El Oso Summer School 2019 – Galiza in Rot

Teil 3. Galiza in Rot: noch immer eine Herausforderung

Die Sache mit dem Rotwein aus Galiza ist so einfach nicht. Denn selbst wenn findige Marketing-Strategen gerade damit beginnen, Tinto de Barrantes, ungefähr das Schlimmste, was einen Gaumen heimsuchen kann, unbedarften Touristen als regionale Spezialität unterzujubeln, veredelte blaue Sorten aus Galiza gibt es eigentlich nicht. Alles kam entweder aus dem Osten, aka Frankreich, oder aus dem Süden, auch unter dem Namen Portugal bekannt. Und die Hybridreben findet man hauptsächlich in Barrantes. Bis vor kaum mehr als zehn Jahren hatte Galiza in Sachen Rotwein keinen Namen, nirgends, außer in Galiza, of course.

Warum dem so ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Denn in früheren Zeiten war Galiza voll von blauen Rebsorten. Im Osten, in Valdeorras, baute man Albarello, Mouratón und etwas Mencía an, den findige Wanderer kirchlichen Ursprungs von Bierzo durch die Schluchten des Sil geschmuggelt hatten. Wobei auch das eher neueren Datums ist. Denn vor zwei oder drei Jahrhunderten gab es in Valdeorras kaum Mencía, in Ribeira Sacra schon gleich gar nicht. 

Steillagen am Sil.

Mencía reift in kühlen Gegenden nur in warmen Jahren richtig gut aus, Regen mag die Sorte gar nicht, dafür gibt es ja Albariño. Man kann dies alles gut in der Region Ribeira Sacra erkunden, dort, wo Reben an den steilen Hängen des Miño und des Sil stehen. In heißen Jahren schnuppert Mencía an der vierzehn Grad Grenze, in kühlen und nassen Jahren muss die Sorte strampeln, um mehr als elf Umdrehungen und ein paar Zerquetschte zu erreichen. Deswegen findet man dort Weinberg vor allem an den nach Südosten, Süden oder Südwesten abfallenden Steilhängen. Das klappt im Canyon des Sil ganz gut, da sich dieses Tal, grob betrachtet, von Osten gen Westen zieht. Der Miño hingegen stürzt von Nord nach Süd, er schlägt ein paar Bögen, die Nordhänge generieren. Dort scheint die Sonne zwischen zehn Uhr abends und fünf Uhr des Morgens. Nicht wirklich spannend.

Auch wenn es in allen fünf Weinbauregionen in Galiza rote Weine gibt, ist doch Ribeira Sacra die Rotweinregion schlechthin. Nur, auch dort ist nicht alles Gold, was da so vor sich hin glänzt. Gerne erzählen die Eingeborenen davon, dass bereits die Römer an den Hängen des Sil Reben kultiviert hätten und dass deshalb dies ein heiliges Weinland sei. Sacranochmal, da hätte man aber auch selbst drauf kommen können! Wir wissen nicht, von welcher Farbe der Galegomet, den die Römerinnen und Römer bereiteten, gewesen war, Mencía war es mit Sicherheit nicht.

Beginn und Mitte Neuzeit, auch so eine heilige Phase in Ribeira Sacra, gab es dort vor allem Espadeiro und Treixadura, dazu Grao Negro und Mouratón. Treixadura (weiß) für Süßwein vom Typ Tostado (siehe Abteilung Cuvées und Ribeiro), die anderen Sorten für alles andere. Trousseau gab es damals auch, er kam aus dem Jura, die Galegas und Galegos nannten und nennen ihn Merenzao, im Süden von Galiza (und in Arribes) auch schon einmal Bastardo. Alles Trousseau, aber wie soll ein halbwegs gebildeter Galego dieses Wort nach drei Flaschen Albarello noch unfallfrei aussprechen können. Merenzao also. Eine fruchtige Säure, nicht allzu alkoholreiche Weine, eher hell, moderate Säure, so etwas mögen die Leute in Galiza. Bedauerlicherweise ist diese Sorte extrem anfällig gegen jedwedes Unheil, das einen Rebgarten heimsuchen kann. Daher hat man diese Sorte nach der Reblausplage kaum mehr kultiviert.

