Was ist die dynamischste Weinregion Spaniens?

Und ewig mäandert der Fluss

Und der Bär! Von l’Alt Empordà bis vor die Tore von Cadiz, von Xàbia bis zum Torre de Herkules, kein Fleck auf der Spanischen Halbinsel ist vor dieem Tier sicher. Angetreten dereinst, wir strefen gerade den achtundzwanzigsten Winter, um viele der spannenden Weine zu finden, die man nördlich der Pyrenäen nicht oder nur kaum kannte. Manche kannte und/oder kennt man bis heute auch im Süden der Pyrenäen kaum. Spain is different!

Eine Region habe ich mindestens zwanzig Jahre ignoriert, so weit das eben geht, erst in den letzten fünf oder sechs Jahren hat sich das wirklich geändert. Und dennoch: in all den Jahren hat diese Region immer gewirkt wie ein starker Magnet. Irgendwann landete man dort. Am Anfang war die Ausbeute eher enttäuschend, zu viel traditioneller Kram, Froh, wieder weg zu sein, kamen dann ein paar Jahre später die ersten Weine, die vorgaben, sich mit Terroir zu befassen. In der Regel waren es Schaumschlägerweine auch wenn sich einer von denen „Beatutiful Things“ nennt. Einen anderen taufte ich einmal „Hugo“, wei er so, wie er gemacht war, wirklich an jedem Ort der Welt gekeltert werden kann. Sauber, klar, und totlangweilig! Nichts wie weg von dem mäandernden Fluss.

Dann kamen die Ideen mit dem Klimawandel, man sagte, dass die Weine etwas weiter oben am Hang entstehend, kühler und besser seien als die flussnahen Tropfen. Der Bär trottete dann also am Hang entlang, schnupperte, schlürfte, brummte – und machte sich von dannen, um woanders Lachs und Honig zu suchen. Die kühlen Säuerlinge von da oben kann trinken wer mag, der Bär mag das nicht tun.

Break.

Wenn man so viele Jahre in Spanien durch die Gegend tourt, sammelt sich natürlich etwas Erfahrung an. Und so kommt es, dass Winzernde vom oso alemán wissen wollen, welche der spanischen Weinbauregionen denn nun die spannendste, die dynamischste, die letztendlich interessanteste sei. Und klar: viele warten dann auf etwas ganz Spezielles. Axarquía, etwa, Jerez, Arribes, Ribeiro – oder doch Bizkaia? Und dann schauen sie doch etwas belämmert, so ich nach wenigen Sekunden mit klarer Stimme entgegne: es gibt in Spanien nur eine wirklich dynamische Region. Sie heißt: Rioja!

Es gab nicht den einen Moment, an dem die Rioja kippte, es gab auch nicht die eine Person, die den Stein ins Rollen brachte, anders als etwa in Ribera del Duero, wo Bertrand Sourdais, Peter Sisseck, Tomás Postigo und Juan-Carlos Vizcarra-Ramos die Region umkrempleten. Aber das ist auch gut so. Denn in der Ribera ist seitdem nicht viel passiert. Gut, da waren und sind die Weine von Sophie Kuhn: Hacienda Solano und Gallego Zapatero sollte man da nicht unterschätzen. Aber dann dauerte es wieder fast zehn Jahre, ehe sich Neues auftat: Marta Maté, vor allem aber Magna Vides.

In der Rioja ist das anders, die Entwicklung hin zu terroir-basierten Weinen ist auf viele Schultern verteilt, immer nur in kleinen Portionen, aber so wuchert das alles dann überall, ganz im Westen, aber auch in der Sierra de Yerga. Und auch wenn man in Insiderkreisen den einen oder anderen Namen schon einmal gehört hat, richtig bekannt ist keiner. Gut, vielleicht Olivier Rivière; aber der markiert nun gerade nicht die Speerspitze der neuen Rioja-Generation.

Roberto Oliván mit seiner Frau Leire.

Wer kennt schon Roberto Oliván? Oder Gorka Mauleón? Carlos Sánchez? Bryan MacRobert? José Gil oder Javier Arizcuren? Die drei viñerones? Gut, Bárbara Palacios kennt man, weil man halt Álvaro kennt. Aber keiner der anderen Weinmacher ist aus dem gemachten Nest gefallen.

Javier Arizcuren.

