Weine aus den USA

Weine aus den USA

Was für ein Aufstieg! Innerhalb weniger Jahrzehnte pirschten sich die USA auf Platz 4 der Weltrangliste in Sachen Gesamtertrag. Und schafften es gleichzeitig auch noch, in der Breite von einfachen Land- auf hochwertige Qualitätsweine umzusatteln. Das ist umso erstaunlicher, weil es anders als in den etablierten Ländern der Alten Welt hier keine jahrtausendealte Tradition des Weinbaus gibt. Zwar existierten durchaus Wildreben in Nordamerika, von deren enorm großen Beeren bereits überlieferte Texte der Wikinger berichten, die um das Jahr 1000 herum, von Island kommend, als erste Europäer einen Fuß auf den Kontinent setzten - und ihn deshalb sogar als „Vinland“ bezeichnet haben sollen. Doch der Wein, den die Kolonisten im 16. Jahrhundert daraus kelterten, erinnerte sie an den penetranten Geruch nassen Fuchsfells und erfreute sich keiner großen Beliebtheit - wer der als Foxton bezeichneten Geschmacksnote heute nachspüren möchte, kann ins österreichische Burgenland reisen, wo der sogenannte Uhudler aus importierten amerikanischen Urreben als lokale Spezialität gilt. Pflanzversuche europäischer Reben scheiterten etliche Male, entweder am ungünstigen Klima oder an Krankheiten und Schädlingen, gegen die man damals noch kein Mittel wusste. Denn der Wein aus der alten Heimat hatte dem hiesigen zwar besseren Geschmack voraus, jedoch keine Resistenz gegen die größte aller Plagen, die Reblaus, die übrigens genau wie der Falsche und der Echte Mehltau ursprünglich aus Amerika stammen und katastrophale Verwüstungen in Europa anrichteten, als man im 19. Jahrhundert auf die Idee kam, amerikanische Reben dorthin zu verschiffen.

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Im Detail

USA

Doch springen wir nochmal ein klein bisschen in der Zeit zurück. Mäßige Erfolge wie die Weingärten der französischstämmigen Hugenotten in Florida konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die wohlschmeckenden Sorten Europas keine Zukunft in Übersee zu haben schienen. Eine Lösung ergab sich schließlich durch eine ausgeklügelte Kombination aus Alter und Neuer Welt: man pfropfte Triebe europäischer Reben auf einheimische Wurzelstöcke! Diese Hybriden mit dem Namen „Alexander“ erwiesen sich als ausreichend resistent, gleichzeitig aber auch als so wohlschmeckend, dass Weinbau in großem Maßstab mit ihnen möglich wurde - 1798 entstand auf dieser Grundlage in Kentucky der erste kommerziell betriebene Weinberg der USA. Auf die gleiche Weise bekam man übrigens auch die Reblausplage in Europa wieder in den Griff - sowieso sind heutzutage bis auf ein paar wenige Ausnahmen an Orten, an denen sich der Schädling aufgrund der Bodenverhältnisse nicht weiterverbreiten konnte, weltweit alle Weinstöcke solche Hybridreben.

 

 