Überhaupt hat die Reblaus die Rotweinlandschaft in Galiza stark verändert, weit mehr als in Sachen Weißwein. Vor der Reblaus gab es in Ribeira Sacra kaum Mencía, ein halbes Jahrhundert danach waren die Hänge voll von dieser Sorte. Sie musste sich jedoch mit einer Rebsorte herumplagen, die zuvor niemand auf dem Zettel stehen hatte: Alicante Bouschet, in ganz Spanien gerne Garnacha Tintorera genannt, Galiza macht hier keine Ausnahme. Alicante Bouschet gibt zuverlässlich viele Trauben, es ist eine Färbertraube, man kann also leichte Rotlinge gut damit einfärben. Alicante Bouschet wächst eigentlich überall, außer auf Wasser und Asphalt, wobei letzteres noch auszuprobieren wäre. Und, ganz wichtig, die Sorte ist relativ unempfindlich gegen Rebkrankheiten, auch kann man die Ernte schon einmal um eine, zwei oder drei Wochen verschieben, so man vorher dringend fiestas feiern muss. No pasa nada…

In Ribeira Sacra gibt es etwa zwölfhundert Hektar Rebland, amtlich betrachtet. In Wirklichkeit gibt es deutlich mehr. Und immer dann, wenn die Trauben in der amtlichen Weinbauregion Ribeira Sacra knapp sind, machen die Weinbauern, die außerhalb der Denominación de Origen arbeiten, ein gutes Zusatzgeschäft, da kann der Consejo Regulador so viel abstreiten, wie er will. Bei den fünf, meinetwegen zehn Vorzeigebetrieben passiert das natürlich nicht, da ist alles hochnotpeinlich korrekt. Es gibt aber in der Region knapp einhundert Weingüter und die Kontrolleure des Consejo können nicht immer überall sein. Und Chantada ist weit…

Ganz Ribeira Sacra besteht aus Granit. Ganz Ribeira Sacra? Nicht wirklich …

Ribeira Sacra ist die jüngste der fünf Denominaciones de Origen in Galiza, sie wurde im Jahr neunzehnhundert sechsundneunzig gegründet. Sie ist, zumindest in den USA und in den „noch“ UK bekannt, weil ein paar Journalisten und ein paar Weinkritiker mal ein neues Pferd reiten wollten. Nur, machen wir uns da mal nichts vor, außerhalb einer Wolke von Galiza-begeisterten Weintrinkern und drei Handvoll Professionellen kennt die Region koa d’Sau. Woher auch? Im langjährigen Durchschnitt werden nicht einmal viereinhalb Prozent der gefüllten Weine exportiert, wobei nicht wirklich klar ist, ob Restspanien als Export gilt. Späßle g’macht… Aber mit wahrem Kern. Denn da weder Monterrei noch Ribeiro, Rías Baixas schon gar nicht, größere Mengen an Rotwein keltern, ist Ribeira Sacra die einzige Rotweinquelle für trinkfreudige Galegas und Galegos. Bei, im Durchschnitt, fünf Millionen Kilo blauer Trauben reicht das, statistisch betrachtet, für zwei Flaschen pro Eingeborenen, und das pro Jahr!

Ribeira Sacra ist relativ einfach zu verstehen: da ist der Canyon des Sil und der des Miño, in A Peroxa feiern sie Vereinigung. Die jeweiligen Ufer begründen eigene Subregionen, wobei lediglich Amandi namentlich auf Etiketten auftaucht. Chantada schreibt, sicherheitshalber, niemand auf das Etikett. An manchen Stellen brauchen die Trauben zwei Jahre, um halbwegs reif zu werden. Daran ändert auch der Klimawandel nichts, Nacht ist noch immer Nacht.

 In Amandi wurde den Weinbauern ein monumentales Denkmal gesetzt.

