Leth Pinot Noir Reserve 2002 – Wagram – Österreich
Die vielfältige Welt des Geschmacks ist häufig unergründlich und ein jeder macht sich darüber so seine eigenen Gedanken und bildet sich aus seinen Erfahrungsschätzen und Vorlieben seine ganz individuelle Meinung. So erging es mir auch dem kürzlich probierten Leth Pinot Noir Reserve aus dem Jahrgang 2002 aus Österreich.
Ein immerhin siebzehn Jahre altes Gewächs aus dem Anbaugebiet Wagram, welches kontrovers diskutiert und bewertet wurde. „Viel zu fruchtig, ein Fruchtwasser“, hieß es auf der einen Seite, während die andere Seite den Wein als „das ist nicht ganz so mein Geschmack“ beschrieb, um sich aber noch schnell ein zweites Glas nachzuschenken. „Genau mein Ding … der beste Wein des Abends“, kam es von einer dritten Seite, und die eigene Meinung liegt dann irgendwo dazwischen.
Eine strahlende, rubinrot funkelnde Farbe steht wie eine Eins im Glas. Der erste Luftkontakt verändert das immer noch durchschimmernde Barriqueholzfass in eine elegante und zarte Erdbeernote. Weichselkirsche, Röstnoten und eingekochte Himbeermarmelade changieren in Duft und Geschmack. Es ist immer noch ein konzentrierter Pinot Noir, der aus einer Schaffenszeit herrührt, als die Top Produzenten noch mehr auf Power als auf Eleganz und Finesse gesetzt haben. Dies steht dem Wein im Alter aber mehr als gut. Vollmundig, ein wenig wild, gutes Holz, lebendiges Säurespiel und ein harmonischer Nachhall mit Anklängen von ersten würdevollen Reifetönen machen den Leth Reserve zu einem richtigen Hinschmecker.
So kann dieser Tropfen ohne Probleme noch seine Volljährigkeit feiern und wird wohl noch locker ein weiteres Jahrzehnt gut reifen können. Erstaunlich!