Rotwein … aber bitte gekühlt … vollkommen normal!
Irgendwie hält sich in Deutschland immer noch der große Aberglaube und weitverbreitete Irrtum, dass Rotweine bei einer sogenannten Zimmertemperatur getrunken werden sollen.
Nun ist es in unseren Breitengraden leider so, dass bei den meisten Mitbürgern die hiesigen Zimmertemperaturen im Herbst und Winter bei molligen 25 plus X Grad Celsius liegen und im Frühjahr und Sommer die Werte durch den fortschreitenden Klimawandel in den meisten Neubauwohnungen tatsächlich noch etwas höher liegen. Wer nun glaubt, dass dies genau die richtigen Temperaturen für einen eleganten und feinen Spätburgunder mit einer knackigen Säure oder gar einen 15,50 %igen Shiraz aus Down Under wären, muss an dieser Stelle leider eines Besseren belehrt werden.
Die aufgestellte Regel, einen Rotwein bei Zimmertemperatur zu geniessen, kommt aus längst vergangenen Zeiten. Damals gab es weder Atomkraftwerke, einen umstrittenen Braunkohletagebau, noch Windräder oder Solarzellen, die für unser heutiges schönes, aber auch „unnatürlich“ warmes „Daheim“ Sorge tragen konnten.
Im besten Falle gab es bei den wohlhabenderen Menschen Behausungen aus dicken Steinen, und bei der ärmeren Bevölkerung, die sich sowieso eher seltener Wein leisten konnte, eh nur Lehm- und Holzhütten. In diesen Umgebungen – bei je nach Lebensumständen teilweise frostigen Innentemperaturen – wurde der Rotwein natürlich bei Zimmertemperatur getrunken.
Meistens lagen die Temperaturen dann bei 16 maximal 18 und nicht bei Werten von weit über 20 Grad Celsius. Aus dieser Zeit kommt der Ausspruch, dass Rotwein bei Zimmertemperatur zu trinken sei. Und bei diesen 16 bis 18 Grad ist auch heute noch für die meisten Rotweine die beste Trinktemperatur, da auch die Rotweine so frischer und spritziger sind und sich insbesondere bei den schweren Alkoholboliden keine flüchtigen Alkoholnoten vom Gesamteindruck absondern. Die Weine sind so harmonischer und wirken weder breit, simpel oder gar belanglos.
Wärmer werden die Rotweine im Glas dann sowieso ruckzuck, und auch hier ist es spannend zu erleben, wie sich der Lieblingstropfen nicht nur mit Luft, sondern auch mit ein paar Grad mehr entwickelt. Also traut Euch nur! Der Rotwein darf bei heissen Witterungsverhältnissen auch einmal vor Trinkgenuss in den Kühlschrank gelegt werden oder auf der Terrasse oder im Garten vorab auf Eis geparkt werden. Es lohnt sich!