Zum Zeitpunkt dieser bahnbrechenden botanischen Entdeckung, noch vor dem Bürgerkrieg, war Ohio der wichtigste Bundesstaat für Weinbau - Kalifornien trat den Vereinigten Staaten erst 1850 bei, vorher gehörte es zu Mexiko. Der Immobilienmogul Nicholas Longworth hatte bereits zu Beginn des Jahrhunderts im Tal des Ohio River, des „Rhine of America“, erste Reben angepflanzt - den uns schon bekannten „Alexander“ sowie die „Catawba“ und die „Isabella“, ebenfalls Hybriden. In erster Linie waren es Schaumweine, die er daraus kelterte und die sich unter der mehrheitlich deutschen Bevölkerung Cincinnatis großer Beliebtheit erfreuten: die Stadt wurde zeitweise zum bedeutendsten Umschlagpunkt für Rebensaft in den gesamten USA, zumal Longworth seine „Sparkling Wines“ bald auch nach Europa zu exportieren begann. Natürlich zog sein Erfolg schnell Nachahmer an, aber statt sie aus dem Geschäft drängen zu wollen, offerierte er ihnen eine garantierte Abnahme ihres Lesegut samt anschließender Kelterung. Durch dieses quasi-genossenschaftliche Arbeiten entstand am Ohio River ein gigantisches Weinbaugebiet, das sich hunderte Kilometer lang Richtung Nordosten, bis weit über das südliche Ufer des Eriesee hinaus zog. Wer die außerordentliche Wertschätzung erfahren will, die diesen Weinen damals zuteil wurde, dem sei Longfellows „Ode to Catawba Wine“ empfohlen, die überdies einen sehr interessanten Einblick auch in das sonstige weinbauliche Geschehen der damaligen Zeit gibt.

 

 

Recht angetan von diesen als „dulcet, delicious and dreamy“ gepriesenen Erzeugnissen zeigte sich auch der frühere Präsident Thomas Jefferson - er verglich den „Catawba“ glatt mit einem Chambertin. Er musste es ja wissen, war er doch einige Jahre Botschafter der jungen Vereinigten Staaten in Frankreich gewesen und hatte sich durch Reisen ins Burgund, die Champagne, das Bordelais, an die Rhone und auch nach Norditalien oder in den Rheingau und an die Mosel zum passionierten Weinliebhaber gemausert. Die Franzosen schätzten seine Expertise so sehr, dass man seine privaten Aufzeichnungen über die Güte einzelner Bordeaux-Weingüter in die bis heute gültige fünfstufige Klassifizierung des Medoc miteinbezog. Obwohl er öffentlich gern kundtat, wie viel Potential er im amerikanischen Weinbau sah, hortete er in seiner privaten Sammlung unzählige große Namen aus Europa. Legendär ist etwa sein Faible für Chateau d’Yquem, dessen Erzeugnisse er gern an Freunde wie George Washington verschenkte. Seine Angewohnheit, für ihn bestimmte Flaschen mit den Initialen „Th.J.“ markieren zu lassen, hat Auswirkungen bis in die heutige Zeit, denn ebenjene gehören zu den teuersten Auktionsweinen überhaupt - auch wenn sie mittlerweile aufgrund von Fälschungsskandalen als unverkäuflich gelten. Ausgestattet mit einem enormen Erfahrungsschatz beschloss Jefferson während seines Ruhestandes schließlich, auf seinem Landsitz Monticello in Virginia selbst als Winzer tätig zu werden und setzte wichtige Impulse auf diesem ersten Weingut des Bundesstaates. Zwar galt er als ausgemachter Genussmensch, war aber letztlich auch beinharter Protestant und als solcher überzeugt, dass Weinkonsum kein Selbstzweck sei, sondern einer gewissen Prämisse folgen müsse. Wein galt ihm als geradezu therapeutisches Getränk, das, wolle man es voll auskosten, die Tugend der Mäßigung erfordere und damit der Vervollkommnung eines perfekten Christenmenschen diene. Als jemand, dem wohl bewusst war, welche Unmengen an Whiskey viele seiner Landsleute täglich in sich hineinschütteten, versuchte er, Wein im Namen der Volksgesundheit als zumindest etwas weniger schädliche Alternative zu etablieren - womit er jedoch kläglich scheiterte, obwohl amerikanischer Wein zeitweise das einzige unbesteuerte alkoholische Getränk war. Gegen Bier und Schnaps vermochte er sich nicht durchzusetzen und ist bis zum heutigen Tage kein wirkliches Alltagsgetränk geworden, sondern besonderen Anlässen vorbehalten geblieben.