Ein jeder dieser Weinmacher steht für einen ganz klar definierten Stil, für ganz klar definierte Interpretationen von Terroir. Auch wenn Bryan MacRobert eine Garnacha-Parzelle in Tudelilla (Rioja Oriental-Bazaar) beackert, so ist er doch en der Region zwischen Guardia und Samaniego heimisch geworden, fast das gesamte Lesegut stammt von dort. Bislang sind das fast alles sortenreine Weine, aber das ändert sich gerade. Oder aber Javier Arizcuren, der in Logroño lebende Winzerarchitekt bewirtschaftet in Quel, nahe des Monte Gatún, sechzehn Hektar Rebland. Dort steht viel Garnacha, auch Mazuelo, auch Graciano, natürlich auch Tempranillo. Nach einigen Jahren mit vor allem sortenreinen Weine begnn er vor wenigen Herbsten, ein paar weiße Trauben mit in den Bottich der roten Weine zu werfen. Das Ergebnis kann man klar schmecken. Außerdem ist diese Ecke nun ganz speziell, aber man muss sie halt auch interpretieren wollen. Trauben aus Quel verarbeiten zwei Weingüter, das zweite ist Ontañón, nicht unbedingt für Terroirweine berühmt.

José Gil.

Aktuell wird das große Rad in San Vicente de la Sonsierra gedreht, gleich drei dieser Mikrospitzenweingüter sind dort zuhause. Und eigentlich basiert alles auf der Parzelle, die von vielen als die beste der Region bezeichnet wird: La Rad, gelegen im Nordosten des Gemeindegebietes. Und auf dem Bardallo, ein kleiner Bach, der sich an der Gemeindegrenze zwischen Bastida und San Vicente den Hang hinabschlängelt. La Esquirla del Bardallo ist der Topwein von 3 viñerones, José Gil keltert einen Wein aus Trauben der Nachbarparzelle In La Rad sind sie alle drei vertreten: José Gil, 3 viñerones sowie Carlos Sánchez. Gibt es einen Leader? Nein! Gibt es stilistische Unterschiede? Jede Menge! Die Weine von José Gil sind etwas kühler als jene von den drei Weinbauern oder von Carlos, der auch einer der drei Weinbauern ist. Das macht sie auf den ersten Hinschmecker spannender. Ob das auch langfristig so sein wird, man wird es sehen. José entfernt sich schon stark von der Rioja, auch stark von San Vicente. Das kann klappen, es kann aber auch nach hinten losgehen. Keine dieser drei Bodegas ist älter als fünf Jahre; gut, José Gil stammt aus der Viña Olmaza-Familie, er hat da einen klaren Vorsprung. Aber seine Weine haben nichts mit denen von Olmaza zu tun. No tiene nada que ver, würde ein spanischer Bär brummen.

Und so geht das weiter. Jedes Mal, wenn ich in die Rioja kommen, in diesem Jahr wohl öfters als in den letzten zehn Jahren zusammen, gibt es Neues zu entdecken. In jedem Restaurant, in (fast) jeder Bar trifft man auf Geheimtipps, auf heute noch komplett unbekannte Bodegas, die einen klaren Weg gen Terroir-Rioja weisen. Eine dritte Bodega in Lantziego (nach Tentenublo und Compañon Arrieta), spannende Dinge rings um Logroño, selbst in der südlichen Rioja tut sich etwas. Vor zehn Jahren wäre dies alles unmöglich gewesen.

Und wo wächst das Gras der Zukunft? Wo wird das nächste Rad der Rioja gedreht? Nun, auf wirklich kurze Sicht in der Errioxa plus San Vicente, Ábalos eher weniger. Dort sind einfach bereits diverse Projekte dieser Art am Start und der Teufel <zensiert> bekanntlich immer auf den größten Haufen.

Langfristig reden wir aber wohl über eine ganz andere Ecke der Rioja, viele kennen sie gar nicht, liegt sie doch nicht am Ebro, kommt sie doch kaum in der Literatur vor. Man nennt sie die Clarete-Rioja, Badarán und Cárdenas als zentrale Orte, aber auch Baños del Río Tobía, Bobadilla, Nájera, im Westen vielleicht bis gen Cuzcurrita del Río Tirón. Aber nur die Hanglagen, die Weinindustrieflachparzellen kann beackern wer will. Dort findet man viel Garnacha, auch weiße Garnacha, ab und an Maturana, Moristel auch. Und es gibt die ersten Weine, die wirklich aufhorchen lassen. Das ist wie Lantziego vor fünfzehn Jahren: keiner kannte den Ort (außer Telmo) und plötzlich war er sprichwörtlich in aller Munde.

Break.

Unlängst landete ich auf drei Umwegen, die hier keine Rolle spielen sollen, in Singdrosselhausen. ¿Hep? Nun, da steht in Corella, im Süden der Navarra, eine Bodega, die Zorzel Wines heißt. Und el Zorzal ist nun einmal die Singdrossel. Verkostend fiel mein Blick auf einen Zettel, ein Vogelhäuschen, an einer feinen Schnur pendelnd: Our new home: Badarán.

Na dann! Text: El oso alemán

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