Auch wenn fast alle guten und sehr guten Weine der Region aus Sober stammen, so darf man das nicht überbewerten. Denn aus dem gleichen, in gefühlt siebenundneunzig Teildörfer zersplitterte Sober, stammen unzählige betont schlichte Rotweine. Und es hängt natürlich damit zusammen, dass ein gewisser Raúl Pérez mit den beiden Vorzeigeregionen aus Amandi/Sober arbeitete: Algueira und Guímaro. Inzwischen hat er sein Wirkungsgebiet verlagert, in Algueira taucht er nicht mehr auf, dafür hat er, zusammen mit Rodri (>Albariño, Stahltankverkäufer), eine Bodega in der Region Ribeiras do Miño gegründet, die jedoch einen gehörigen Sicherheitsabstand zum Canyon hält. Jenseits der Raúlwelt gibt es noch Envinate (das sind die von den Kanaren), und Silice, Fredi Torres, wo betont preisintensive Weine entstehen. Und natürlich Dominio do Bibei, die Domínguez-Bodega, in der dem Vernehmen nach kein Geld der Adolfo-Domínguez Luxuskleiderkette steckt (die brauchen ihr Geld auch dringend selber). Ansonsten tauchen immer mal wieder Namen auf, und dann bald wieder unter, Fedellos do Couto wird von Parker gehypt, warum auch immer. 

Wo liegt der Hund begraben? Nun, in einer Region, in der die Gegebenheiten extrem schwanken, braucht man eine gewisse Rebfläche, möglichst nicht benachbart, um halbwegs sicher Jahr für Jahr halbwegs ordentliche Weine zu keltert. Diese Möglichkeiten haben nur wenige Betriebe. Dazu kommt die Abhängigkeit von Mencía. In den letzten zehn Jahren überstieg der Mencía-Anteil an der Gesamternte konstant die fünfundachtzig Prozent, betrachtet man nur den Rotweinsektor, kann man mindestens noch einmal fünf Prozent hinzuaddieren. Im Jahr zwanzig achtzehn brachten es die vier unter den Begriff Castes nobles zusammengefassten Sorten Merenzao, Albarello, Brancellao sowie Sousón erstmals auf mehr als zweihunderttausend Kilo, vier Jahre zuvor waren es gerade einmal gut sechzig tausend Kilo. Das ist eine gute Entwicklung, sie hängt aber fast ausschließlich an den oben genannte Bodegas, Weingüter, die dem alltäglichen Kampf ums Dasein ausgesetzt sind, können sich diesen Luxus oftmals schlicht und ergreifend nicht leisten.

Die Struktur von Ribeira Sacra hat sich in all den Jahren nur wenig verändert: Rectoral Amandi und der Rest. Rectoral do Amandi ist keine Cooperative, sondern eine privat geführte Großbodega, gleichwohl entfiel in manchen Jahren knapp die Hälfte der Produktion auf diese in Sober beheimatete Bodega. Sie dient auch als eine Art Versicherung: so eine Bodega nicht weiß, was sie mit dem Inhalt eines Stahltanks machen soll, ein Anruf bei Rectoral reicht, um am nächsten Morgen einen Tanklaster vor der Tür zu finden. Die Weine dieser Großbodega findet man in fast allen spanischen Supermärkten, nicht nur in Galiza. Nummer zwei ist Moure, dann folgt Valcar, auch eine Bodega, deren Weine Supermarktregale füllen. Und dann kommen schon Algueira und Guímaro, die von kleinen Bodegas zu lokalen globalen Kräften wuchsen. 

Guímaro, dort werkeln neben Pedro auch noch Raúl Pérez und Dierk Niepoort, ist schon noch die Nummer eins, die beiden Top-Weine, von denen es je ein Guímaro- und ein Raúletikett gibt, sind schon die besten Weine der Region. Inzwischen sind sie auch gleich teuer… Ob nun Algueira besser ist als Envinate oder anders herum, das ist eigentlich egal, ordentlich sind beide, wobei der Einstiegswein von Algueira schon etwas gar schlicht ist. Daterra folgt dann, und danach folgt erst einmal nicht viel. Die Situation unterscheidet sich nicht sonderlich von Albariño und Salnés: es gibt zwar immer mal wieder neue Weine, aber nicht von neuen Namen. Guímaro kauft Parzelle um Parzelle, da wird es weitere Weine geben, Algueira pflanzt immer weiter, während Xurxo (Albamar) letztendlich keine Zeit hat, um sich intensiv um sein Ribeira Sacra – Projekt zu kümmern, Fusco dämmert vor sich hin.