 

 

Während der US-Weinbau also deutlich weniger als der europäische unter der Reblaus-Katastrophe litt, kam der brutale Einschnitt einige Jahrzehnte später - und war dabei ganz und gar menschengemacht. Die Prohibition ab 1920 verbot nicht nur den Konsum von Alkohol, sondern schon deren kommerzielle Erzeugung, was den Winzern die Lebensgrundlage unter den Füßen wegriss: Weinberge wurden gerodet, ehemals prosperierende Betriebe verfielen, Nachwuchs wurde nicht mehr ausgebildet und Fachwissen ging verloren. Anders als beim Whiskey lohnte sich auch der Weg in die Illegalität nicht, zu auffällig wäre ein Weiterbetrieb der Anbauflächen gewesen. Ein einziges Schlupfloch fanden clevere Winzer in der Herstellung von Messwein für das Abendmahl, der aufgrund der Religionsfreiheit weiterhin genutzt werden durfte. Diese Periode warf, obwohl sie selbst nur 13 Jahre dauerte, den amerikanischen Weinbau um viele Jahrzehnte zurück - während man vorher eigentlich schon auf dem besten Weg an die internationale Spitze war, sollte es nach dem Ende der Prohibition 1933 noch einmal 50 Jahre brauchen, bis die Anerkennung in Europa zurückkehrte. Denn direkt nach dem staatlich verordneten Alkoholbann schlug die Große Depression ein, die wiederum in den Zweiten Weltkrieg überging - kein besonders guter Hintergrund für betriebswirtschaftliche Experimente, sodass vom Anfang der 20er bis zum Ende der 40er in den USA kein einziges neues Weingut gegründet wurde. Wie schon zuvor schien man Inspiration von außen zu brauchen, und so wandte man sich - natürlich - nach Frankreich. Hier fand der Napa-Valley-Winzer Robert Mondavi die Inspiration für seinen „Fumé Blanc“, einen im Barrique ausgebauten Sauvignon Blanc im Stil eines Pouilly Fumé von der Loire, und leitete damit ein neues Zeitalter im amerikanischen Weinbau ein. Schon kurz darauf konnte er sogar Philippe de Rothschild für sich gewinnen, Eigentümer des weltberühmten Chateau Mouton-Rothschild, und entwickelte gemeinsam mit ihm die Idee, in Kalifornien einen bordeauxtypischen Rotwein zu erzeugen. Dieses Projekt fand seinen Ausdruck im „Opus One“, bis heute einer der am besten bewerteten amerikanischen Tropfen und damals der Auslöser eines regelrechten Booms, der die Bodenpreise in einschlägigen kalifornischen Landstrichen explodieren ließ und dem berühmten Goldrausch anderthalb Jahrhunderte früher in nur wenig nachsteht.

 

Obwohl die US-Rebenzucht in erster Linie mit Kalifornien assoziiert wird, das weit über 80 Prozent der Gesamtreibfläche beherbergt, und in zweiter vielleicht auch noch mit Oregon, New York und Washington, haben Weinreben mittlerweile in jedem einzelnen Bundesstaat eine Heimat gefunden, sogar in glühend heißen wie New Mexico oder frostigen wie Alaska. Der Großteil des amerikanischen Weinbaus spielt sich indes in vergleichbar gemäßigten Breiten wie den europäischen ab: das Burgund etwa liegt auf dem 48. Breitengrad und damit auf einer Höhe mit Washington State, das Bordelais ist mit dem Staat New York auf einer Ebene und Kalifornien teilt sich den 38. Breitengrad mit Sizilien und dem zentralen Griechenland. Einen Überblick über Klima- und Bodenverhältnisse zu geben, ist aufgrund der schieren Größe der Vereinigten Staaten kaum möglich - sollte man eine prägnante Zusammenfassung liefern, könnte man sagen, dass der Sonnenschein sich auf nahezu den gesamten Jahresverlauf verteilt und die Rebstöcke während der Vegetationsperiode auf Regen größtenteils verzichten müssen. Allerdings lassen sich bei den Rebsorten klare Favoriten benennen - die meisten von ihnen stammen ursprünglich aus Frankreich. Bei den Roten dominiert der Cabernet Sauvignon, bei den Weißen der Chardonnay.

