RufiÀn Rufete 2017 – Spanien
Flasche 1 das Brackwasser:
„Ja, das ist ja einmal wieder eine Nummer!“ Ein Wein, vier Trinker und vier unterschiedliche Meinungen! Dieser aus der Rebsorte Rufete gewonnene Rotweine ist ziemlich kompliziert und nicht leicht verständlich. Schon das erste Hineinriechen in den Wein entpuppt sich als wahrer kleiner Schock. Ein wenig Jauche, ein bisschen Brackwasser, viel Erde und überhaupt keine Frucht. Verstörte Gesichter und trauriges Achselzucken machen die Runde. Der erste Schluck bringt da leider auch keine Abhilfe. Da hat man freiwillig eine teuer erkaufte modrige Brühe im Mund, lässt diese dort vorsichtig kreisen, da einem dieses Zeug nicht ganz geheuer ist, und sucht verzweifelt nach dem Sinn oder Unsinn dieses Gebräus. Das Zaubermittel heißt hier Luft. Der Wein braucht einfach ganz viel Sauerstoff, je mehr und je schneller umso besser. Schwenkt man diesen Tropfen und riecht an ihm, duftet es direkt nach feinster Sauerkirschfrucht, beruhigt der Wein sich allerdings im Glas wieder, kehrt das Brackwasser leider zurück. Dies ist anstrengend und fordernd, da dieser Prozess sich auch im Geschmack wiederholt. Leider war keine Zeit vorhanden den Wein ausreichend zu dekantieren, so blieb nichts anderes übrig, als den Rufete immerfort vor dem Genuss zu schwenken. Dann zeigte der Tropfen eine präsente Säurestruktur, wieder sehr viel Kirsche, und zwar von der Gattung Sauerkirsche, ganz herbe Schokolade, ätherische Momente und feuchte Erde. Wild, ungestüm und rasant folgte dann der Abgang. Kein bisschen leise, noch weich, noch charmant. Einfach ein Schuss in die Magengrube mit Feuer- und Säureschwertern geschmettert und einem tief zündenden Nachhall. Muss man nicht mögen, ist aber in jedem Fall einmal eine ganz andere Hausnummer und ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Selbst für bekennende Naturwein Trinker wahrlich kein Smoothie!
Flasche 2 Die Kirsche:
Von diesem Weinerlebnis wurde dem Produzenten des Weines Ismael Gozalo kurz darauf bei einem Besuch in seiner Microbio Wines Kellerei berichtet. Er konnte es kaum glauben, und so wurde der RufiÀn Rufete 2017 noch einmal auf Herz, Nieren und Brackwasser untersucht. Der medizinische Befund lautet ganz eindeutig, dass es sich bei der Flasche Nummer 1 um eine fehlerhafte Flasche gehandelt haben muss. Wahrscheinlich wurde der Wein beim Transport irgendwann einmal zu warm und dadurch war seine Geschmacksstabilität schwer getroffen. Flasche Nummer 2 hingegen zeigte sich blitzklar, und hier brillierte in allen Bereichen eine schwingende und beschwingende Kirschfrucht. Tänzelnd, elegant und zerbrechlich frisch ummantelte diese alle Geschmackspapillen und rutschte mit einer feinen Säurestruktur den Schlund hinunter. Was für ein Unterschied und welche Fehleinschätzung bei der ersten Flasche.