Whisky Tasting der Extraklasse im The Cornish Arms: Slàinte mhath, dear dirty old town

Wir starten biografisch

Ein Tasting ist ein Tasting ist ein Tasting? Mitnichten. Aber um zu verstehen, warum dieser Abend nicht nur für den mehr oder weniger verkopften Genussmenschen ein Erlebnis, sondern für mich ganz persönlich auch ein emotionales Hochamt war, muss ich etwas ausholen.

In den späten 80ern und frühen 90ern war die Musikfarbe im Radio zwar noch weitaus gesünder als in diesen Tagen, in denen kaum noch Musikredakteure für Playlisten verantwortlich zeichnen, sondern Verkaufscharts und von der Industrie geprägte Heavy-Rotation-Tristesse, aber die seichte Popmusik dieser Tage, von A-ha über George Michael und Co., war nicht wirklich das, was mich als Teenager wirklich abholte.

Als ich damals jedoch auf WDR1 an einem regnerischen Sonntagnachmittag die Single-Auskoppelung „Sunny Side of the Street“ vom fünften Studio-Album „Hell’s Ditch“ der Pogues hörte, war ich wie elektrisiert.

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Die unverwechselbare, rauhe Stimme Shane MacGowans, der Sound der achtköpfigen Folk-Punk Band, die präsente Tin Whistle von Spider Stacy, es war eine einzige Offenbarung und ich bin bis heute wehmütig nostalgischer Fan, der in späteren Jahren viele Konzerte – unvergessen die Weihnachtskonzerte in Dublin – seiner um diverse Eskapaden nie verlegenen Helden live erleben durfte.

Und überhaupt war es irische Musik, die mich damals und eigentlich auch heute noch tief im Herzen berührt. Dazu muss man wissen, dass das Wesen der Insel und ihrer Menschen sich natürlich auch in der Literatur und Musik Bahn gebrochen hat.

Dieses latent bipolare, dieses ständige Mäandern zwischen tiefer Melancholie und Euphorie, das war natürlich ein gefundenes Fressen für die Seele eines pubertierenden Tagträumers, für den jeder leichte Liebeskummer den totalen Weltuntergang oder jede gelungene Party ein mit Freude ausgiebig genossener Moment darstellte.

So waren es u.a. Bands wie The Pogues oder auch ganz traditionelle altgediente Recken wie die Dubliners oder auch junge britische Kollegen wie die Anarcho-Folk-Rocker „The Levellers“, die damals für jede dieser diametralen Stimmungslagen etwas passendes im Repertoire hatten. Entweder mit brachialer Partytauglichkeit, fröhlichen Jigs und Reels – nein liebe Instagram Generation, das waren keine schwachsinnigen Kurzvideos – oder aber tieftraurigen Weisen und Balladen, in denen man voller Selbstmitleid und Weltenschmerz versinken konnte.

The Pogues 1987

Und ich lebte diese Musik, lief stolz mit britischer Wachsjacke und Fred Perry Shirts umher und als ich damals mein erstes Pint Guinness im Irish Pub in der Düsseldorfer Altstadt trank, im Hintergrund der passende Soundtrack lief, fühlte ich mich dermaßen erwachsen und angekommen, dass ich heute noch Gänsehaut bekomme, wenn ich an diesen Moment denke.

Den damaligen Wirt habe ich Jahre später, dank einiger Jahre mit einer irischen Schwiegermutter in spe, auch privat kennengelernt, was ein Haudegen. Und wer sich über die heutigen, in der Presse so oft thematisierten Clan-Strukturen aufregt, der hatte wohl noch nie Einblicke in die damaligen Aktivitäten von Teilen der Irish Community. ?

Die Irish Pubs galten wenig später in ganz Europa als das schnellstens wachsende gastronomische Segment überhaupt, sie schossen wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden.