 

 

Der Weg zu Anerkennung der beiden als jeweils einer der besten Vertreter ihrer Rebsorte weltweit begann im Mai 1976 in Paris. Damals veranstaltete der Weinhändler Steven Spurrier mit zehn weiteren renommierten Feinschmeckern eine Blindverkostung amerikanischer und französischer Weine. Das Ergebnis kam einem Donnerschlag gleich: sowohl bei den Weißweinen, Chardonnays aus dem Burgund gegen solche aus Kalifornien, als auch bei den Roten, Cabernet Sauvignons aus dem Bordeaux wiederum gegen kalifornische, hatten die USA die Nase vorn. Die Teilnehmer, zum allergrößten Teil selbst Franzosen, waren schlicht nicht in der Lage, ihre „eigenen“ Weine, darunter von legendären Gütern wie Haut-Brion oder Montrose, von den überseeischen zu unterscheiden und gaben teils abenteuerliche Statements ab, die in ihrer Einschätzung der individuellen Qualität zwar fachlich absolut korrekt waren, aufgrund von Vorurteilen allerdings zu völlig falschen Schlüssen gelangten. Frankreich als bisher unangefochtener Nabel der Weinwelt war düpiert, auch wenn die französische Presse die Ergebnisse herunterzuspielen versuchte. Veranstalter Spurrier wurde mit Hassbriefen überschüttet, durfte darüber hinaus ein Jahr lang nicht an Spitzenweinproben teilnehmen. Einige der Juroren sprachen aus Scham, die Ehre der französischen Weinwelt beschmutzt zu haben, niemals öffentlich über jenen Tag. Natürlich kamen schnell Forderungen nach einer Wiederholung mit anderen Teilnehmern auf, doch sowohl die schon kurz darauf stattfindende als auch die zum 10. Jahrestag bestätigten das Ergebnis nicht nur, sondern betonten die geschmackliche Führerschaft der amerikanischen Weine sogar noch eindeutiger. Und selbst anlässlich des 30. Jubiläums 2006 änderte sich nichts: die kalifornischen Rotweine belegten die ersten fünf Plätze und verwiesen die Annahme des unschlagbaren Alterungspotentials der französischen Tropfen ins Reich der Mythen.

 

Die Reifung im Eichenfass hatten die Amerikaner eben in Windeseile adaptiert und auf ihre eigenen Bedürfnisse zugeschnitten. Der aus dieser Lagerung resultierende, holzige bis würzig-pfeffrige Geschmack mit Toast- und Vanillearomen ist darum auch die eine mögliche Ausprägung amerikanischer Weine, die andere ist eine ausgesprochen fruchtbetonte - kein Wunder, wenn die Trauben zum großen Teil aus Regionen stammen, in denen auch Zitrusfrüchte und Avocados angebaut werden. Manche würden auf den Begriff „fett“ zurückgreifen, und selbst wenn das der Komplexität der Ami-Tropfen mit Sicherheit nicht gerecht wird, sind diese in Sachen Körper und geschmacklicher Intensität eher nichts für überzeugte Kabinett-Trinker. Aufgrund der verbreiteten recht späten Lese bewegt sich auch der Alkoholgehalt eher im oberen Bereich, 14 bis 15 Volumenprozent sind durchaus an der Tagesordnung. Dennoch kommt man in Zukunft um eine gewisse Anpassung an aktuelle Trends wohl kaum herum: die Nachfrage nach alkoholstarken Weinen befindet sich im Sinkflug, von Konsumenten gefordert werden hingegen zunehmend leichtere Easy-Drinking- und zurückhaltendere Cool-Climate-Weine. Dafür stehen Cabernet Sauvignon und Chardonnay nicht unbedingt, aber es gibt ja glücklicherweise noch zahlreiche andere Reben: so erfreuen sich auf roter Seite auch Merlot, Syrah, Grenache, Pinot Noir und Zinfandel großer Beliebtheit, auf weißer Seite Colombard, Sauvignon Blanc und der Riesling, der sich gut für den Anbau in kühleren Regionen eignet und ebenso wie der Pinot Noir ein deutlich frischeres und filigraneres Gegengewicht zu bilden vermag.