Dominio do Bibei fehlt in der Liste; nicht etwa, weil die Weine schlecht wären. Manzaneda ist schlicht und ergreifend kein Ribeira Sacra, auch wenn man die Ecke damals in diese Denominación de Origen gepfercht hat. Manzaneda und O Bolo, was auch nicht gerade typisches Valdeorras ist, das ist einfach eine eigenständige Region, wobei es gerade einmal dreieinhalb Bodegas in dieser Ecke gibt.

Valdeorras ist die zweite wichtige Rotweinregion in Galiza, hier ist die Nachbarschaft zu Bierzo durchaus stilprägend. Der große Unterschied: Bierzo ist ein Kessel, während der Großteil der Weinbauregion Valdeorras am Nordufer des Sil beheimatet ist. Plus der Weg gen O Bolo. Auch wenn in Valdeorras fast so viel Rotwein wie Weißwein gekeltert wird, sind die roten Tropfen doch nahezu unbekannt. Ganz, ganz früher gab es hier vor allem Albarello, Mouratón und Grao Negro, Rotwein war weit wichtiger als heute, die Albarellos aus Valdeorras waren in Astorga, der wichtigste Weinmarktplatz im Nordwesten Spaniens im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert, sehr begehrt. Nach der Reblausplage änderte sich dies alles fundamental: es passierte das, was auch in Ribeira Sacra geschah. Die Weinbauern pflanzten Mencía und Alicante Bouschet, ein klein wenig Albarello überlebte, Rebsorten wie Sousón oder Brancellao, Caiño largo und redondo, all das wurde erst etwa einhundert Jahre später wieder gepflanzt.

Valdeorras besteht aus Lehm, Kalk, Schiefer und Granit, und überall steht Mencía. Somit könnte es interessante Weine aus allen Ecken der Region geben. Leider steht dem die Realität entgegen. Addiert man die Produktion der Top-Rotweine der Region auf, dann kommt man in guten Jahren auf knapp neun tausend Flaschen, knapp achttausend von Telmo Rodríguez und gut eintausend Flaschen von Javier García in Viña Somoza. Rafa Palacios interessiert sich nicht für Rotweine aus Valdeorras, außerdem steht da eine Palacios-Bodega in Corullón, gleich um die Ecke. Und die anderen neununddreißig Bodegas sind entweder nicht willens oder nicht in der Lage, konstant ernsthaft gute Rotweine zu keltern. Hier wird Potential verschleudert.

In Monterrei ist das alles nochmal viel komplizierter. Und das, obwohl dort einer der Vorzeigerotweinwinzer aus Galiza aktiv ist: José Luis Mateo. Lange Zeit haben er, Luis Ánxo aus Ribeiro sowie Guímaro die rote Weinszene des spanischen Nordwestens nach Belieben dominiert. Eigentlich, wenn man ganz genau hinschaut, tun sie dies noch immer.

José Luis ist ein Fan von Cuvées, und von regionalen Rebsorten: vor allem Caiño und Brancellao, aber auch Touriga Nacional, Bastardo, Mouratón, und noch ein paar Sorten mehr, die nur das Rebsortenkompendium aus Monterrei kennt, dazu diverse Spielarten von Böden, von Schiefer über Lehm bis Sand und Granit, formen die perfekte Grundlage für seine Weine. Fast alles sind Lagenweine, einzig für die, hmmm, Einstiegsweine Muradella und Alanda sammelt er Trauben in verschiedenen Parzellen. Einige dieser Parzellen sind alt, der Großteil indessen wurde Ende des letzten Jahrhunderts bestockt.

Dies wirft natürlich eine kapitale Frage auf: warum nur er? Warum gibt es nicht drei oder vier weitere Winzer dieser Ecke, die zumindest in die Nähe der Weine von Quinta da Muradella kommen? Böden vergleichbarer Qualität gibt es, die Klone kann man in jeder besseren Rebschule kaufen, dass, was an Gebinden in der Bodega steht, ist auch nicht gerade schwer zu bekommen, und José Luis ist ein Autodidakt, der, wie so einige, nicht zuletzt von einigen Jahren mit Raúl Pérez profitierte. Es ist ja nicht so, dass es in Monterrei keine Rotweine gäbe, etwa dreißig Prozent der Produktion entfällt auf rote Sorten, nicht nur Mencía. Und selbst wenn eine etwaige zweite Bodega nicht viel mehr als eine Kopie von Quinta da Muradella wäre: besser eine Kopie als keine Alternative. Aber, der Galego an sich: vergeht ein Jahrhundert ohne Aktivität, kommt bestimmt das nächste…