In Solingen gab es das altehrwürdige Tom Bombadil an der Burger Landstraße, später das Hedgehog auf der Wittkullerstraße – bevor Jason Byrne sich mit dem Shamrock, dem heutigen „Café Art“ selbständig machte und schließlich „aus Gründen“ wieder zurück nach Irland ging, wo er sein Glück machte – und natürlich auch das Steinenhaus von Klaus und Susi Krämer, das sich aber immer schon als „Cornish Pub“ verstand.

In den Abitur-Jahren kellnerte ich seinerzeit einige Zeit im Hedgehog, war stolz als ich endlich beherrschte, ein Kleeblatt in die Guinness-Schaumkrone zu zapfen – DAS ist Kunst, drop dead wimpy „Barista Artists“ mit eurem Kaffee-Kokolores ? – und feierte die ein oder andere gute Party mit Jason.

Großartige Parties, wir sprachen nur Englisch und die jungen Damen im Bergischen hielten auch mich – damals mit weniger Kilos, mehr Haaren und selbst in einem engen Guinness-Polo sehr ansehnlich – für einen irischen Ex-Pat, was die Anbahnung amouröser „Kurzzeit“-Beziehungen an solchen Abenden nicht unwesentlich erleichterte.

In diesen schönen Zeiten brauchte auch das Steinenhaus dringend Unterstützung im Service und ich war schnell mit von der Partie, ca. 1,5 Jahre half ich dort gerne aus und habe die Art und Weise in der Klaus den Laden verkörperte, wie er mit seinen Gästen umging und wie ideenreich er den Pub immer weiterentwickelte stets sehr bewundert.

Unvergessen bleiben die Momente, in denen Klaus noch mitten in der Nacht den Pizzaofen anschmiss, um mir das späte Abendessen zu verschaffen, das ich vorher meist nicht haben konnte, glücklich fuhr ich mit meist gutem Trinkgeld und einer duftenden Pizza auf dem Beifahrersitz zurück zum Elternhaus in Unterburg und hatte das Gefühl, perfekter hätte ein Abend in meiner damaligen Welt nicht laufen können.

Im Hier und Jetzt

Heute laufe ich eher selten mit Doc Martens und Pogues Tour-T-Shirts durch die Gegend, Irland als Sehnsuchtsort und die Liebe zur Musik ist jedoch geblieben und ich denke oft und gerne an diese prägenden und unbeschwerten – sieht man von diversen jugendlich überzeichneten Liebesdramen ab – Jahre zurück.

Als ich vor einigen Wochen auf der Suche nach einer neuen Brille war und im beschaulichen Solingen partout nicht das fand, was ich anvisiert hatte, postete ich leicht resigniert aus einer Laune heraus etwas auf Facebook, zeigte ein Modell, das mir zusagen würde und fragte, ob jemand einen guten Tipp für einen Optiker hat, der Wert auf individuelle Brillenmode und gute Beratung legt.

Die Antworten ließen nicht lange auf sich warten und ein Name fiel recht häufig: Stefan Lorbach sei mein Mann der Stunde, ein örtlicher, in Ohligs ansässiger Optiker.

Bei dem Namen wurde ich stutzig, hatte dieser Herr mir nicht recht kürzlich eine Freundschaftsanfrage auf Facebook geschickt, nachdem er meinen Post zum Dinnerabend im Restaurant Pfaffenberg so nett kommentiert hatte?

Und Tatsache, es war genau dieser Stefan Lorbach, er schrieb mich an, wir kamen per Direktnachricht ins Gespräch und ein Termin in Sachen Brille in seinem Laden war schnell verabredet.

Ich wunderte mich zwar etwas, warum er mich insbesondere fragte, ob ich Whisky möge aber Genussmenschen sind ja oft passionierte, schrullige Zeitgenossen, ich dachte mir nichts dabei und antwortete wahrheitsgemäß, dass ich kein großer Spirituosen-Fan sei und besonders mit strengen, torfigen Single-Malts in der Vergangenheit doch meine Probleme hatte, ohne dass ich die Dimension und Bedeutung der Whisk(e)y-Kultur in Abrede stellen würde.