 

 

Der Exportanteil amerikanischer Weine ist mit zehn Prozent außerordentlich gering, was kein Wunder ist, denn die USA sind beim Weinkonsum mit 34 Millionen Hektolitern pro Jahr weltweit führend - das sind noch einmal fast zehn Millionen Liter mehr als die eigene Gesamtproduktion und wahrscheinlich ein Zeichen dafür, dass die Anbaufläche in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. Der enorme Gesamtkonsum sollte jedoch in Relation zur Einwohnerzahl gesetzt werden: tut man das, ergibt sich für jeden Amerikaner ein jährlicher Verbrauch von etwas mehr als 12 Litern - womit das Land nicht nur weit hinter klassischen Weinbaunationen wie Portugal, Frankreich und Italien zurückbleibt, sondern sogar hinter Ländern wie Belgien und Schweden. Das kann durchaus als Nachwirkung der Prohibition gedeutet werden, denn öffentlicher Alkoholkonsum ist noch immer verpönt, in manchen Countys der Verkauf gar weiterhin verboten. Obwohl die Amerikaner in Bezug auf Alkohol allgemein also nach wie vor recht restriktiv sind, gibt es für den Weinbau kaum Regeln. Weder werden Qualitätsstufen differenziert noch existiert ein Lagensystem, das besonders begünstigte Anbauflächen kenntlich machen würde. Auch die Ertragsregulierung überlässt der Staat komplett dem Winzer. All das klingt zunächst einmal nachteilig für den Kunden, der es in der Tat als Neuling nicht so leicht hat, sich auf dem US-Weinmarkt zurechtzufinden und edle Tropfen von sogenannten „jug wines“, also Schoppenweinen, zu unterscheiden. Nur einige wenige American Viticultural Areas, kurz AVAs, sind auch in Europa bekannt - zumeist kalifornische wie etwa das Napa Valley oder Sonoma, während man von der seit 1980 bestehenden Mutter aller AVAs, Augusta in Missouri, kaum schon einmal gehört haben dürfte. Dennoch fährt man mit dieser Art und Weise, Appellationen auszuweisen, recht gut: ihre Anzahl steigt stetig und liegt mittlerweile bei etwa 270, gut zwei Drittel davon in Kalifornien. Die jeweilige Größe reicht dabei von gerade einmal zwei Dutzend bis zu fast sieben Millionen Hektar, und häufig gibt es zwischen ihnen Überschneidungen oder eine AVA ist vollständig Teil einer größeren, die dann wiederum zu einer größeren gehört. Was auf etablierte Weinbaunationen etwas wurschtig wirkt, hat in Wahrheit aber nicht wirklich etwas mit Selfmade zu tun, sondern wird knallhart von Washington aus gesteuert: die gefürchtete ATF ist zuständig, eine nicht etwa dem Landwirtschafts-, sondern dem Justizministerium unterstehende Bundespolizeibehörde, in deren Zuständigkeit neben Alkohol auch noch Tabakwaren, Schusswaffen und Sprengstoffe liegen. Amerika eben.

