Der Mythos lebt!
Nun, was erwartet man, wenn man spontan Sonntags Mittags vom Ruhrpott Richtung Eifel fährt, um gemütlich im Waldhotel Sonnora zu speisen. Der gewöhnliche Deutsche denkt gar nicht erst daran.
Allerdings gibt es doch noch ein paar „Verrückte“ da draußen, die sich genau das trauen.
Nun gut! Das erste mal im Sonnora angekommen mit kaum einer Ahnung davon, was mir blüht, sitzte ich mit einem Glas Champagner gut gelaunt am Tisch und warte auf die Weinkarte. Eine tolle internationale Weinauswahl wird präsentiert, und dennoch interessieren mich vielmehr die Weinbegleitungen. Diese sind das Kunststück der Sommeliers (die, wie wir wissen, nicht immer die tollsten Empfehlungen geben), welche in einem Michelin ★★★ Sterne Restaurant nicht fehlen dürfen. Es gab zwei Weinbegleitungen, wobei eine teurer und „Marken-lastiger“ war, also gesagt, getan und die Andere Alternative bestellt.
Die Weinbegleitung war super! Der Sommerlier hatte seine Hausaufgaben gemacht, sodass es kaum Kritikpunkte gibt. Als dann aber ein alleinsitzender Mann ganz hinten in der Ecke eine „besondere“ Weinkarte bekam, war mein Interesse geweckt. Circa 5 Minuten später lief der Sommelier mit einer Flasche DRC auf den einsamen Wirtschaftsbaron, welcher eindeutig zu viel Geld in der Tasche hatte, zu und schenkte ihm ein Glas ein. Was macht dann wohl ein 24 jähriger Geringverdiener und angehender Sommelier? Richtig, er fragt auch nach der Karte.
Kommen wir nun zum spannenden Teil der Geschichte und dem aufregenden Kribbeln im Bauch: Da lag diese Karte vor mir, mit Weinen von denen die Weinwelt nur träumt. Top Weine aus Burgund, Pomerol, Rioja und vieles mehr. Das schöne an der Karte war, dass die Weine mit dem Coravin System ausgeschenkt wurden. Das Gerät verfügt über ein kleine Nadel, welche sich durch den Korken zieht und somit Glasweise Wein abzapfen kann, ohne das die Flasche entkorkt wird. Genial, oder? Da kann man sich auch mal ein Glas Domaine de la Romanée-Conti Grand Échézeaux 2013 gönnen. So kam eins zum anderen, und zu der sowieso schon tollen Weinbegleitung bestellte ich tadelose Weine von dieser super Eeinkarte dazu.
Als ich dann das Glas DRC vor mir hatte, wurde mir ganz schwindelig und heiß. Ich meine, da steht gerade ein 4000€ Wein vor meiner Nase. Das Schnüffeln begann dann relativ schnell und hörte auch nicht mehr auf. Dieser Wein braucht allerdings Zeit – sehr viel Zeit und Schwenkungen im Glas. Der erste Schluck fühlte sich an wie ein Gedicht, obwohl ich es immer noch nicht fassen konnte. Pure Seide, ausgeglichene Balance und total charmant kommt der Pinot Noir langssam aus seinen Löchern. Der Geruch von Tannennadeln lies gar nicht mehr nach.
Am Gaumen ist der Wein komplex und weist eine tolle Balance zwischen Säure und Tannin auf. Den einzigartigen Stil von DRC schmeckt man hier sehr gut herraus. Leider ist der Wein noch viel zu jung und sollte erst in 5-10 Jahren getrunken werden.
Verkostungsnotitz
Primäraromen | Walderdbeere, feine Himbeere, floral Veilchen Tannennadeln, Muskatnuss, Pfeffer |
Sekundäraromen | Tannenrinde, frischer Tabak |
Tertiäraromen | Harz, Mandelschokolade, nasser Waldboden verfärbte, nasse Blätter |
Farbe | Rubinrot |
Säure | mittel+ |
Alkohol | mittel |
Körper | mittel |
Altersstadium | jung |
Komplexität | ausgeprägt |
Abgang | lang |
Tannin | mittel |
Ausbau | trocken |
DRC
Die Domaine de la Romanée-Conti liegt im südlichen Burgund in der Weingemeinde Vosne-Romanée und gilt als eine der heiß begeehrtesten Weingüter der Welt! Sie bewirtschaftet 8 biodynamische geführte Grand-Cru Lagen an der Côte d’Or, davon 2 Monopollagen: La Tâche und die namensgebende Lage Romanée-Conti. Der Importeur Kierdorf hat strenge Auflagen für den Vertrieb der Weine. Rund 80% müssen in die Top-Gastronomie verkauft werden, wobei die Flaschen nicht weiter verkauft werden dürfen. Eine dermaßen hohe Nachfrage nach dem Stoff erzeugt dabei eine jährliche Preissteigerung. Eine Flasche 1945er Romanée-Conti hält den Rekordpreis von 489.000 Euro, welche 2018 auf einer Auktion erzielt wurde. Damit ist diese Flasche die teuerste aller Zeiten. Kein Wunder, dass die Domaine in der Weinwelt große Aufmerksamkeit hat. Die starke Nachfrage aus den asiatischen Ländern und den USA sorgt zusätzlich für höhere Preise. Die aktuelle Marktlage und Abwertung des Euros befeuern zusätzlich den Export in die Neue Welt.
Ist der Wein das Geld wert?
Grundsätzlich muss gesagt werden, dass Wein eine Emotion ist. Gebe ich so viel Geld für eine Flasche aus, sollte es mir den Spaß auch wert sein. Abgesehen vom Geld, ist mir die Erfahrung sehr wichtig. Der unvergessliche Moment, die Story und das Wissen sind bleibende Erinnerungen, welche mich mein ganzes „Weinleben“ prägen. Aber natürlich ist ein Wein niemals so viel Geld wert.
Heutzutage kommt kaum noch jemand an so eine Flasche ran, da die meisten direkt in die Gastronomie wandern. Allerdings ist es dort auch nicht so einfach mit diesen Weinen. Sie sind erstens zu teuer, und wenn man danach fragt, die leere Flasche mitnehmen zu dürfen, bekommt man nur folgende Antwort: „Aufgrund von zu hoher Fälschungswahrscheinlichkeit müssen wir die Flasche unkenntlich machen, einbehalten und dem Importeur ein Foto schicken“. Das beschreibt die Situation im Hotel Restaurant zur Post eine Woche später mit der gekauften Flasche Domaine de la Romanée-Conti Corton 2013 sehr gut.
Abschließend bin ich sehr froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Diese Weine sind Iconen der Weinwelt und qualitativ sehr hochwertig produziert. Obwohl man in dem Glauben gelassen wird, eine komplett neue Geschmackserfahrung zu erleben, scheitert es dennoch an dem Gedanken des Preises.