Der Hintergrund dieser Frage wurde mir dann in der Folge klar – ich habe meine neue Brille übrigens in der Tat bei ihm gefunden und bin sehr glücklich damit – als er mir vor Ort anschaulich erklärte, dass er (er drückte es nicht so aus aber die Fakten sprachen für sich) ein in der Whisky-Szene überaus bekannter und renommierter Experte sei, der sich seit Jahrzehnten dem Thema verschrieben hat und regelmäßig heiß begehrte Tastings organisiert, in denen er seltene Raritäten verkosten lässt und diese tiefgründig moderativ begleitet.

Das nächste habe er gerade in Planung, und zwar im The Cornish Arms, dem jetzigen Pub von Klaus und Susi Krämer, die nach einigen Jahren im Ausland zurück nach Solingen kehrten und in Gräfrath im denkmalgeschützten Bergischen Schiefer ihr neues Wirtspaar-Glück gefunden haben.

„Wenn die Welt ein Dorf ist, dann ist Solingen darin die Lindenstraße!“, war in den Jahren, in denen es die kultige ARD Serie noch gab und in deren Cast bzw. deren Rollen wohl jeder mit jedem entweder ein Verhältnis hatte oder sich in den Jahren sonst wie über den Weg liefen, immer meine Standardaussage zum Thema: „Hier kennt irgendwie fast jeder jeden.“.

Und natürlich kannte Stefan auch Klaus seit vielen Jahren und selbst mit Jason Byrne hat er bis heute Kontakt wie sich zeigte, schon da wurde ich persönlich berührt, als er mir u.a. erzählte, wie es für Jason in Irland weiterging und wohin es Klaus zwischenzeitlich verschlagen hatte.

An diesem Abend entschied ich mich kurzentschlossen, an dem Tasting teilzunehmen. Ich hatte es seit der Eröffnung des Cornish Arms peinlicherweise noch nie dorthin geschafft und auch ein reines Whisky Tasting hatte ich mangels wirklich tiefem Interesses nie wahrgenommen. Eine gute Kombination aus Wiedersehensfreude und Genuss-Fortbildung also: ich freute mich wahnsinnig auf den Abend, noch gesteigert dadurch, dass Klaus mich wenig später anrief und ich seine Stimme seit fast 30 Jahren erstmals wieder hörte.

Der „große Tag“ war gekommen

Selten erschien ein Taxi schon vorab derart sinnvoll wie heute und als ich am Täppken vor dem Pub stand fühlte es sich schon da an, wie ein Nachhausekommen der gesteigert emotionalen Sorte.

Bereits die Fassade ist derart authentisch und einladend gestaltet und illuminiert, dass es jedem Fan der britischen Inseln schon da einen wohligen Schauer über den Rücken jagen dürfte; ein Eindruck, der sich im Inneren noch steigerte.

Als ich eintrat, war die innere Zeitreise dann fast schon perfekt, natürlich lief der perfekte Song zum Moment, die Pogues mit „Dirty old town“, da musste ich erst mal innehalten und schaute mich um, fröhliche Menschen tranken Stout und Ale. Und wenn man nicht genau wüsste, dass vor dem Haus die Wuppertaler Straße und keine beschauliche Country Road im ländlichen Cornwall liegt, man könnte sich schon fragen, ob man beim Eintreten nach Südengland gebeamt wurde, ganz nach dem Prinzip der „Zaubertür“ in der Mini-Playback Show.

Klaus hat sich nicht geändert, wo der Mann die Jahre optisch gelassen hat weiß ich nicht, wobei ich nicht genau weiß, ob die Tatsache, dass er damals genauso alt aussah wie heute, gegen oder für seinen jetzigen oder damaligen Lebenswandel spricht – vielleicht balsamiert man ihn auch nächtens mit Drambuie, man weiß es nicht.

Das war natürlich nur die gehässige Retourkutsche für seine Begrüßung an diesem Abend, denn seinen Humor hat er – gottseidank – auch nicht verloren, ganz der Alte wurde ich durch den halben Laden mit einem zünftig geschmetterten „Da isser ja endlich, der hässliche Vogel!!“ begrüßt, bevor man sich lachend herzlich umarmte.  

