region die, obwohl schon seit langem existent, nicht an der Gründung der Region mitwirkte) waren nicht etwa die Leuchttürme der Region, es gab schlicht und ergreifend nicht mehr.

Als im Jahr neunzehnhundert zweiundachtzig die Denominación de Origen Ribera del Duero offiziell gegründet wurde, war der Weinbau der Region fest in den Händen der Genossenschaften. Von Olivares de Duero im Westen bis El Burgo de Osma, von Gumiel de Izán im Norden bis Fuentenarro, mehr als neunzig Prozent des in Ribera del Duero gekelterten Weines stammte aus einer Cooperative. Anders als in vielen Regionen Spaniens sollten die Cooperativen in Ribera del Duero aber auch im weiteren Verlauf der Geschichte eine entscheidende Rolle spielen.Text: El oso alemán

Teil 3. Ribera del Duero – das ist erscheint auf diesem Blog am 21.08.2018 um 11.00 Uhr.

 

Schreibe einen Kommentar

Newsletter

Keine Beiträge mehr verpassen.

Entdecke unsere Weine

Mehr erfahren ...
Produkt Bild

Weine

Claus Preisinger Puszta Libre! 2021 BIO

Trinkreifer Puszta Libre! von Claus Preisinger.

Mehr erfahren ...

Mehr erfahren ...
Produkt Bild

Weine

Battenfeld Spanier Frauenberg GG Riesling 2020 BIO

Battenfeld Spanier Frauenberg GG Riesling 2020 BIO.

Mehr erfahren ...

Mehr erfahren ...
Produkt Bild

Weine

Weinreich Grauburgunder BIO

Ein ehrlicher, kräftiger Wein mit kleinen Geheimnissen.

Mehr erfahren ...

Mehr erfahren ...
Produkt Bild

Weine

Louis Boillot Beaujolais Moulin à Vent Plantier de Favre 2020

Ein Gamay in Perfektion!

Mehr erfahren ...

Mehr erfahren ...
Produkt Bild

Weine

Battenfeld Spanier Zellerweg am schwarzen Herrgott Riesling GG 2022 BIO

Der Schwarze Herrgott bildet die Grenze Rheinhessens zur Pfalz und gehört zu den ältesten urkundlich erwähnten Lagen.

Mehr erfahren ...

Mehr erfahren ...
Produkt Bild

Weine

Martin Waßmer Grauer Burgunder

Klassisch badischer Grauburgunder mit Kraft und Ausdruck!

Mehr erfahren ...

Mehr erfahren ...
Produkt Bild

Weine

Claus Preisinger ErDELuftGRAsundreBEN Blaufränkisch BIO

Der Blaufränkisch ErDELuftGRAsundreBEN von Claus Preisinger.

Mehr erfahren ...

Mehr erfahren ...
Produkt Bild

Weine

Wachter-Wiesler Béla - Jóska 2020 BIO

Dieser charaktervolle Blaufränkisch wird oft als der Brot- und Butter-Wein des Hauses beschrieben.

Mehr erfahren ...