 

In den Weinbergen selbst bleiben die Winzer aber wie gesagt von staatlichen Vorgaben nahezu gänzlich unbehelligt. Und diese mangelnde Regulierung bietet einige Vorteile: außer den bereits erwähnten gibt es auch keinerlei Restriktionen in Bezug auf die Rebsorten, als Winzer kann man schlicht anbauen, was man möchte. So fanden auch Reben, von denen man es kaum erwartet hätte, in den Staaten eine neue Heimat, etwa der Gewürztraminer, der Grüne Veltliner oder der Elbling - insgesamt sind mittlerweile über 100 ursprünglich europäische Trauben „eingebürgert“. Streng reguliert hingegen ist in den meisten Staaten nach wie vor der Verkauf: meist müssen Erzeuger, Großhändler und Einzelhändler voneinander getrennt sein - das sogenannte three tier system -, sodass eine Direktvermarktung durch den Winzer eher unüblich ist. Das sorgt neben anderen Faktoren dafür, dass amerikanischer Wein im Schnitt nicht allzu günstig ist - nicht im Inland und erst recht nicht als Exportware. Gerade Spitzenerzeugnisse oder rare Garagenweine schlagen gern mit einigen hundert Euro zu Buche und nach oben ist die Skala faktisch offen - teilweise werden ab Hof mittlere vierstellige Summen aufgerufen, was sich meist nicht mal die renommierten Güter aus Burgund und Bordelais trauen.

 

 

Apropos Preise: die werden häufig von Amerikanern gemacht. Nicht nur für amerikanische Weine selbst, das ist ja klar, sondern auch für europäische. Ohne die Urteile von James Suckling, Antonio Galloni, David Schildknecht oder James Laube kommt kaum eine Fachpublikation aus. Der berüchtigtste Name aber ist zweifellos Robert Parker. Obwohl eigentlich gelernter Jurist, eignete er sich nach und nach alles nötige Fachwissen an und verschrieb sich ab Mitte der 70er Jahre dem Weinjournalismus, der bis dahin als von Briten dominiert galt. Seine Zielsetzung war dabei durchaus ehrenwert: Stimme der Verbraucher wollte er sein, die ohne eigene kommerzielle Interessen und unabhängig von Winzern und Händlern Empfehlungen aussprach - damals ein ebensolches Novum wie seine Blindverkostungen. Mit seinem Gerüchten zufolge auf eine Million Dollar versicherten Geruchsvermögen und Schule machender 100-Punkte-Skala legte er in bester amerikanischer Manier ein kapitalistisches Gitternetz über den Weinmarkt. Mittlerweile kommt kaum ein US-Winzer in der Vermarktung ohne Nennung der in bares Geld übersetzbaren Parker-Punkte aus, und auch in der Alten Welt schreibt man diese gern dazu. Ironischerweise ist es somit nun ein Amerikaner, der ebenjenen französischen Weingütern die Preise diktiert, die vor nicht allzu langer Zeit nichts von den USA wissen wollten und allenfalls mit feinem Spott über den Großen Teich blickten. Bei einer solchen Machtfülle lassen kritische Stimmen natürlich nicht lang auf sich warten: Parker erhebe seinen persönlichen, sehr auf die marmeladig-molligen kalifornischen Weine fokussierten Geschmack zum universellen Anspruch. Sein britischer Kollege Hugh Johnson bezeichnete ihn in einer Mischung aus Anerkennung und Abneigung gar als „dictator of taste“.

 

Wie auch immer man selbst zu diesen Weinen stehen mag: gut ist es allemal, dass nicht nur im Sunshine State feine Tropfen erzeugt werden, sondern auch in interessanten Regionen wie den traditionsreichen Finger Lakes in New York oder am Columbia River in Washington, wo nicht „big and bold“ im Vordergrund steht, sondern ordentlich Säure im Spiel ist und Terroirtrinker wie Geschmacksextremisten durchaus auf ihre Kosten kommen. Auch wenn das sprichwörtliche „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ heutzutage in vielen Bereichen des amerikanischen Lebens nicht mehr als solches empfunden werden mag: in Sachen Weinbau sind die Vereinigten Staaten nach wie vor genau das!

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