Hotel Restaurant Zur Post in Odenthal – Grand Opening Bergische Genusstage 2023

Die Bergischen Genusstage, eine Initiative des engagierten, Kulinarik-affinen PR-Manns Markus Bartha, ging in diesem Jahr nach erfolgreichem Start in die zweite Auflage und ich hatte die Gelegenheit, bei der Eröffnungsveranstaltung in Odenthal dabei zu sein.

Dabei hatte ich rückblickend großes Glück, denn eigentlich war der Abend bereits komplett ausgebucht, nach einer Absage meldete sich Markus jedoch und ich griff kurzentschlossen zu, denn was ich im Vorfeld zum Ablauf las, schürte durchaus Vorfreude.

Nicht nur das Menü von Christopher und Alejandro Wilbrand, sowie der hochklassige Service und das stilvolle Ambiente der Post versprachen einen genussvollen Abend, auch das Rahmenprogramm und die angekündigte Moderation von Helmut Gote lasen sich sehr ansprechend.

Es gibt gleich mehrere dieser Abende in verschiedenen, ambitionierten Restaurants im Oberbergischen Raum. Neben den Menüs spielen auch die Vorstellung von Kooperationspartnern wie dem Champagner-Haus Laurent-Perrier, im gestrigen Falle dem Weingut Dreissigacker, der Bergischen Mühlenbäckerei, der Solinger Messer-Manufaktur Güde und regionalen Lieferanten von hochwertigen Lebensmitteln eine durchaus interessante Rolle, ohne dass man den Eindruck einer Werbeveranstaltung erhält.

Ich war eine gute Dreiviertelstunde vor Beginn der Veranstaltung vor Ort, ergatterte mit viel Glück und gutem Timing den letzten Stellplatz auf dem kleinen Parkplatz direkt am altehrwürdigen, Michelin-besternten Hotel-Restaurant in Odenthal und freute mich auf das Kennenlernen mit Markus Bartha und nicht zuletzt mit Helmut Gote.

Wer regelmäßig meine Facebook-Post liest erinnert sich vielleicht daran, dass ich im nach der „Alles in Butter“ Folge zum Guide Michelin einen leicht erbosten Hörerbrief schrieb, weil er den Michelin auf den Thron in Sachen Bewertungs-Kompetenz hob und pauschal alles, was sich abseits der Michelin-Tester bspw. auf TripAdvisor lesen lässt, irrelevanter Mumpitz sei.

Und das empfand ich als unfair so manchen Enthusiasten gegenüber, die sich mit viel Kenntnis und Herzblut dem Thema widmen, zum Teil schon dutzende hochklassige Kochkurse belegt haben, das Erlebte im Restaurant detailreich und kundig beleuchten und somit für viele mehr Nachvollziehbares vermitteln, als zwei, drei pauschale Sätze im roten Büchlein.

Nach einem freundlichen Hallo und etwas Small-Talk sprach ich ihn dann auf darauf an und siehe da, obwohl er nicht geantwortet hatte so hatte ihn meine Nachricht sehr wohl erreicht und er erinnerte sich gut an sie.

Es sollte eine ausführliche, sympathische Aufklärung gepaart mit beidseitiger Wertschätzung folgen, sooo pauschal habe er das ja gar nicht gemeint, und natürlich gäbe es auch immer positive Ausnahmen, die die Regel bestätigen – wenn auch nicht allzu viele.

Wir sprachen über die großen Führer, über Methodik und Analytik, was er sagte ergab Sinn, man war auf einer Wellenlänge, und als wir uns später in einem ruhigen Moment die Hand gaben bei der Verabschiedung und er mir mit einem freundlichen Lächeln ein „hoffentlich bis bald mal“ mit auf den Weg gab, freute ich mich gar ein wenig und war versöhnt.

Gestartet war der Abend in kulinarischer und atmosphärischer Hinsicht schon ausgesprochen angenehm und stilvoll auf der überdachten Terrasse der Post im Obergeschoss.

Das menschlich überaus sympathische Musiker-Duo Moritz und Sören aka „Mo Peacock“ untermalte mit Saxophon und Keyboard stimmungsvoll die Szenerie. Der Jean-Claude Bourgueil-Schüler und Kölner Gastronom Peter Richter trumpfte in seiner „Nebenrolle“ als „Der Austernsommelier“ auf – bewaffnet mit Austernmesser, Kettenhandschuh, Austerngürtel und zwei Austerneimern.

„Sylter Royal“ hatte er heute im Angebot, auf Wunsch pur, in der Bloody Mary Variante oder mit einer Himbeer-Vinaigrette fanden diese auch viele beglückte Abnehmer.

Indes drehte Richard Vervier, der junge, charmante französische Botschafter von Laurent-Perrier, eifrig seine Runden und bot nimmermüd die La Cuvée Brut des Hauses an, die u.a. mit immerhin 92 Parker und 93 Suckling Punkten durchaus zu Recht einen guten Leumund besitzt.

Davon gab es theoretisch natürlich so viel das Herz begehrte und ich bedauerte schon da, mit dem Auto gekommen zu sein und keine Übernachtung erwogen zu haben.