Etwa ein Jahrhundert dauerte es, ehe in O Ribeiro wieder rote Qualitätsweine auf den Tischen standen. Zwar ist die kleine Region, deren Weinberge an den Hängen des Avia und des Arnoia sowie rund um den Stausee des Miño, in Castrelo, liegen, schon seit Urzeiten eine Region für Weißweine. Dennoch kannte man in Ribadavia, in Ourense oder in London schon vor Jahrhunderten exzellente Rotweine aus der Region.

Sieht man einmal von den sich ständig wiederholenden Wetterkapriolen ab (Hagel, Frost, feuchte und heiße Luft), dann ist dies mit Sicherheit die beste Region für Rotweine in Galiza. In Ourense gibt es etwa so viele Sonnenstunden pro Jahr wie in Sevilla, die Temperaturen sind in der Regel höher als auf der nördlichen Meseta, Nachmittage mit weit über fünfunddreißig Grad im Schatten sind häufig. Und man sieht auch: an die Eleganz der besten Rotweine der Region kommt keine andere Ecke an, in der Galegos Reben kultivieren; nicht einmal Monterrei.

Das Problem ist die Unbeständigkeit: exzellenten Jahren folgen extrem komplizierte Jahre, es ist für Winzer aus Ribeiro kaum möglich, konstant gute Weine des gleichen Typs zu keltern. 

Man kann dies am Beispiel der Rotweine von Luis Ánxo erkennen, ohne jeden Zweifel der beste Rotweinproduzent in O Ribeiro. Von dem Top-Rotwein Escolma gab es lange Zeit zwischen achthundert und dreizehnhundert Flaschen, dann gab es, Jahrgang zwanzig dreizehn und sein Nachfolge, zweimal in Folge gar keinen roten Escolma, dann zwölfhundert Flaschen, dann etwa zweitausend, dann viertausend, dann wieder um die zweitausend. Um in Ribeiro einen hervorragenden Rotwein zu fabrizieren, von dem es in jedem Jahr eine vernünftige Menge gibt, braucht man entweder das dreifache an Traubenmaterial oder aber Weinberge, die weit genug voneinander entfernt sind, dass lokale Wetterevents nicht alle Parzellen zugleich betreffen.

Niemand kann in Ribeiro von roten Weinen leben, das Risiko ist einfach zu hoch. Es gibt, jenseits von Luis Ánxo, auch nur wenige Weingüter, die sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen. In Arnoia, im Süden, Hanglage, sonnig, trocken, sind es einige: Javier Montsalve, José Estevez, Manuel Rojo, aber allen voran José Merens Merens mit seinem 30 Copelos. Aber nicht nur die Bodenstruktur ist anders, die Rebsortenzusammensetzung ist es auch. In Arnoia gibt es kaum Sousón, er reift hier nicht gut. Dafür gibt es viel Brancellao, Ferról, Caiño jeden Typs, alles Sorten, die eher dicht, komplex und stoffig daherkommen. Und sie reifen gut, Mitte bis Ende September kann man sehr gute Qualitäten ernten. Das ist wichtig, denn im Oktober kommt in der Regel der Regen.

Es ist nicht wirklich klar, ob die Hänge rings um den Miño-Stausee namens Castrelo do Miño sich nicht doch für blaue Trauben eignen würden. Alleine, es hat bislang kaum jemand versucht. Und dass, obwohl dort in den letzten Jahren viel gepflanzt wurde. In Castrelo, in Toén, aber auch im Süden von Cenlle, interessiert man sich mehr für Weißwein. Die wenigen Rotweine, die es gibt, bestehen zum großen Teil aus Alicante Bouschet, sie sind zum großen Teil so richtig furchtbar.