Auch der Master of Ceremony Stefan Lorbach war bereits vor Ort und freute sich über mein Kommen, stilvollendet gekleidet war er, mit edlem Westen-Zwirn und Taschenuhr, ein Anblick für die Whisky Götter.

Der Verkostung erster Teil

Das Tasting fand im nicht minder behaglichen oberen Gastraum statt, das Feuer prasselte im Kaminofen und die Atmosphäre in der liebevoll dekorierten Stube sucht ihresgleichen, einfach unbeschreiblich schön und stimmungsvoll.

Mit 25 Teilnehmern war der Abend ausverkauft und die Tatsache, dass dem Vernehmen nach hier nicht wenige Wiederholungstäter mit von der Partie waren, sprach schon da für die Qualität der Lorbach‘schen Verkostungsabende.

Ein schöner Platz an einem kleinen Vierertisch direkt vor der „Moderationsbühne“ war noch frei, ein Vater-Sohn Gespann und ein einzelner Herr, allesamt gesprächige und sympathische Zeitgenossen, mit denen die Zeit am Tisch sehr viel Spaß machte.

Und gottlob versicherten sie mir, mehr oder wenige interessierte Laien zu sein, ohne das nerdige, tiefe Fachwissen, mit dem man sich in Whiskykreisen gerne brüstet, was mich mit meinem eher breiten aber flachen Wissen in dieser Hinsicht sehr beruhigte.

Sorgsam hatte Stefan den Abend orchestriert, sich viel Gedanken um die Dramaturgie in der Reihenfolge seiner teilweise extrem seltenen sieben Single Malts gemacht, die es zu würdigen und zu verkosten galt.

Schon bei den Gesprächen in seinem Laden wurde offenbar, wie sehr er für das Thema brennt und welch immenses Fachwissen in ihm schlummert. Wenn man ihn reden lässt, hat man nach einer Viertelstunde das Gefühl, er kennt die Historie und Besitzverhältnisse jeder einzelnen schottischen Distillery, jede Abfüllung und jedes Detail die schottische Whisky-Kultur betreffend.

Das unterstrich er in seiner Begrüßung und der Anmoderation den Abend betreffend abermals deutlich, ruhig und routiniert vortragend stieg er in das Thema ein, während seine Frau Ute charmant assistierte und sich u.a. um das zeitige Füllen der Gläser kümmerte.

Die Whisky-Karte sagte mir bis auf geläufige Begriffe wie „Single Cask“ oder „Bourbon bzw. Sherry Cask“ oder „Peated“ natürlich wenig was die Destillen angeht, aber das weckte natürlich noch mehr Vorfreude.

Wir starteten mit einem vergleichsweise zugänglich, milden Glengoyne 8 Years aus einer Einzelfass-Abfüllung mit lediglich 202 Flaschen, das Ganze aus dem Bourbon-Fass.

Herrlich, besonders die toastigen Brioche-Töne blieben in Erinnerung, wobei ich es eher geschätzt hätte, wenn Stefan grundsätzlich seine persönlichen Tasting-Notes zumindest einzelne Aromen betreffend erst später vorgetragen hätte.

Denn wie er treffend anmerkte, ist hochklassiger Whisky ein geschmacklich unerhört komplexes Produkt, der eine schmeckt gewisse Aromen mehr heraus als andere, die wieder andere gar nicht wahrnehmen.

Wenn man aber vorher hört, „Leder, Rauch, Tabak, zitrische Noten im Abgang“ hat das natürlich immer einen unterschwelligen suggestiven Effekt, das heißt man ist als Laie sensorisch voreingenommen und versucht krampfhaft, genau diese Noten zu erschmecken.

Gottlob bin ich da durch das Thema Wein weitgehend abgehärtet aber die Mitstreiter am Tisch sahen diesen Punkt wie ich, es mag bei Whisky-Tastings allerdings auch in dieser Art zum guten Ton gehören und gestört hat es letztlich auch nicht wirklich.