Gegen 19 Uhr dann der Einmarsch in den Gastraum, stimmungsvoll beleuchtet bot man klassische Tischkultur  im Bankett-Format, das hatte Post-typisch viel Stil und besaß positiv-tradierte Eleganz.

Herr Gote bat um Gehör und moderierte routiniert den Abend an, stellte mit Christopher, Alejandro und Sonja Wilbrand die Haupt-Akteure des Hauses vor und schien sich genauso auf das Menü zu freuen, wie die anwesende vorfreudige Gästeschar der wie erwähnt restlos ausverkauften Veranstaltung.

Routine ist auch ein wichtiges Stichwort für das, was jetzt folgen sollte. Es war wie immer eine Freude in der offenen Küche zu beobachten, wie sich das Räderwerk einer eigenspielten Brigade in Gang setzte, ohne große Worte schien jeder Handgriff zu sitzen, wie jeder Ablauf in ruhiger Konzentration vollendet wurde und schließlich die Teller zu den Gästen fanden.

Dabei sei an dieser Stelle auch der herausragend gute Service unter der Leitung von Sonja Wilbrand erwähnt, dessen Leistung sich hinter der Küche in keiner Weise zu verstecken braucht: hochprofessionell und in jeder Hinsicht auf Zack.

Hautnah dabei zu sein, schöne Fotos zu machen und dies hautnah mitzuerleben hat trotz aller Routine auf meiner Seite wie immer große Freude gemacht und ist für mich ein nicht unerheblicher Grund, gerne auf solchen Veranstaltungen mit dabei zu sein – abgesehen von guten Gesprächen und Begegnungen natürlich, wie zum Beispiel mit meinem verehrten Bruder im Geiste Erich Richtsfeld natürlich:

Wir starteten mit einem recht unspektakulären, dennoch schmackhaften Weißbrot aus der Bergischen Mühlenbäckerei, das zwar durchaus aromatisch und ansprechend war, dem man aber eine etwas charaktervollere Kruste gewünscht hätte. Dazu französische Salzbutter erlesener Qualität.

Danach sollte das Amuse folgen:

| Amuse |

Ein sehr geschmackvolles Trio sollte uns erwarten. In einem kleinen Shot-Glas kam eine Bouchot-Muschelsuppe, die mich ein wenig an „Christophers Fischsuppe“ erinnern sollte, die ich in der Post einst genießen durfte. Ganz hervorragend, ein ehrlicher Fond, viel Tiefe, ein Hauch Südfrankreich, einfach gut.

Dazu in einer kleinen, kunstvoll gefertigten, ausgebackenen Teigwaffel ein Tatar vom „Düsselrind“, einer regionalen Premiumzucht die noch im Hauptgang eine Rolle spielen sollte. Auch sehr fein, nicht nur für das Auge.

Zu guter Letzt schließlich als Löffelgericht eine weitere kleine Preziose: Sülze vom Tafelspitz und Edelkürbis. Etwas weich in der Textur aber ebenso ein kleiner wirkungsvoller Appetitmacher wie die anderen beiden kleinen Grüße.

Eine gelungene Mischung, zu der man einen Chardonnay Brut Winzersekt von Dreissigacker servierte, für sich genommen ein hervorragender Sekt, nur hatte er es unmittelbar nach dem Champagner ein wenig schwer.

| 1. Gang |

Bergische Lachsforelle

Riesling Vintages, Cuvée aus fünf Jahrgängen, Weingut Dreissigacker, Bechtheim, Rheinhessen

Eine Tranche einer mildgebeizten Lachsforelle bester Qualität aus einer regionalen Zucht in Wipperfürth, gebettet auf einem Rote Bete Wildkräutersalat. Begleitet von Meerrettich- und Rote-Bete Vinaigrette, einer leichten Dillmayonnaise und hausgemachtem dünnen Knäckebrot für ein wenig Textur.

Der Fisch selbst ein Hochgenuss und das Süße-Säure-Spiel im Gericht, dass die Erdigkeit der Bete aufhob und vergessen ließ, machte es selbst für mich als Rote-Bete Miesepter zu einem kleinen Vergnügen.

Der Biowein aus Rheinhessen war für mich als Rieslingfan ein Geschenk: eine Cuvée aus fünf Jahrgängen, selten so viel Jahrgangstiefe in einem Glas gehabt. Spannend und reich an Nuancen, die die Charakteristik der einzelnen Jahrgänge harmonisch widerspiegelten.

| 2. Gang |

Sommertrüffel

2021 Chardonnay Westhofen, Weingut Dreissigacker, Bechtheim, Rheinhessen

Optisch zunächst vielleicht ein wenig unspektakulär aber geschmacklich ein Gang, der es in sich hatte.

Zuunterst hauchdünn gehobelte Selleriescheiben, süß-säuerlich mariniert und umschmeichelt von einer leichten, cremigen Waldpilz-Sauce in der sich Tropfen von Petersilienöl fanden, darauf Apfelstroh und eine großzügige Menge Sommertrüffel.