Auch wenn man Alicante Bouschet in ganz Galiza findet, so hat diese Sorte in Ribeiro wohl die größten Schäden angerichtet. Dies liegt vor allem daran, dass die Parzellen hier extrem klein sind, tausend Quadratmeter ist schon eine Menge. Und da sich dort, wo viele Weinbauern ihre Weinberge auf unterschiedlichste Art und Weise beackern, Rebkrankheiten leichter ausbreiten als in großen Parzellen, die einfacher zu kontrollieren sind, suchte man nach der Reblaus Sorten, die sehr resistent sind, Alicante Bouschet und Palomino standen da an erster Stelle.

In einem wirklich guten Jahr gibt es in Ribeiro etwa dreihundert tausend Kilo blauen Trauben, die nicht Alicante Bouschet heißen. Damit kann man kein Weltreich initiieren. Man kann aber ein paar ordentliche Weine keltern, zum Beispiel im Tal des Avia, zwischen O Carballiño und Ribadavia. Dort ist fast alles Granit, wobei die Komposition und die Dichte höchst unterschiedlich sind. Und, da der Avia von Norden gen Süden strömt, es gibt einen Westhang (Beade, Carballeda do Avia, Teile von Ribadavia) und einen Osthang mit Cenlle, Leiro, Gomariz und ebenfalls einem Teil von Ribadavia. Der Volksmund sagt, dass am Osthang blaue Trauben besser reifen. Das mag sein, am Westhang wird es manchmal schon recht bald finster. Nur: wenn die Sonne erst um eins vorbeikommt, um die Blätter zu trocknen, dann ist das keine gute Basis für hochkarätige Rotweine.

Hochkarätige Rotweine indes gibt es dort nur wenige. Von dem Strohfeuer Comando G bei Viña Mein einmal abgesehen (das nennt sich jetzt Pago de Carraovejas bei Viña Mein), gibt es mit Adega Sameirás und Coto de Gomariz eigentlich nur zwei ordentliche Produzenten roter Weine. Ob Vilerma wieder aufschließen kann, dereinst war dies eine der Vorzeigebodegas der Region, ist nicht wirklich klar. Coto de Gomariz hat den Vorteil, dass viele Parzellen im Amphitheater von Gomariz liegen, die Toplagen für Cuve Caco und Cuve Primo hoch am Hang, sie blicken gen Süden. Wenn das nicht so eine Chaos-Bude wäre, könnte das richtig gut sein. Es gibt aus Gomariz noch ein paar Rotweine, eher von schlichter Art, aber vor allem deswegen, weil die Bodegas die gute Traubenqualität nicht ordentlich verarbeiten. Gomariz könnte besser. Am Westhang, die Terrassen sind steiler als im Osten, die Krume ist knapper, steht jede Menge Alicante Bouschet, die Cooperative aus Beade lebte lange Zeit davon. Inzwischen hat dort Casal do Arman die Hände in der Maische, wie das endet, das ist noch nicht wirklich klar. Es gibt ein paar kleine Betriebe, die in guten Jahren ordentliche Rotweine keltern, aber halt nur ein paar; und auch nur in guten Jahren.

Am Osthang sind die Gegebenheiten dort gut, wo die Blätter der Rebstöcke schnell trocknen können. Man kann dies gut in den Weinbergen von Adega Sameirás studieren: unten, im Tal, gibt es in feuchten Jahren nicht viel zu ernten, während weiter oben am Hang, etwa auf Höhe der Bodega von Casal do Arman, die Sonne früher präsent ist. Dort reift sogar Sousón, eine durchaus späte Sorte. Vor gut zehn Jahren bestockte Antonio Cajide eine durchaus große Parzelle oben auf der Kammlinie des Berges. Leider stehen da nur weiße Sorten, Caiño, Brancellao oder Sousón würden dort sicher gut reifen.

In Sachen Rotwein steht Ribeiro heute dort, wo die Region schon vor zehn Jahren stand. Und wenn da nicht bald etwas Substantielles geschieht, dann wird sie da auch noch in zehn Jahren verharren. ¡Argh!

Für Rías Baixas gilt das nur teilweise. Man möchte meinen mögen, dass dies für Rotweine 
die uninteressanteste Region in Galiza sei, doch sollte man diese Meinung nicht allzu laut in die Welt posaunen.