Während von unten leise keltisch-konnotierte Musik heraufdrang nahm der Abend seinen Lauf und faszinierend für mich was zu erleben, wie sanft und komplex diese Fassstärken von bis zu 56,5% messenden Raritäten sich opulent auf dem Gaumen präsentierten.

Während mancher Supermarkt-Schund, den man, um es mit Stefans Worten zu sagen „Keinem Esel ins Ohr schütten würde“, schon bei 40% so sprittig schmeckt, dass man sich besorgt fragt, ob man vielleicht etwas zur „äußeren Anwendung“  im Glas hat, ist trotz des hohen Alkoholgehaltes davon hier nichts zu spüren.

Auch wenn er mir sagte, dass Whisky selten besser wird, wenn man ihn mit Wasser verdünnt, animierte er uns doch hin und wieder, mit Hilfe der Pipetten und dem Quellwasser auf dem Tisch doch ein paar Tropfen in die stilvollen Nosing Glasses zu geben, um zu erleben, wie der ein oder andere Whisky doch seinen Charakter leicht ändert und z.B. leicht pfeffrige Noten mehr Raum erhielten – „Faszinierend!“ hätte Spock wohl gesagt, und das war es in der Tat.

Es folgte mit dem Aberlour 12 Years aus dem Sherry Fass ein für mich perfekter Weihnachtswhisky bevor wir mit dem Allt Dour 2 Blair Athol 12 Years ein wenig Solinger Lokalkolorit auf den Tisch bekamen.

Eine Flasche der „Brothers in Malt“, deren Bedeutung mir erst an diesem Abend offenbar wurde, obwohl mich „Malzbruder“ Christian Vohl schon im letzten Sommer kontaktierte und mich zu einem Tasting eingeladen hatte.

Ich freute mich, aber es klang wie ein Hobby-Club von Whisky-Freunden, dass sie selbst abfüllen und solch grandiose Ergebnisse erzielen, war mir überhaupt nicht bewusst. Das wird dringend nachgeholt und ich werde allzu gerne darüber schreiben.

Mit dem Annandale 7 Years aus den Lowlands ging es erstmalig in leicht torfige Gefilde und ich kann vorwegnehmen, dass mein Torf-Trauma vergangener Jahre an diesem Abend geheilt wurde. Elegant reihte sich der Torf, wie auch bei den folgenden „Peated“ Spielarten, in eine Symphonie von Aromen ohne vordergründig plakativ zu sein. Augenöffnend!

Stewy dinner break

Vier Whiskys und das ein oder andere Pint Guinness machten nachdrücklich Appetit und als ein herrlicher Duft durch den Raum waberte waren wir doch froh über die nun folgende Leib- und Magenpause.

Als ich hörte, dass es „Irish Stew“ geben würde hatte ich schwere Befürchtungen, denn mein erstes und letztes echtes Irish Stew hatte ich vor über 15 Jahren in Dublin und fand es entsetzlich, obwohl es in dem dortigen Lokal zu den beliebtesten Gerichten gehört.

Traditionell mit Hammel oder Lamm der Sorte „Stallgeruch tut gut!“ gekocht, eine laffe Gemüsesuppe mit riesigen Klumpen Kartoffel und Karotte mit wenig sonstigem Geschmack, absolut furchtbar.

Aber hier im Cornish Arms gottlob nicht, nicht nur optisch ging das ganze deutlich in Richtung einer sehr guten klassischen Gulaschsuppe, mit viel gutem Guinness – der Steak and Ale Pie ließ entfernt grüßen – und Whisky in der Soße, das Rindfleisch butterzart und relativ mager: das ideale Essen bei dieser Witterung, wir löffelten alle zufrieden und nahmen gerne noch einen Nachschlag, während der Kaminofen von außen wärmte und der Magen sich sichtlich über die kernige Grundlage freut.

