Essen (aber nicht das neben Wattenscheid)

Ein Lagebericht über Spaniens Gastronomie Szene

An dem Tag, an dem dieser Text entstand, schnauften die Galegas und die Galegos, die ein Restaurant oder eine Cafetería oder eine Bar betreiben, mal ganz tief durch. Gerade wurde beschlossen, dass man wieder an der Theke konsumieren darf, auch wenn die Abstandsregeln etwas kompliziert, besser gesagt etwas konstruiert erscheinen. Aber zumindest gibt es kein xG, und dass die Lokale um 25:00 h schließen müssen ist, wie vieles in Galiza, eher eine dehnbare Angelegenheit.

In den letzten Wochen ist der Bär mit seinem vierrädrigen Freund, dem DOKKER, in diversen spanischen Gegenden gewesen, und hat natürlich auch gefuttert. Im Fall des DOKKER ist das immer einfach, er bevorzugt Easygas, zur Not auch Repsol. Für den Bären ist das schon anstrengender.

Dem Großteil der Top-Gastronomie geht es so schlecht nicht, viele haben, immer mal wieder durch Regulierungen unterbrochen, ganz gut verdient. In der letzten Woche standen gleich zwei Zweisternetempel auf dem Programm, einer in der Rioja, einer in Nafarroa. In beiden Fällen musste erst einmal ein Termin gesucht werden. Gut, das El Portal in Ezcaray wird von Leuten aus Bilbo frequentiert, am Wochenende ist da alles dicht, auch das zweite Lokal des Hauses. Und das El Molno de Urdániz befindet sich nun einmal vor den Toren von Pamplona, und das ist nun einmal keine arme Stadt. Viele Leute, die aktuell nur wenig reisen, geben ihr Geld halt in der Gastro aus, wobei einhundert und fünfzig Euro für das Menü im El Portal, bestehend aus acht Leckerlis und dann noch einmal zwölf Gängen so teuer dann auch wieder nicht ist.

Das setzt sich fort: Culler de Pau, seit ein paar Monaten mit zwei Sternen dekoriert, ist bis weit in den Oktober hinein ausgebucht, in angesagten Häusern in Madrid braucht man gar nicht erst anrufen. Etwas leiden müssen jene, die vor allem auf zahlungskräftige Futterer aus Amiland oder aus Nordeuropa oder aus Asien setzen, das Bardal in Ronda etwa. Weder Rondaner noch Rondinensinnen gehen dort hin, um mal eben zwei Hunnis auf den Tisch zu legen; die Asiaten sind nicht da, die Norweger reisen gerade wenig. Amis sind zwar da, aber eher der geschäftlich aktive Teil, die Geldausgeber weniger.

Nicht gut läuft es bei denen, die eigentlich auf Großevents setzen, der Gourmettempel dient da oft nur als Aushängeschild. Pepe Solla oder El Ermitano hatten in früheren Zeiten jedes Wochenende mehrere hundert Nasen zu bewirten, vor allem Hochzeiten brachten Kohle. Dieses Geschäft fand lange Zeit nicht statt, jetzt läuft es mit Mühe wieder an. Wer aber nun dreißig Nasen oder noch mehr auf der Gehaltsliste stehen hat, die man braucht, um in diversen Sälen aufzutischen, der hatte und hat ein Problem. Aber, um bei der Wahrheit zu bleiben: oftmals war auch vorher das Top-Lokal schon ein Verlustbringer, den man sich aus Imagegründen leisten konnte – und musste. Ohne Sternetempel würden lange nicht so viele Menschen ihre Hochzeit von Pepe Solla ausrichten lassen.

Das hier ab und an erwähnte Örtlein Donostia kenne ich kaum, den DOKKER treibt es immer eher gen Bilbo. In Bilbo haben die überlebt, einige sogar ziemlich gut, die auch vorher schon gut funktioniert haben, in der Neustadt besser als in der Altstadt. Da war, wie überall in Spanien drei Monate lang alles zu, dann hat man es letzten Sommer so richtig krachen lassen, und dann hangelte sich Euskadi durch Herbst, Winter und Frühling wie Tänzer durch die Echternacher Springprozession.

In manchen Orten war auch vorher die Fluktuation betont hoch, nur sah man das weniger, weil eine geschlossen Pintxos-Bar schnell von anderen Betreibern wieder geöffnet wurde. Heute dauert das etwas länger, daher sieht man in Down-Town Logroño oder in Iruña in der Altstadt schon das eine oder andere leere Restaurant. Aber auch die werden sich wieder füllen. In Burgos, gut, nicht gerade der Gourmettempel der Welt, hat in der Altstadt kein einziges Lokal geschlossen, das nicht schon vorher hinkte. Wenn man eine Kneipe mit der Abschlagszahlung des Arbeitslosengeldes aufmacht (kein Scherz, und gar nicht einmal sooo selten…), dann braucht es schon gewaltiges Gottvertrauen, um das durchzustehen. Das ist selbst im katholischen Landspanien schwierig.

Der Sommer lief fast überall extrem gut, insbesondere im August waren Restaurants und Kneipen bis zum Anschlag voll. Wer es bis jetzt geschafft hat, der wird auch weiter aktiv sein. Das scheint schon klar zu sein.

Es geht aber auch darum wer kommt. Restaurants, die auf ausländische Touris (m/w/d) setzen, etwa in Zentralmadrid oder in Zentralbarcelona oder Geldabknöpfer an anderen Stellen (oder an den gleichen) haben ein Problem. Soll vorkommen, nicht weiter problematisch.

In dem Lokal gegenüber der Schlafstätte des DOKKER speisen Einheimische, wenn sie keine Lust auf kochen haben. Das machen die auch im Oktober, im Januar und im März. Das ist auch in Bilbo, in Logroño, in Aranda de Duero und wahrscheinlich auch in Donostia nicht anders, selbst in Gandesa gehen die Leute des Ortes in das beste Lokal des Ortes.

Sagen wir es so: gegessen wird immer, vor der Krise, während der Krise und nach der Krise. Und in dem Teil der Bevölkerung, der genügend Kaufkraft innehat, um sich diese Lokale zu leisten, hat die Krise, anders als jene vor dreizehn Jahren, kaum Wunden gerissen.

¡Qué aproveche! Text: El oso alemán

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