Gut, global betrachtet ist das schon so, und noch dazu sind die Rotweine aus der Ecke von Rías Baixas, die sich am ehesten für Sousón and friends eignet, noch die schlechtesten: Condado do Tea. Dies ist das Binnenland des Miño, nördliches Ufer, auf der anderen Seite grüßt Portugal. Zwischen Túi und Ribeiro ist es trocken, warm, der Boden besteht aus Granit, die Krume ist knapp. Jedoch ist es vielleicht zu trocken, zu heiß, und die Krume könnte auch zu knapp sein. Dies lassen diverse Weine vermuten, die es aus jener Ecke gibt. Nur: sie stammen fast alle von genau einer Bodega, und diese Bodega hat so ihre Probleme mit dem korrekten Einsatz von Barricas. Das Problem könnte also hausgemacht sein.

Die Mini-Revolution der roten Sorten indes findet im Val do Salnés statt. Vor zehn Jahren gab es dort zwar schon die gleiche Basis, niemand hat seit dem blaue Reben gepflanzt, es gab aber keinen einzigen halbwegs trinkbaren Rotwein aus Salnés. Und dann kam Rodri (mitsamt Raúl) , und dann kam Xurxo, dann kamen Chicho und Eulogio, und die drehten dann mal so richtig auf. Gleichwohl sind deren Weine nicht einfach zu verstehen, denn sie sind eher nicht so alkoholstark, auch sind sie eher hellerer Natur. Man nutzt Caiño, Loureira, Espadeiro und ein klein wenig Mencía. Und in der Regel sind das alle alte Rebstöcke, Parzellen, die teilweise nicht einmal von der Reblaus entdeckt wurden. Abgeschottet in den Bergen, zwischen Eukalyptus und Eukalyptus, zwischen Hirsch und Reh und wilder Sau. Teilweise findet man Rebbäume, anders kann man manch alten Caiño- oder Espadeiro-Stock nicht bezeichnen, in Gärten. Drei blaue stehen neben fünf weißen, das reichte, um einen etwas strukturierten Weißwein für den Eigenverbrauch zu keltern. Diese Parzellen kommen nun nach und nach auf den Markt, um von den vier Verdächtigen sogleich aufgesogen zu werden. Wobei: es sind oftmals die Weinbauern, die sich an die vier Bodegas wenden. Xurxo Alba verarbeitete im Jahr zwanzig siebzehn fünfzehntausend Kilo blauer Trauben, und lehnte weitere zehntausend Kilo ab. Kein Platz in der Bodega. Qualitativ tun sich Rodri, Xurxo und Chicho nichts, Eulogio kommt da nicht wirklich mit, ist aber immer noch mit Abstand die Nummer vier. Chicho setzt ausschließlich auf Cuvées, zumindest bislang, die Idee, mal einen sortenreinen Espadeiro, Loureira oder Caiño zu füllen, hält immer bis kurz vor der Abfüllung. Dann wird doch wieder alles zusammengeschüttet, weil sonst nicht genug Menge da ist. Rodri hat einen gewissen Vorsprung: er war als erster auf der Matte und er kann am ehesten mal ein paar Scheine locker machen, um eine Parzelle zu kaufen, wenn denn eine zum Verkauf steht.

Rote Sorten findet man im Süden, in Sanxenxo, auf Schiefer und Granit, in der Mitte, in Cambados und Meaño, auf granit mit knapper Krume, und weit im Landesinneren, in Barro, auf Lehm. Weder im Norden, in Vilagarcía oder in Vilanova, noch in der zentralen Mitte, in Ribadumia, Meis oder Portas, findet man mehr als ein paar symbolische Zeugnisse roter Weinbaukunst. Außer in Barrantes, wo noch viele Hybridstöcke vor sich hinwuchern.

Ein kleines Fazit: die Grundlagen sind so schlecht nicht und einige Weine zeigen ja das Potential der Region. Vielleicht braucht es einfach noch ein paar Jahrzehnte, A Coruña wurde a auch nicht an einem Tag erschaffen. Text: El oso alemán

Teil 4. Galiza, ein Land der Cuvées? Vor allem um Ribeiro geht es hier, aber auch um die komplizierte Nachbarschaft mit Portugiesen. Erscheint auf diesem Blog am 28.08.2019 um 11.00 Uhr.

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