Ein Essen, das wie eine Visitenkarte für die Küche von Klaus und Susi steht: bodenständig, ehrlich und einfach nur verdammt lecker ohne Schnickschnack. So, wie guter Pub Grub im besten Fall sein sollte und ich freue mich sehr darauf, bald mal einfach nur auf ein Guinness und Cornish Pasty und Co. reinzuschauen.

Der Whisky-Freuden zweiter Teil

Elegant torfig sollte es weiter gehen nach der Pause, mit einem alterslosen 1770 Glasgow NAS aus den Lowlands, bevor es mit dem Mr. Peat, ebenfalls ein NAS (No Age Statement), von Fox Fitzgerald dann doch etwas kräftiger in Sachen Rauch und Torf zur Sache ging, aber immer noch Lichtjahre von den erwähnten schrecklichen Whisky-Erlebnissen entfernt, bei denen ich beim ersten Schluck das Gefühl hatte, in einen schon leicht angekokelten Torfklumpen gebissen zu haben.

Der für mich krönende Abschluss folgte dann mit einer auf lediglich 87 Flaschen limitierten Auflage eines 7 Years old Duncan Taylor (The Octave) aus der unaussprechlichen Bunnahabhain Distillery, ebenfalls gereift im Sherry Fass.

Unfassbare Komplexität, ich war so verblendet von den großen Markenwhiskys mit ihrer unausgewogenen flachen Aromatik, ich hätte nicht gedacht, wie viel in einem Single Malt auf diesem Niveau schlummern kann.

Überhaupt wusste ich manchmal nicht, was mehr begeisterte, die reichhaltige Nase, der Antrunk oder mancher schier endlose Abgang, ganz großes Kino, das den Preis von 89 Euro für das Tasting-Ticket spielend rechtfertigte. Zumal in diesem Format und Ambiente, denn alleine das Wissen, was er an diesem Abend vermittelte, war ein Hochgenuss für Interessierte aller Whisky-Hobbyisten-Ligen.

Gegen ca. 22:30 – ich bin mir nicht mehr ganz sicher – fand Stefan Lorbach dann schließende Worte, gefolgt von lang anhaltendem Applaus der Anwesenden, womit der Abend aber kein jähes Ende nahm.

Nein, es galt ja noch die Reste aus den Flaschen unter das Volk zu bringen, noch lange gemeinsam zu fachsimpeln, ein paar nette Fotos zu machen, leicht Whisky-selig in den Kamin zu schauen und nach dem gesteigert kommunikativen Abend ein wenig bei sich zu sein und den Moment zu genießen.

Was bleibt?

Ein Abend voller bereichernder Begegnungen, Genuss und interessanter Erfahrungen, dass mich Stefan und Ute – nochmals ganz herzlichen Dank – im Anschluss noch mit zurück nach Höhscheid nahmen und meine angeduselte Dampfplauder-Stimmung ertragen mussten war dann noch ein kleines Sahnehäubchen auf dem Ganzen, das ich zu keiner Sekunde bereut habe.

Ganz im Gegenteil sogar, ich kann es kaum erwarten hier wieder aufzuschlagen und auch beim nächsten Tasting werde ich gerne dabei sein, wenn es sich ergibt.

Danke an Stefan Lorbach, dem zu verdanken ist, dass ich Whisky und Single Malts nun mit ganz anderen Augen – und einem anderen Gaumen – sehe und verkoste als je zuvor.

Und natürlich auch an Klaus und Susi und das ganze Team vom Cornish Arms, es war mir eine riesengroße Freude, die ich eigentlich gar nicht wirklich in Worte kleiden kann, ich sage einfach nur von Herzen danke und mar sin leibh!

2 Gedanken zu „Whisky Tasting der Extraklasse im The Cornish Arms: Slàinte mhath, dear dirty old town“

  1. Danke für die Zeitreise lieber Peter und lass mich mal wissen, wann Du wieder zu einem Tasting dort bist.
    Liebe Grüße von der Höhe hinter dem Tal.
    Jochen

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