Ich bin mir bei diesem Gang nicht zu 100% sicher, ob ich Pilz und Apfel der richtigen Komponente zuordne, dass sie darin vorkamen, ist aber absolut sicher.

Es war bei diesem geschichteten Häuflein Tellerglück sensorisch bisweilen ungewöhnlich schwierig einzelne geschmackliche Facetten exakt zuzuordnen. Fest steht aber, dass dies ein Gericht war, das einen regelrecht umarmte mit einer herbstlichen Molligkeit, die aber leicht und diffizil ausgeführt wurde, ganz wunderbar.

Der begleitende Chardonnay war ein perfektes Pairing, abermals ein ökologischer Wein von Dreissigacker, selektive Handlese, Ausbau zu 100% im Tonneau-Holzfass, 20 Monate Lagerung auf der Vollhefe, ein kraftvoller und dennoch eleganter Wein mit dem Chardonnay-eigenen Schmelz.

| 3. Gang |

Dry Aged Roastbeef von der Metzgerei Sonnenschein

(auf Wein verzichtete ich des Führerscheins zuliebe)

Schon als ich das Tranchieren des auf den Punkt gegarten Fleisches in der Küche verfolgte machte dies Vorfreude auf diesen Gang, der mit Zufriedenheit am Tisch goutiert wurde.

Der Eigengeschmack des neun Wochen trocken gereiften Roastbeef aus einer Vorzeige-Zucht ließ jedenfalls keine Wünsche übrig, intensiv ohne bei den Dry-Aged Tönen zu überborden.

Dazu ganz klassische Pommes Macaire, wilder Brokkoli, ein cremiges, ebenfalls sehr klassisches Selleriepüree und als Sauce eine Rotweinschalottenbutter.

Letztere stand durch die intensive Farbe und fruchtige Noten unter dem Verdacht, hier hätte man noch mit Cranberry nachgeholfen aber ein kurzes Gespräch mit Christopher Wilbrand brachte Aufklärung: nur Schalotten, viel gute Butter, noch viel mehr guter Rotwein und konsequentes Einreduzieren brachten die Fruchtnoten derart auf den Punkt.

Handwerklich perfekt umgesetzt und es schmeckte exzellent, keine Frage.

Allein: auch wenn ich ständig predige, dass gute produktnahe, zugängliche Küche keine Verrenkungen benötigt, um zu gefallen, so hätte ich mir angesichts des geballten Potentials des Wilbrand’schen Könnens einen Hauch mehr Finesse, Diversität und Kreativität für diesen Gang gewünscht, zumal es lediglich ein Vier-Gang-Menü war.

Aber das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau, im Dessert sollte es dann wieder filigraner und diverser zugehen:

| Dessert |

Dessertvariation „Zur Post“

Der Service sollte zunächst tischweise auf kleinen quadratischen Tabletts Mini-Portionen von Crème brûlée und eines lauwarmen Schokoküchleins mit flüssigem Kern servieren – beides perfekt und besonders die gehaltvoll sündige Schokoladen-Opulenz des kleinen Backwerks blieb in Erinnerung.

Auf einem separaten Teller dann noch eine Auswahl von Preziosen aus der Patisserie des Hauses, gekrönt von einer Sesam Krokant Hippe.

Das Brombeer Crémeux überzeugte mit eleganter Textur und intensivem Geschmack, dazu eine Brombeere auf einer Crème brûlée-Creme, auf einem dünnen Schoko-Boden Brombeer-Mousse und –Gelee und zuletzt ein köstlicher kleiner Kuchen, bei dem ich noch diffus zimtig-nussige Noten in Erinnerung habe.

Nicht zuletzt das Sanddorn-Sorbet sorgte für erfrischende Säure, die auch dringend benötigt wurde, das Arrangement möchte ich als gelungenen Café Gourmand bezeichen, das am Tisch bestens ankam.

Nach dem Essen bot man noch Kaffee nach Wunsch und weihnachtliches Gebäck und für die herzhafte Fraktion eine „kleine“ Auswahl von rustikalen Wurstleckereien mit Brot und Senf, die von vielen sehr gerne in Anspruch genommen wurde.

So auch vom Schreiber dieser Zeilen, der auch noch ein, zwei Scheibchen schnabulierte bevor er sich gut gelaunt verabschiedete und nicht im Ansatz bereute, dabei gewesen zu sein.

Schön war’s, und damit danke an Markus Bartha und natürlich den Wilbrands und dem Team der Post: ein sehr gelungener Abend, in allen Disziplinen professionell begleitet, hat Spaß gemacht.

Auf bald in Odenthal!

2 Gedanken zu „Hotel Restaurant Zur Post in Odenthal – Grand Opening Bergische Genusstage 2023“

  1. Bis zum Dessertfeuerwerk wäre ich begeistert dabei gewesen, vielleicht mit einem weitern Gläschen LP zum Amuse, aber der Wurstberg als Nachgang überrascht dann doch. So klein sahen die Portionen eigentlich nicht aus…

    • Och, ich fand das sympathisch Bergisch-rustikal, kam auch sehr gut an. Kleine Mitternachts-Vesper eben. 🤷‍♂️😋

Kommentare sind geschlossen.

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