Pheasant Tears Chinuri 2015 – Georgien
Der Sommelier mag eigentlich gar keine Naturweine, seiner Meinung nach haben alle diese Tropfen eigentlich einen Defekt. Da derselbe Mann aber auch der Auffassung ist, dass der extrem heiße Jahrgang 2018, besonders beim deutschen Riesling, ein Jahrhundertjahrgang ist, nehmen wir an dieser Stelle die Aussagen des Weinfachmannes einfach nicht mehr ernst, und kümmern uns selber um die Alkoholaufnahme. Das der gute Sommelier trotz Nichtgefallen und Defekten dennoch ein paar Naturweine auf seiner umfangreichen Weinkarte gelistet hat, muss an dieser Stelle auch nicht weiter kommentiert werden, sorgt aber, wie im Falle des aus der Rebsorte Chinuri gewonnene Amphorenweins Pheasant Tears aus Georgien, für eine gewisse Vorfreude.
Die als Wiege der Weinkultur geltenden Tropfen sind in unseren Breitengraden eher schwer zu bekommen und munden oft sehr erhaben. Die Chinuri Reben für diesen Wein wachsen auf über 500 Metern über dem Meeresspiegel auf sandigen Böden. Der Wein wird dann mit den eigenen Hefen in großen Tonamphoren vergoren. Die Amphoren liegen direkt im Erdreich und werden von dieser Erde ummantelt, um eine natürliche und gleichbleibende Temperatur während dieses Prozesses zu gewährleisten. Über neun Monate ruht der Chinuri dort, bevor er langsam, sorgsam und unter minimalem Schwefelzusatz in Flaschen gefüllt wird.
Das Ergebnis sind Attribute von Quitten, eingelegten Orangen, viel Erde, Pilz- und Tee Aromen, ein wenig Salz und dezente Anflüge von Kräutern. Rein und klar auch der Geschmack, auch wenn man sich erst einmal daran gewöhnen muss, dass es hier überhaupt keine plakative und vordergründige Frucht gibt. Mittelschwer ist dann das Mundgefühl und der Abgang, der von einer besonderen Leichtigkeit des Seins und erdiger Frische begleitet wird. Wie ein defekter Wein hat dieser Georgier nun wahrlich nicht geschmeckt.